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15.06.2008 11:11

Manfred Kastner - künstlerisch bewundert, von der Stasi verfolgt

Constanze Steinke Steinke + Hauptmann, PR- und Medienagentur GmbH
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Uni Greifswald würdigt Schaffen eines DDR-Künstlers mit Sonderausstellung

    Anlässlich seines 20. Todestages ehrt die Kustodie der Universität Greifswald den Stralsunder Künstler und Surrealisten Manfred Kastner in einer Sonderausstellung. Über 30 Gemälde, Lithographien und Handzeichnungen aus dem Privatbesitz erinnern an eine Epoche der DDR-Kunstgeschichte, die mit Repressalien verbunden war. Die Ausstellung, im Rahmen eines studentischen Praktikums entwickelt, wird mit einer Vernissage am Sonnabend, dem 21. Juni 2008, eröffnet (siehe Programm). Durch die finanzielle Unterstützung der Freunde und Förderer der Universität Greifswald entstand ein Ausstellungskatalog. Das Gesamtwerk von Manfred Kastner ist über Jahre Forschungsgegenstand am Lehrstuhl für Neuere Kunstgeschichte des Caspar-David-Friedrich-Institutes der Universität Greifswald gewesen. Die Ausstellung ist auch dem Kunsthistoriker Professor Dr. Bernfried Lichtnau anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand gewidmet.

    Der zu DDR-Zeiten wegen seiner surrealistischen Werke (Surrealismus war eine Bewegung u. a. in der bildenden Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bei der das Ausloten und künstlerische Darstellen des Unwirklichen und Traumhaften im Fokus stand) provozierende Künstler hat kontroverse Debatten bis in die höchsten Ebenen der Kulturpolitik und Staatssicherheit ausgelöst. Denn Kastners suggestive Bilder entsprachen nicht dem "sozialistischen Realismus" und wurden als politische Provokation interpretiert. Anfängliche Ausstellungsverbote, mehrfache Ablehnungen für die Aufnahme in den einzigen Berufsverband der Bildenden Künstler der DDR (VBK-DDR) sowie die Unmöglichkeit des Verkaufs seiner Bilder über den Kunsthandel zählten infolgedessen zu den üblichen Gängelungspraktiken der Staatssicherheit. Von den in seinen Werken vorkommenden zerfallenen Industriearchitekturen mit rauchenden Schornsteinen, den oft menschenleeren Straßen, Brücken in kosmischen Landschaften, den geheimnisvoll anmutenden Bahnhöfen und Seezeichen geht jedoch bis heute eine große Faszination aus.

    Manfred Kastner (1943 Giesshübel, Nordböhmen - 1988, Rügen) arbeitete zwischen 1958 bis 1970 als Dreher auf der Volkswerft Stralsund und als Präparator am Meereskundlichen Museum Stralsund. 1963 wurde er durch das MfS verpflichtet und sieben Jahre später infolge von Gewissenskonflikten und aus religiösen Gründen auf eigenen Wunsch entpflichtet. Sowohl der als "sozialismusfeindlicher Künstler" eingestufte Maler und Grafiker als auch seine Familie wurden bis zu seinem Tod durch das MfS observiert. Die Stasispitzel von Manfred Kastner selbst zählten dabei zu den eifrigsten Privatsammlern seiner Werke.
    Von 1970 bis 1974 arbeitete Kastner als Bühnenbildner und Ausstellungsleiter am Theater Stralsund. Zudem erfolgten erste künstlerische Erprobungen. Ab 1974 entwickelten sich seine Arbeiten zu einem systematischen künstlerischen Schaffen, so dass er im weiteren Verlauf eine freischaffende künstlerische Tätigkeit in Stralsund aufnahm. Neben der Malerei gewann dabei die Druckgrafik an Bedeutung. Mit künstlerisch und technisch anspruchsvollen Lithographien konnte er sich eine anerkannte Position im Bereich der Druckgrafik der DDR erarbeiten. 1979 folgte die Aufnahme in den VBK-DDR in die Sektion Malerei. Seit 1985 lebte und arbeitete Manfred Kastner in Juliusruh auf der Insel Rügen. 1988 kam er bei einem Autounfall ums Leben.

    Foto (Blaue Brücke, 1981, Farblithografie, 40 x 61cm, Privatbesitz): Die symbolhaften Architekturlandschaften von Manfred Kastner beeindrucken noch heute in ihrer technischen Perfektion. Ob durchscheinende Ölmalerei, die an den Romantiker Caspar David Friedrich erinnert, oder auch mehrfarbige Offset-Lithographien - überall verwirklichte der Autodidakt höchste künstlerische Ansprüche.

    Foto (Kastnerporträt von R. Kunze): In der DDR waren Kastners Werke nur in
    kleinen Galerien zu sehen. Erste umfangreiche Personalausstellungen wurden erst nach 1989 veranstaltet.

    Einladung zur Ausstellungseröffnung

    PROGRAMM ZUR VERNISSAGE ZU EHREN VON MANFRED KASTNER
    "Künstlerisch bewundert und von der Staatssicherheit verfolgt -
    der Surrealist Manfred Kastner (1943 - 1988)"

    Sonnabend, 21. Juni 2008, 18.00 Uhr

    Eröffnung
    Prof. Dr. Wolfgang Joecks, Prorektor der Universität Greifswald
    Vorträge
    "Manfred Kastners Stadtlandschaften - als nature morte"
    Dr. Birgit Dahlenburg, Universitätskustodin
    "Über die Klugheit von Bildern"
    Dr. Rudolf Kunze, Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Greifswald
    Musik
    Es musizieren Mitglieder der Universitäts-BIGBAND.

    Im Anschluss an die Vernissage lädt die Kustodie zu einer Führung durch die Ausstellung mit der studentischen Projektleiterin Stefanie Hennig ein.

    Ausstellungstermin
    Sonnabend, 21. Juni, bis Montag, 21. Juli 2008,
    jeweils donnerstags bis sonntags 13.00 - 19.00 Uhr

    Ausstellungsort
    Konferenzsaal, Hauptgebäude der Universität Greifswald,
    Domstraße 11, Eingang II, 17489 Greifswald

    Ansprechpartner an der Universität Greifswald
    Kustodie
    Domstraße 11, Eingang 4, 17489 Greifswald
    Dr. Birgit Dahlenburg, Universitätskustodin
    Stefanie Hennig, studentische Projektleiterin Kunstgeschichte
    T +49 3834 86-11 22/23
    F +49 3834 86-11 24
    E kustodie@uni-greifswald.de
    http://www.uni-greifswald.de/informieren/kustodie.html
    http://www.uni-greifswald.de


    Bilder

    In der DDR waren Kastners Werke nur in
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    Die symbolhaften Architekturlandschaften von Manfred Kastner beeindrucken noch heute in ihrer technischen Perfektion.
    Die symbolhaften Architekturlandschaften von Manfred Kastner beeindrucken noch heute in ihrer techni ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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