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02.11.2000 09:50

KDA initiierte neue Generation von Altenpflegeheimen

Klaus Großjohann Pressesprecherin
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.

    Eine "neue Ära" im Altenpflegeheimbau wurde nach der Bewertung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) jetzt in Dießen am Ammersee (Oberbayern) eingeleitet. Erster Neubau mit familienähnlichen Hausgemeinschaften bezogen.

    KDA initiierte neue Generation von Altenpflegeheimen
    Erster Neubau mit familienähnlichen Hausgemeinschaften bezogen

    (KDA) Dießen am Ammersee
    Eine "neue Ära" im Altenpflegeheimbau wurde nach der Bewertung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) jetzt in Dießen am Ammersee (Oberbayern) eingeleitet. Mit dem ersten fertig gestellten Neubau und dem Bezug einer Altenpflege-Einrichtung mit sechs eigenständigen familienähnlichen Hausgemeinschaften für jeweils sieben pflegebedürftige und demenzkranke ältere Menschen startete "ein Pflegeheimmodell mit Zukunft, das den Bewohnern mehr Lebensqualität und dem Personal mehr Zufriedenheit bietet." Das meinte Hans-Peter Winter, Leiter der KDA- Abteilung Architektur, heute auf einer gemeinsam vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und KDA veranstalteten Fachtagung zum "Leben in Hausgemeinschaften" in Dießen.
    Nach den Alten-Verwahranstalten aus den 60-er Jahren, den krankenhausähnlichen Heimen aus den 70-er Jahren, den Pflegeeinrichtungen mit Wohngruppen und Wohnbereichen aus den 80-er und 90-er Jahren sei jetzt mit den Hausgemeinschaften eine neue richtungsweisende, vierte Generation im Altenheimbau entstanden, erläuterte Winter.
    Das Kuratorium Deutsche Altershilfe, das seit über 25 Jahren die Entwicklungslinien im Pflegeheimbau beeinflusst, initiierte solche familienähnliche Gemeinschaften und unterstützt die Planung und Umsetzung dieser neuen Wohn- und Lebensformen für ältere Menschen. Auch das Bundesgesundheitsministerium "steht zu der Idee der Hausgemeinschaften", erklärte Ministerialrat Klaus Feckler, Referatsleiter im Bundesgesundheitsministerium auf der Fachtagung. Denn damit würde ein neuer Rahmen für ein menschliches Miteinander von pflegebedürftigen Menschen mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit und Normalität geschaffen.
    Besonders modellhafte Hausgemeinschafts-Projekte - wie das in Dießen - fördert das BMG auch finanziell im Rahmen seines "Modellprogramms zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger."

