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09.11.2000 09:06

Wie lässt sich defekter Knochen ersetzen?

Dr. Marion Schafft Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Wissenschaftliche Tagung zu modernen Verfahren des Knochenersatzes

    Durch Knochenbrüche, Tumore oder entzündliche Erkrankungen entstehen Knochendefekte, deren Behandlung auch heute noch für Unfallchirurgen und Orthopäden eine große Herausforderung darstellen. Mit diesem Problem befassen sich rund 80 Experten aus ganz Deutschland in einer wissenschaftlichen Tagung, die am Samstag, den 11. November 2000, im Hamburger Hotel Steigenberger stattfindet. Wissenschaftlicher Leiter des Symposiums ist Professor Dr. Johannes M. Rueger, Direktor der Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

    Noch immer gilt körpereigener Knochen, der von gesunden Skelettabschnitten (meist aus dem Becken) entnommen werden muss, für viele Indikationen als Standard für die Auffüllung der entstandenen Defekte. Im Bereich der Entnahmestelle treten jedoch häufig Komplikationen auf. Die Menge des körpereigenen Materials ist begrenzt und reicht häufig nicht aus, die Unterbrechungen aufzufüllen.

    Als Alternative zur Transplantation von körpereigenem Knochen wurde über viele Jahre tiefgefrorener körperfremder Knochen verpflanzt, der zum Beispiel bei Gelenkersatz-Operationen in großen Mengen anfällt. Weil aber lebensgefährliche virale Infektionskrankheiten wie Hepatitis C und AIDS zunehmen und mit dem fremden Knochen übertragen werden können, müssen Ärzte heute mit körperfremdem Material wesentlich kritischer umgehen, als dies in den 70er und 80er Jahren noch der Fall war. Durch die "Richtlinien zum Führen einer Knochenbank" des wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer ist der Umgang mit diesem Knochen inzwischen so geregelt, dass bei der Anwendung für den betroffenen Patienten eine ausreichende Sicherheit besteht. Die notwendige Logistik und Infrastruktur sowie die entstehenden Kosten, die die Einhaltung dieser Richtlinien mit sich bringen, führten dazu, dass nur noch wenige Kliniken derartige Knochenbanken unterhalten können.

    Auf Grund dieser Problematik haben Mediziner als auch die Industrie in den vergangenen Jahren die Suche nach geeigneten Knochenersatz-Materialien intensiviert. Heute stehen eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien zur Verfügung, die es den Ärzten erlauben, knöcherne Defekte aufzufüllen. Die Qualität dieser Substanzen ist sehr unterschiedlich, und sie sind noch nicht für alle Indikationen einsetzbar. Vor allem Kalziumphosphat-Verbindungen werden seit einigen Jahren mit gutem Erfolg klinisch eingesetzt. Das ideale Knochenersatzmaterial, das in der Lage ist, den Defekt zu füllen, die knöcherne Heilung zu beschleunigen und nach und nach durch körpereigenen Knochen ersetzt zu werden, existiert jedoch - trotz jahrzehntelanger Forschungsaktivitäten - noch nicht.

    Zurzeit entwickeln Forscher neue, resorbierbare Materialien, unter anderem auf Kunststoffbasis, sowie der Kombination neuer und alter Substanzen mit so genannten Wachstumsfaktoren, die die Knochenneubildung beschleunigen sollen. Einen weiteren Ansatz stellt das "Tissue engineering" dar, bei dem außerhalb des Körpers mit körpereigenen Zellen neues transplantierbares Gewebe gezüchtet wird.

    Die Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des UKE ist auf dem Gebiet der Knochenersatz-Forschung sehr aktiv. Professor Dr. Johannes M. Rueger hat eine eigene Arbeitsgruppe "Knochenersatz-Materialien" unter der Leitung von Dr. Wolfgang Linhart etabliert. Einer der Schwerpunkte ist die zellbiologische Charakterisierung unterschiedlicher Knochenersatzmaterialien. Weiterhin fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein Graduiertenkolleg zur Ausbildung von jungen Wissenschaftlern zum Thema "Knochensubstanz- und Strukturverlust" (Sprecher: Professor Dr. Rueger). Hier entwckeln UKE-Wissenschaftler zusammen mit der Gruppe von Professor Dr. M. Epple, Lehrstuhl für Anorganische Chemie, AG Festkörperchemie der Ruhr-Universität Bochum, unter anderem neue Knochenersatz-Materialien. In einer weiteren nationalen Kooperation der Arbeitsgruppe wird, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), an der Entwicklung von Substanzen gearbeitet, die die Verankerung von Osteosynthese-Materialien im osteoporotischen Knochen verbessern sollen.

    In der Arbeitsgruppe "Tissue engineering" der Abteilung (Leitung: Privatdozent Dr. Norbert M. Meenen), werden - ebenfalls BMBF-gefördert - die Möglichkeiten der Züchtung von Knochen und Knorpel außerhalb des menschlichen Körpers untersucht.

    Weitere Fragen beantwortet gern Professor Dr. Johannes M. Rueger, Tel. (040) 428 03 - 34 59, oder per E-Mail rueger@uke.uni-hamburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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