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02.11.2000 18:48

Bisphenol A - Umweltchemikalien undFortpflanzungsstörungen

Dipl.Pol. Justin Westhoff UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    Mit SPERRFRIST
    Internationale Tagung:
    Bisphenol A:Low dose effects - high dose effects
    Berlin, 18.-20. November 2000
    Mit Einladung zur Pressekonferenz

    Bisphenol A ist eine hormonell aktive Substanz. Sie wird von der chemischen Industrie für die Produktion von Polykarbonat und Epoxyharzen hergestellt, kommt unter anderem in Plastikverpackungen vor und ist mittlerweile fast überall in der Umwelt nachweisbar.
    Zugleich ist Bisphenol A auch unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten eine Art Musterbeispiel für die Frage, in wie weit Industriechemikalien generell nicht nur die Umwelt beeinträchtigen, sondern auch bei Mensch und Tier zu Schäden führen.
    Fast alle biologischen Prozesse werden durch Hormone gesteuert. Bisphenol A gehört zu jenen Industriechemikalien, die in der Umwelt hormonelle Wirkungen entfalten. Sie können somit negativ auf das Wachstum und die vorgeburtliche Reifung des Organismus und die zur Fortpflanzung notwendigen Organfunktionen wirken.
    Mehrere epidemiologische Studien haben gezeigt, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Samenqualität des Mannes vermindert hat. Diese Befunde werden - insbesondere von der chemischen Industrie - mitunter angezweifelt.
    (Weiteres siehe unten)

    Das Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der FU Berlin/Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) veranstaltet gemeinsam mit dem Umweltbundesamt (UBA) eine internationale Tagung mit allen führenden Fachleuten auf diesem Gebiet, bei der die Erkenntnisse zu Bisphenol A zusammengetragen und eine Resolution über das weitere Vorgehen verabschiedet werden sollen. Darüber hinaus dient der Workshop der Suche nach verfeinerten Methoden, um die Risikoeinschätzung von Umweltchemikalien grundsätzlich zu verbessern.

    Im Namen der Veranstalter laden wir Medienvertreter hiermit ein zur
    Pressekonferenz am 20. November 2000, 11.00 Uhr
    im Harnack-Haus (Gästehaus der Max-Planck-Institute) Ihnestraße 16, 14195 Berlin(-Dahlem).
    Selbstverständlich können Sie auch die gesamte Tagung verfolgen.
    Das komplette Programm und alle Informationen finden Sie unter:
    http://www.bisphenol-a.de/Bitte seien Sie so nett, MWM-Vermittlung bis spätestens 15.11. mitzuteilen, ob wir mit Ihrer Teilnahme rechnen dürfen.
    Bei Fragen im Vorfeld können Sie sich auch gerne direkt an die am Ende dieser Mitteilung genannten Ansprechpartner wenden.
    Sperrfrist für die Berichterstattung (außer Veranstaltungshinweise) ist jedoch der 18.11., mittags.
    Ihre Gesprächspartner bei der Pressekonferenz werden sein:
    ° Prof. Dr. Ibrahim Chahoud, Inst. f. Toxikologie der FU / UKBF
    Tagungsleiter
    ° Dr. Andreas Gies, Umweltbundesamt
    Leiter des Fachgebietes "Bewertung des Zustandes der Umwelt, Bewertungsmethodik"
    ° Dr. Ellen Silbergeld, University of Maryland/USA
    Beraterin der amerikanischen Umweltbehörde EPA
    ° Ein(e) Vertreter(in) der Fa. Bayer AG (angefragt)

    HINTERGRUND
    Bisphenol A:Low dose effects - high dose effects
    Tagung in Berlin, 18.-20. November 2000

    Fast alle biologischen Prozesse bei Mensch und Tier werden durch Hormone gesteuert. Einige Industriechemikalien haben die Eigenschaft, in der Umwelt hormonelle Wirkungen zu entfalten. Sie können somit auf das Wachstum und die Reifung des Organismus und die zur Fortpflanzung notwendigen Organfunktionen wirken. Beim Menschen zeigten mehrere epidemiologische Studien, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Samenqualität des Mannes vermindert hat. Weiterhin wurden Veränderungen an Fortpflanzungsorganen von wild lebenden Tieren durch diese Art der Umweltverschmutzung beobachtet. Im angelsächsischen Sprachgebrauch werden die hormonwirksamen Chemikalien als "endocrine disruptors" bezeichnet. Die vorgeburtliche Geschlechtsentwicklung, also die Entwicklung zu einem männlichen oder weiblichen Individuum, ist sehr empfindlich gegenüber gering gradigen hormonellen Dysregulationen. Darüber hinaus ist jede Fehlentwicklung nicht mehr "reparabel". Daher bergen "endocrine disruptors" während dieser Entwicklung ein hohes Gefahrenpotential.

