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13.08.2008 09:19

Entwicklungspolitik: Beteiligungsverfahren lösen Grundsatzproblem nicht

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Lässt sich eine erfolgreiche lokale Wirtschaftsentwicklung auslösen? Wenn ja, wie? Vor diesen Fragen stehen bestimmte Regionen in Industrieländern ebenso wie stark agrarisch geprägte Regionen in Entwicklungsländern. In der Entwicklungspolitik setzt man seit einiger Zeit verstärkt auf die Beteiligung lokaler Akteure in partizipativen Verfahren. Das Grundproblem der Entwicklungspolitik werde damit aber nicht gelöst, sagt Walter Bartl vom Institut für Soziologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Partikular interessierte Akteure müssten von einer Kooperation mit Anderen überzeugt werden. Bartl hat zu dieser Thematik ein neues Buch vorgelegt.

    In der Publikation mit dem Titel "Lokale Wirtschaftsentwicklung durch partizipative Verfahren?" zeigt Bartl exemplarisch Gründe dafür auf, warum partizipativ angelegte Projekte häufig nicht wie von den Initiatoren geplant verlaufen. Der Soziologe analysiert Gründe, die in den partikularen Sichtweisen zentraler lokaler Akteure liegen, am Beispiel eines Projektes der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Ecuador. Er selbst hat an diesem Projekt im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes mitgearbeitet.

    Es geht um ein Projekt im Tourismussektor, das sich an der Methode des "Participatory Appraisal of Competitive Advantage" orientiert. Die dichte Beschreibung und Reflexion des Projektverlaufs ermöglicht fachlich und allgemein interessierten Lesern einen realistischen Einblick in typische Probleme der Entwicklungszusammenarbeit sowie deren Bearbeitung durch die Beteiligten.

    Bartls Ansicht nach können partizipative Projektformate das grundsätzliche Problem der Entwicklungspolitik nicht überwinden, partikular interessierte Akteure von einer Kooperation mit Anderen zu überzeugen. "Insofern lassen sich keine konkreten Handlungsempfehlungen formulieren. Vermutlich müssten Initiativen der Entwicklungszusammenarbeit sich stärker an den partikularen Interessen lokaler Akteure ausrichten, um erfolgreich zu sein", führt Bartl aus. "Je stärker jedoch partikulare Interessen in den Vordergrund rücken, desto prekärer wird ihre politische Legitimität. Insofern bleibt Entwicklungspolitik ein schwieriges Geschäft und Wirtschaftsentwicklung auf gewinnorientierte Initiativen von Unternehmen angewiesen."

    Perspektivisch könnten Transferzahlungen von Abwanderern aus wirtschaftlich schwachen Regionen eine finanzielle Grundlage für solche Initiativen bilden. "Darüber hinaus gewinnen wirtschaftlich schwache Regionen langfristig möglicherweise auch an Humankapital, nämlich wenn Abgewanderte oder ihre Kinder später mit innovativem Wissen in die Herkunftsregion zurückkehren. Wenn sie denn zurückkehren", so der hallesche Soziologe. "Kurzfristig bieten solche weitgehend spekulativen Perspektiven wenig Trost. Langfristig könnte sich das Blatt jedoch - auch in altindustriellen Regionen der Industrieländer - wenden."

    Ansprechpartner:
    Dipl.-Soz. Walter Bartl
    Tel.: 0345 55 24258 oder 0178 7164112
    E-Mail: walter.bartl@soziologie.uni-halle.de

    Publikation:
    Bartl, Walter (2008): Lokale Wirtschaftsentwicklung durch partizipative Verfahren? Deutungsmuster und Machtbeziehungen eines PACA®-Projektes in Ecuador. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.
    ISBN: 978-3-8364-9047-4, Preis: 49 Euro


    Bilder

    Dipl.-Soz. Walter Bartl
    Dipl.-Soz. Walter Bartl
    Foto: privat
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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