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15.08.2008 10:35

Das Atmen der Erde genau belauschen

Stephan Laudien Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Geophysiker der Universität Jena veranstalten vom 1.-5. September internationalen Kongress

    Jena (15.08.08) Kleine grüne Männlein mit langen Tentakeln und Stielaugen, die mit fliegenden Untertassen massenhaft auf der Erde einschweben: Die Vorstellung von Marsmenschen befeuert schon lange die Phantasie vieler Menschen. Die Marssonde "Phoenix", die ihre Forschungsergebnisse aktuell zur Erde funkt, konnte jedoch bislang nicht mit Bildern von Marsbewohnern aufwarten. "Die Ergebnisse der Marsforschung sind durchaus für die Erde relevant", sagt Prof. Dr. Gerhard Jentzsch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Lehrstuhlinhaber für Angewandte Geophysik führt als Beispiel die dünne Atmosphäre des Roten Planeten an: "Wenn wir wissen, weshalb die Marsatmosphäre so beschaffen ist, können wir vielleicht unser menschliches Handeln auf der Erde entsprechend ausrichten, die eigene Atmosphäre nicht zu gefährden."

    Gerhard Jentzsch amtiert als Präsident der Erdgezeiten-Kommission der Internationalen Assoziation für Geodäsie. In dieser Funktion lädt der Geophysiker der Universität Jena vom 1. bis 5. September namhafte internationale Wissenschaftler zum 16. International Symposium on Earth Tides nach Jena ein. Diese Tagung findet alle vier Jahre statt, zuletzt wurde in Mizusawa/Japan und Ottawa/Kanada konferiert. "Der Tagungsort Jena im Jubiläumsjahr der Friedrich-Schiller-Universität bedeutet eine Wertschätzung der Erfolge der Jenaer Geophysiker", sagt Jentzsch.

    Erdgezeiten sind Bewegungen der Erdkruste, die genau wie bei den Ozeanen rhythmisch auftreten. Nur mit feinen Messmethoden sind sie zu registrieren, der Mensch nimmt sie normalerweise nicht wahr. Erdgezeiten kann man sich als ein Atmen der Erde vorstellen. Die Geowissenschaftler der Uni Jena nutzen für ihre Messungen ein supraleitendes Gravimeter, das im Uni-eigenen Geodynamischen Observatorium in Moxa steht. Bei diesem hochpräzisen Messgerät schwebt eine Metallkugel zwischen supraleitenden Spulen, die ein konstantes Magnetfeld erzeugen. Selbst winzige Veränderungen im Schwerefeld der Erde werden als Bewegungen dieser Kugel registriert. Vergleichbar sei der Aufbau des Gravimeters mit einem Tischtennisball, der auf einem Wasserstrahl schwebt, sagt Prof. Jentzsch. Weltweit gibt es ein Netz dieser Messstationen, deren Betreiber sich jetzt in Jena treffen. Zugesagt hat auch Dr. Richard Warburton aus San Diego in Kalifornien, der Konstrukteur des supraleitenden Gravimeters.

    In Jena werden etwa 200 Experten erwartet, die aus der ganzen Welt anreisen. "Wir rechnen mit etwa 120 Beiträgen in Form von Vorträgen oder Postern", sagt Jentzsch. Um der Fülle von Sachthemen gerecht zu werden, wird die Tagung in verschiedene Sessions geteilt. In einer dieser Sessions befassen sich die Wissenschaftler mit der Geodynamik polarer Gebiete. Auch dafür werden die Informationen von supraleitenden Gravimetern ausgewertet. Die Geräte sind am Rande der Antarktis und auf Spitzbergen installiert. Ergänzt werden die Daten durch die Messergebnisse des europäischen/US-amerikanischen Satellitenprojekts "Grace", das steht für Gravity Recovery and Climate Experiment. Dabei kreisen zwei Forschungssatelliten in geringem Abstand voneinander um die Erde und messen kontinuierlich per Mikrowellen ihre Distanz. Die Messergebnisse erlauben präzise Rückschlüsse auf Veränderungen im Schwerefeld der Erde.

    Während der Jenaer Tagung diskutieren die Wissenschaftler über aktuelle Forschungsergebnisse und verfassen Resolutionen. Die Konferenz gibt damit Empfehlungen an die Internationale Assoziation für Geodäsie. Es geht vorrangig darum, wo Forschungsbedarf gesehen wird beziehungsweise welche neuen Erkenntnisse für die Wissenschaftsgemeinschaft relevant sind.

    "Für unsere Forschungen auf der Erde sind auch die Erkenntnisse aus der Weltraumforschung höchst interessant", sagt Jentzsch. Mit Marsmenschen haben diese Forschungen allerdings nichts zu tun.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Gerhard Jentzsch
    Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Burgweg 11, 07749 Jena
    Tel.: 03641 / 948660
    E-Mail: gerhard.jentzsch[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der Präsident der Erdgezeiten-Kommission der Internationalen Assoziation für Geodäsie und Organisator der Tagung in Jena: Prof. Dr. Gerhard Jentzsch.
    Der Präsident der Erdgezeiten-Kommission der Internationalen Assoziation für Geodäsie und Organisato ...
    Foto: Peter Scheere/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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