    Aus diesem Grund sind nationale und internationale Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet entstanden. Die amerikanische Umweltbehörde (EPA) stellte fest, dass fast 80.000 unterschiedliche Chemikalien möglicherweise hormonelle Aktivitäten entfalten können, was den Umfang der Gefährdung für Mensch und Tier deutlich macht.

    Das Risiko, das von einer solchen Substanz ausgeht, ist nicht immer gleich. Es hängt von der Schadstoffmenge ab, der ein Organismus ausgesetzt wird, ferner von dem Zeitraum und der Toxizität ("Giftigkeit") der Substanz. Studien zur Risikoabschätzung berücksichtigen daher immer die Toxizität, die Dosisantwort und die Exposition der Chemikalie.
    Bei toxikologischen Untersuchungen werden die Studien so geplant, dass eine Dosis ohne Effekt ("no observed effect level"; NOEL) definiert wird. Im allgemeinen wird jede darunter liegende Dosis als Niedrigdosis ("low dose") betrachtet und nicht untersucht. "NOEL" bildet die Grundlage für jene Substanzmenge, in der eine tägliche Aufnahme nur mit einem sehr geringen Risiko verbunden sei und somit akzeptiert werden könne. Es ist indessen sehr umstritten, ob dieser Grundsatz (Niedrigdosis = kein Effekt) für "endocrine disruptors" gelten kann, weil aus vielen physiologischen Prozessen bekannt ist, dass die Dosisabhängigkeit nicht linear verläuft. Auch ein niedriger Dosisbereich kann Effekte hervorrufen, die entweder nicht im hohen Dosisbereich auftreten oder das Gegenteil der Effekte im hohen Dosisbereich zeigen. Wird diese Annahme bestätigt, müssten die für die Fortpflanzungstoxikologie behördlich vorgeschriebenen Untersuchungen grundlegend geändert werden, um das Risiko im Niedrigdosisbereich zu erfassen.

    Bisphenol A (BPA) ist eine hormonell aktive Industriechemikalie, die auch östrogene Wirkung hat. BPA wird von der chemischen Industrie für die Produktion von Polykarbonat und Epoxyharzen hergestellt. BPA wird in so vielen Bereichen eingesetzt, dass die Substanz als überall vorkommend ("ubiquitär") bezeichnet werden kann. Sie wird verwendet unter anderem für Plastikverpackungen, Babyflaschen aus Plastik, Innenbeschichtungen von Konservendosen und zahnmedizinisches Material. 1995 wurden in der Bundesrepublik 210.000 t BPA produziert, über die Endprodukte gelangten insgesamt 114.300 t in die Abfallentsorgung, 67.400 t auf Müllhalden und 46.900 t in die Müllverbrennung.

    Deshalb wird Bisphenol A in Bezug auf seine Umweltwirkungen im Niedrig- und Hochdosisbereich untersucht. Die Ergebnisse weichen jedoch gravierend voneinander ab. Während die Universitäts-Laboratorien Effekte bei geringen Mengen feststellten, kamen die im Auftrag der Industrie durchgeführten Studien zu anderen Ergebnissen.

    Dies führte zu einer heftig geführten Auseinandersetzung über die Grundlagen für die Risikoabschätzung von BPA. Die Tagung am Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) der FU soll vor allem auch dazu dienen, Behörden bei ihren Entscheidungen zu beraten.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Ibrahim CHAHOUD
    Tel.: (030) 8445-1750
    und
    Dr. med. Gilbert SCHÖNFELDER
    Tel.: (030) 8445-1704
    Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der FU
    Universitätsklinikum Benjamin Franklin
    Garystraße 5, 14195 Berlin
    Fax.: +49 30 8445 1761
    E-Mail: schoenfe@zedat.fu-berlin.de
    sowie:
    Dr. Andreas GIES
    Umweltbundesamt
    Tel.: (030) 8903-2860
    E-Mail: andreas.gies@uba.de

    Pressekontakt:
    MWM-Vermittlung
    Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
    Tel.: (030) 803 96 86; Fax: 803 96 87
    E-Mail: mwm@mwm-vermittlung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bisphenol-a.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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