    Drei Einzelhäuser mit sechs eigenständigen Hausgemeinschaften

    Im "Seniorenwohnpark Dießen", einer Einrichtung der oberbayerischen Arbeiterwohlfahrt (AWO), wurden auf einem begrünten Gelände drei zweigeschossige Einzelhäuser errichtet, die über ein gläsernes Atrium miteinander verbunden sind. Auf jeder Etage dieser barrierefreien Neubauten befindet sich eine eigene (vollstationäre) Hausgemeinschaft für jeweils sieben pflegebedürftige ältere Menschen.
    Jeder Bewohner hat ein 21 Quadratmeter großes Einzelzimmer mit Bad und WC. Die Bewohnerzimmer gruppieren sich um einen gemeinsamen Wohnbereich und eine offene Wohnküche, die für das Leben in jeder Hausgemeinschaft von zentraler Bedeutung ist. Denn die älteren Menschen - zumeist sind es Frauen - beteiligen sich, sofern sie können und mögen, an den ganz normalen Alltags-Aktivitäten wie etwa Kochen, Spülen, Abtrocknen oder Putzen. Oder sie verfolgen ganz einfach am großen freistehenden Esstisch mit, wie sich das "normale" Leben in der Wohnküche abspielt. Der ganz gewöhnliche Alltag mit seinen aus früheren Tagen vertrauten Bewegungsabläufen, Geräuschen und Gerüchen wird so quasi zur "Therapie". Begleitet und unterstützt werden die Bewohner von festen Bezugspersonen (etwa Hauswirtschaftskräften), die zwischen sieben Uhr morgens und 22 Uhr abends ständig in "ihrer" Hausgemeinschaft anwesend sind.
    Sie sind zunächst Ansprechpersonen für alle und alles und helfen etwa beim An- und Ausziehen, Anlegen von Verbänden, der Planung und Zubereitung der Mahlzeiten, der Reinigung der Wohnung und der Wäsche oder der Vermittlung von Kontakten - beispielsweise zu Angehörigen, Ärzten oder Pflegefachkräften.
    Weitergehende Pflegeleistungen werden je nach Bedarf durch Fachkräfte eines hauseigenen Pflegedienstes des Seniorenwohnparks erbracht. Auch nachts ist ständig eine Pflegefachkraft anwesend, die dann als Nachtwache für alle sechs Hausgemeinschaften fungiert und zusätzlich von einem Bereitschaftsdienst unterstützt werden kann.
    Für die sechs Hausgemeinschaften mit insgesamt 42 Bewohnern in Dießen sind 25,5 Vollzeitstellen vorgesehen - darunter 7,2 Planstellen für den hauseigenen Pflegedienst. Die Kosten für die Hausgemeinschaften werden genauso berechnet wie in anderen stationären Einrichtungen der Altenhilfe und richten sich nach der jeweiligen Pflegeeinstufung. So ist in Pflegestufe I ein Entgelt für die Wohnung, Pflege und Mahlzeiten von 129,22 DM pro Tag zu zahlen, für Stufe II sind 156,66 DM und für Stufe III 178,71 DM festgelegt. Damit liegen die Sätze zwar etwas über den durchschnittlichen Entgelten in den übrigen 16 stationären Pflegeeinrichtungen des AWO-Bezirksverbandes Oberbayern. Dafür sind aber schon durch die ständige Anwesenheit von festen Bezugspersonen während des Tages die (Betreuungs-)Leistungen und die Lebensqualität hier höher als in konventionellen Pflegeheimen.

    Baukosten im Rahmen der Richtwerte

    Die Baukosten belaufen sich auf rund 180.000 DM pro Hausgemeinschafts-Platz und liegen damit im Rahmen der Kostenrichtwerte der Länder für den Pflegeheimbau (ca. 150.000 - 180.000 DM pro Platz). Dabei steht den Bewohnern mit ihren relativ großen Einzelzimmern und "ihrem" Wohn- und Essbereich in den Hausgemeinschaften sehr viel mehr privater Raum zur Verfügung als in den meisten herkömmlichen Pflegeheimen.
    Zugunsten dieser Privatsphäre, die Geborgenheit und Normalität vermittelt, wird in Hausgemeinschaften bewusst auf kostspielige zentrale Flächen und Einrichtungen, wie Empfangshallen, Zentralküchen, Verwaltungstrakte, Speise- und Festsäle verzichtet.
    Neben dem jetzt fertig gestellten Hausgemeinschafts-Modell in Dießen sind derzeit bereits 15 andere vollstationäre Hausgemeinschaftsprojekte, die vom KDA initiiert und beraten wurden, im Bau oder in der Planung. Hausgemeinschaften sollten aus der Sicht des KDA aber nicht nur zunehmend beim Neubau von Pflegeeinrichtungen berücksichtigt werden. Auch bei der in den nächsten Jahren dringend notwendigen Modernisierung und Sanierung von mindestens 100.000 Pflegeheimplätzen sollte dieses neue Konzept, das pflegebedürftigen und desorientierten älteren Menschen ein würdevolles Leben und Wohnen ermöglicht, verstärkt umgesetzt werden.

    Neue KDA - Publikation informiert über Bau - und Personalplanung

    Über den neusten Stand zum Thema "Hausgemeinschaften", sowie viele wichtige Hilfen und Details zur Bau- und Personalplanung informiert der gerade erschienene Band "Hausgemeinschaften - die 4. Generation des Altenheimbaus - Eine Dokumentation zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger" aus der Reihe "BMG-Modellprojekte", Band 8.
    Die 74-seitige Publikation mit 20 Farbfotos, 30 Grundrissen und sieben Grafiken ist gegen eine Schutzgebühr von 10,-(DMzuzüglich Versandkosten) beim:
    Kuratorium Deutsche Altershilfe
    Versand
    An der Pauluskirche 3
    50677 Köln
    Fax 0221/93 18 47-6
    zu beziehen.


    Weitere Informationen:

    http://kda.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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