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19.06.2008 14:57

Ostfriesische Inseln als "hot spot" der Biodiversität in Deutschland

Gerhard Harms Pressestelle
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    1.500 Pflanzen- und über 8.000 Tierarten, d.h. ein Viertel der Flora und ein Fünftel der Fauna Deutschlands: Diese erstaunliche biologische Vielfalt findet sich auf den Ostfriesischen Inseln, wie ein kürzlich abgeschlossenes Forschungsprojekt ergeben hat. Die Ergebnisse sind in einem Handbuch zusammengefasst, das heute in der Universität Oldenburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

    Mehr als 80 Fachleute waren an dem langjährigen Projekt beteiligt, das u.a. mit Mitteln der Niedersächsischen Wattenmeerstiftung finanziert wurde. Die Forschungsergebnisse sind in einem 470 Seiten starken Handbuch zusammengefasst, das die Biologen Dr. Rolf Niedringhaus, Prof. Dr. Volker Haeseler und Prof. Dr. Peter Janiesch (Institut für Biologie und Umweltwissenschaften) herausgegeben haben und das heute (19. Juni 2008) im Beisein von Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander in der Universität Oldenburg der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Zuvor war das Projekt im Rahmen der 9. UN-Biodiversitätskonferenz im Mai 2008 in Bonn vorgestellt worden. Mit dem Handbuch, das in der Schriftenreihe des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer erschienen ist, wird erstmalig für einen deutschen Nationalpark eine umfassende Gesamtübersicht über die floristische und faunistische Artenvielfalt gegeben.

    Angesichts der Gesamtfläche der Inseln von lediglich etwas mehr als 100 Quadratkilometern, die nur 0,03 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands ausmachen, könne durchaus von einem "hot spot" der Biodiversität in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Nordeuropa, gesprochen werden, so die AutorInnen. Die Sonderstellung des Gebiets werde auch deutlich durch die Präsenz sehr vieler spezialisierter und küstengebundener Arten sowie durch 258 Pflanzen- und 1.092 Tierarten aus der Roten Liste gefährdeter Arten. Die 53 Fachbeiträge des Handbuchs liefern detaillierte Informationen über die Flechten, Moose, Farn- und Blütenpflanzen sowie sämtliche Tiergruppen von den Wimpertierchen bis zu den Säugern.

    Die Ostfriesischen Inseln vor der nordwestdeutschen Küste - einerseits zentraler Teil des zweitgrößten deutschen Nationalparks, andererseits beliebtes Urlaubsziel für fast eine Million Touristen jährlich - standen seit Einrichtung ökologischer Arbeitsgruppen an der Universität Oldenburg vor mehr als 30 Jahren im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Grundlage des neuen Handbuchs sind 800 historische und aktuelle Arbeiten sowie zahlreiche unveröffentlichte Datenverzeichnisse. Es wendet sich sowohl an WissenschaftlerInnen, die besonders die Artenlisten und die entsprechenden speziellen Auswertungen interessieren dürften, als auch an einen breiten Kreis vom Besucher bis zum Bewohner des Nationalparks. Mehr als 200 Fotos und Zeichnungen vermitteln einen umfassenden Einblick in die Formenvielfalt dieses einzigartigen Lebensraumes.

    Mit der Dokumentation der biologischen Vielfalt eines national und international bedeutenden Schutzgebietes soll ein Grundstein für eine fortlaufende Beobachtung der Entwicklung der Lebensgemeinschaften der Ostfriesischen Inseln gelegt werden. Dies erscheint besonders wichtig angesichts der sich auf diesen Inseln abzeichnenden Landschaftsveränderungen, die aufgrund unmittelbarer Einflüsse durch verschiedene Nutzungsansprüche, aber auch in Folge des prognostizierten Klimawandels, der die Küstenregion in besonderer Weise beeinflussen dürfte, stattfinden werden. Die Arbeit wird aber auch als Ansporn für weitere Bestandserhebungen verstanden. Besonders im Hinblick auf bestimmte Tiergruppen bestehen nach wie vor z.T. erhebliche Kenntnisdefizite, die mit überschaubarem Aufwand in den nächsten Jahren behoben werden könnten. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wäre dann der wahrscheinlich weltweit erste Nationalpark mit einer vollständigen Inventarisierung seiner Bewohner.

    Nicht zuletzt ist das vorliegende Buch eine wichtige Arbeitsgrundlage für die Nationalparkverwaltung und alle Kooperationspartner, um praktische Maßnahmen zum Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt im Nationalpark "Niedersächsisches Wattenmeer" zu entwickeln und umzusetzen.

    *Rolf Niedringhaus, Volker Haeseler, Peter Janiesch (Hrsg.), Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln - Artenverzeichnisse und Auswertungen zur Biodiversität, Schriftenreihe Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer Band 11, 2008 (29,90 €); Bezug: Nationalparkverwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer", Virchowstr. 1, 26382 Wilhelmshaven, Tel.: 04421/911-0, Fax: -280, E-Mail: poststelle@nlvp-wattenmeer.niedersachsen.de

    Kontakt: Christian Abel, Nationalparkverwaltung Nds. Wattenmeer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 04421/911289, E-Mail: christian.abel@nlpv-wattenmeer.niedersachsen.de

    Dr. Rolf Niedringhaus, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, AG Landschaftsökologie, Tel: 0441/798-3437, E-Mail: rolf.niedringhaus@uni-oldenburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-oldenburg.de/natosti


    Bilder

    Beispiel für den Artenreichtum auf den Ostfriesischen Inseln: Eine Salzwiese mit Strandbeifuß (weiß-grau) und Strandflieder (violett) auf Memmert. Foto: R. Niedringhaus, Universität Oldenburg.
    Beispiel für den Artenreichtum auf den Ostfriesischen Inseln: Eine Salzwiese mit Strandbeifuß (weiß- ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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