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Der schon bisher reichhaltig bestückte Buchmarkt zum Thema Medizingeschichte ist dieser Tage um eine Neuerscheinung bereichert worden: "Medizin im 20. Jahrhundert. Fortschritte und Grenzen der Heilkunde seit 1900", herausgegeben von den Professoren Dominik Groß (RWTH Aachen) und Hans Joachim Winckelmann (Universität Ulm).
Aber: "Wir füllen damit eine Marktlücke", sagt Winckelmann. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sei die Medizingeschichte in zahlreichen ausgezeichneten Lehrbüchern ausführlich dargestellt. "Eine zusammenfassende Einführung für die Entwicklung im 20. Jahrhundert gab es bisher nicht." Die haben die Herausgeber im Verein mit elf weiteren Autoren jetzt vorgelegt.
Allerdings: Das Studienbuch biete zwar eine systematische, methodische und informative Einführung in die gesamte Bandbreite der Medizingeschichte des vergangenen Jahrhunderts, sei indes weder Lehrbuch noch medizinhistorische Studie. So fehlt etwa der bei fachwissenschaftlichen Arbeiten übliche Fußnotenapparat. Gleichwohl werden die genutzten Quellen und Druckschriften genannt, kompakt und übersichtlich in einem Literaturverzeichnis zu jedem einzelnen Beitrag nämlich.
Deren 20 sind es insgesamt. Neben dreizehn primär medizin- und ereignisgeschichtlich orientierten Aufsätzen beschäftigen sich sieben mit den sozialen Dimensionen der Heilkunde aus unterschiedlichen Perspektiven, unter anderem aus dem Blickwinkel der Professionalisierung des Arzt- und Zahnarztberufs. Weitere Beiträge widmen sich der Medizin im Nazionalsozialismus, der Entwicklungs- und Gesundheitspolitik in den Schwellenländern ("Global Health) sowie der Wandelbarkeit von Krankheits- und Gesundheitsdefinitionen beziehungsweise -konzepten. Ein Kapital geht schließlich der Frage nach, inwieweit aktuell diskutierte medizinethische Probleme gerade aus den "Fortschritten" der Medizin im 20. Jahrhundert resultieren.
Daraus wird auch die Zielsetzung des Buches deutlich: Es will das Wirken der Medizin und ihrer Akteure in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext stellen sowie einen allgemeinverständlichen Überblick über die Entwicklung der Medizin nach 1900 vermitteln. Ferner soziale, kulturelle, politische und ökonomische Einflussfaktoren der einzelnen Prozesse darstellen, mitunter auch schlichtweg Zufälle als deren Auslöser oder Beteiligte.
Als "Einlesebuch" sieht Professor Winckelmann den mit zahlreichen Abbildungen und Zeittafeln versehenen Band, gleichermaßen interessant für Studierende der Human- und Zahnmedizin, der Pharmazie sowie der Geschichts-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Potenzielle Zielgruppen sind für die Herausgeber zudem klinisch und praktisch tätige Ärzte sowie medizinisch beziehungsweise medizinhistorisch interessierte Laien.
Inhaltlich geprägt wird das Konzept der Neuerscheinung fraglos durch die bemerkenswerten Biografien der beiden Herausgeber, respektive die daraus resultierenden Erfahrungen und Kompetenzen. Professor Dominik Groß, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der RWTH Aachen und mit zahlreichen wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet, hat Geschichte, Philosophie und klassische Archäologie studiert, anschließend Zahnmedizin und Humanmedizin, Promotion jeweils eingeschlossen. Professor Hans Joachim Winckelmann, inzwischen 74 und bezogen auf den Hauptberuf im Ruhestand, war Geschäftsführer beim weltweit größten Pharma-Unternehmen und wirkt seit 36 Jahren als Lehrbeauftragter an der Universität Ulm, zunächst für Geschichte der Naturwissenschaften, später für Geschichte und Theorie der Medizin. Er hat Pharmazie und Biochemie in München, Würzburg und Boston sowie Geschichte in Paris studiert, in Biochemie und Geschichte schließlich promoviert. Beider Lebenswege kreuzten sich einst an der Universität Ulm, wo Groß in Medizin promoviert und Winckelmann sich in Medizingeschichte habilitiert hat.
Dominik Groß und Hans Joachim Winckelmann (Hrsg.), Medizin im 20. Jahrhundert. Fortschritte und Grenzen der Heilkunde seit 1900, Ärztliche Praxis Edition: München 2008 (ISBN 978-3-936506-33-4)
Prof. Hans Joachim Winckelmann mit Buch
Universität Ulm
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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