idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.06.2008 10:48

Erzeugung regionaler Lebensmittel nicht immer energiesparender als Import globaler Produkte

Meike Mossig Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Studie zeigt: Energieaufwand für deutsche Äpfel hängt von Betriebsgröße und nicht von Transportentfernung ab

    Die Erzeugung regionaler Lebensmittel ist nicht immer energiesparender als der Import von Produkten aus dem Ausland. Das ist das Ergebnis einer Studie zu Tafeläpfeln von Prof. Dr.-Ing. Elmar Schlich, Professur für Prozesstechnik an der Universität Gießen.

    Die wissenschaftlichen Untersuchungen in deutschen Anbauregionen für Tafeläpfel am Bodensee, in Rheinhessen und an der Niederelbe weisen nach, dass der Energieaufwand für Anbau, Ernte und Transporte von der Betriebsgröße und nicht von der Entfernung zum Markt abhängt. Produkte aus kleineren Betrieben können dabei bis zu fünfmal mehr Energie pro Kilogramm erfordern als solche aus größeren. Insbesondere der Transport der Äpfel ist dort aufwändiger, da die Fahrzeuge kleiner sind. Zudem verfügen kleinere Betriebe nicht über eigene Kühllager, so dass die Ware nach der Ernte in externe Kühlhäuser transportiert werden muss.

    Der Energieaufwand für deutsche Tafeläpfel beträgt bei Betrieben mit einer Jahresproduktion von mehr als 1.000 Tonnen nur 0,1 Kilowattstunden pro Kilogramm (kWh/kg). Dabei werden etwa 40 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm freigesetzt. Betriebe, die weniger als 200 Tonnen Tafeläpfel pro Jahr erzeugen, benötigen hingegen bis zu 0,5 kWh/kg und setzen dabei bis zu 200 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm frei.

    Prof. Schlich spricht in diesem Zusammenhang von "Ecology of Scale" - der Ökologie der Betriebsgröße. Regionale Klein- und Kleinstbetriebe können energetisch bei weitem nicht mit größeren Betrieben konkurrieren. Nur wenn im Apfelanbau eine ausreichende Betriebsgröße vorliege, könne zu Recht von regionalen Lebensmitteln mit "hoher ökologischer Qualität" gesprochen werden. "Insoweit gibt es keinen Grund, Äpfel globaler Herkunft wegen des angeblich so verschwenderischen Umgangs mit Energie oder wegen der vermuteten Klimaschädlichkeit anzuprangern", so Prof. Schlich, zumal fast 60 Prozent des deutschen Verzehrs an Tafeläpfeln aus Südeuropa und weitere zehn Prozent zur Deckung der saisonalen Lücke von der Südhalbkugel der Erde, also aus Argentinien, Neuseeland und Südafrika per Schiff importiert werden.

    Die Forschungsergebnisse der Professur für Prozesstechnik am Fachbereich 09 - Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement stellen damit die landläufige Meinung in Frage, dass regionale Lebensmittel wegen der kurzen Wege grundsätzlich weniger Energie erforderten als Lebensmittel globaler Herkunft. Zu kleine Betriebe in der Region sollten Kooperativen und Genossenschaften bilden, um eine ausreichende Betriebsgröße zu erreichen, lautet die Empfehlung der Gießener Wissenschaftler. Erkenntnisse aus früheren Untersuchungen an Fruchtsäften und Lammfleisch können auf Grund der vorliegenden Ergebnisse zu Tafeläpfeln eindrucksvoll bestätigt werden.

    Die Studien sind inzwischen veröffentlicht (siehe: Äpfel aus deutschen Landen - Endenergieumsätze bei Produktion und Distribution, Cuvillier, Göttingen: 2008).

    Kontakt:
    Prof. Dr.-Ing. Elmar Schlich, Professur für Prozesstechnik
    Stephanstr. 24, 35390 Gießen
    Telefon 0641 99-39350, Fax: 0641 99-39359
    E-Mail: elmar.schlich@uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-giessen.de/fbr09/pt


    Bilder

    Obst aus dem Rheinland
    Obst aus dem Rheinland
    E. Schlich, April 2008
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).