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Wie wird in unserem Bildungssystem gefördert, wer ist dabei einbezogen, wie kommt die Förderung bei den direkt und indirekt Betroffenen an? Solche und ähnliche Fragen waren Gegenstand der neuesten Befragung des Bildungsbarometers des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau. Die Ergebnisse zeigen: Förderung wird in unseren Schulen unprofessionell gehandhabt.
So bezeichnen Eltern die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften bei der Förderung der Kinder in den Schulen als nur befriedigend. Das sei kein akzeptables Resultat, weil Förderung nur dann gedeihen könne, wenn Elterhaus und Lehrkräfte wirklich gut miteinander kooperierten, betont Prof. Dr. Reinhold S. Jäger, Leiter des zepf. Bedenklich sei auch die Tatsache, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Eltern angeben könne, dass ein Förderplan entwickelt wurde. Förderpläne seien aber unverzichtbar. Dieses Ergebnis spreche für eine nichtprofessionelle Handhabung der Förderung in Deutschlands Schulen.
Der Förderung vorgeschaltet ist üblicherweise die Diagnostik, deren Ergebnis entscheidet, ob ein Förderbedarf vorliegt. Bei der Befragung für das neue Bildungsbarometer zeigten sich allerdings nur 14,4% der Lehrkräfte mit diagnostischen Hilfsmitteln vertraut. Damit fehlt eine wichtige Grundlage bei der Begründung und Kontrolle von Förderung. Auch fühlten sich die Lehrkräfte auf keinen der in der Befragung vorgegebenen Förderbereiche vorbereitet. Gefragt wurde nach bereichen wie soziale Kompetenzen, Lern- und Arbeitsverhalten, Motorik, Bewegung und Sport, Lebensgestaltung und Selbstverwirklichung.
"Das ist insgesamt eine ernüchternde Bestandsaufnahme der Förderung an Deutschlands Schulen. Die Ergebnisse machen deutlich, warum Schule soziale Benachteilungen nicht auffangen kann. Individuelle Förderung ist der Schlüssel zur Verbesserung der Bildung in Deutschland und zur Sicherung von Chancengerechtigkeit", erklärt Jäger. "Individuelle Förderung ist die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und eine gelungene Bildungsbiographie. Die durch das Bildungsbarometer aufgezeigten Problembereiche sind markant. Die Defizite bei der Lehrerausbildung in den Bereichen Diagnostik und Förderung müssen schnellstens abgebaut werden. Wenn wir heute nicht strategisch die richtigen Weichen stellen und das notwendige Geld für einen Ausbau der Förderung in die Hand nehmen, dann werden wir das Problem fehlender Schulabschlüsse und sozialer Benachteiligung nicht in den Griff bekommen. Ich setze deshalb auf den Bildungsgipfel im Oktober in Berlin!"
Bei der Online-Befragung für das neue Bildungsbarometer, das das zepf gemeinsam mit der Schülerhilfe (Gelsenkirchen) realisiert, haben 1510 Personen den Fragebogen vollständig bearbeitet, davon waren 510 Personen in der Funktion von Eltern und 545 Lehrkräfte.
Der Newsletter 2-2008 des Bildungsbarometers steht als Download unter der folgenden Adresse zur Verfügung:
http://www.vep-landau.de/Bildungsbarometer/Newsletter_2-2008_F%F6rderung-end.pdf
Kontakt:
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Geschäftsführender Leiter
zepf - Zentrum für empirische pädagogische Forschung
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Bürgerstraße 23
D-76829 Landau
Telefon: +49-(0)6341-906-175
Telefax: +49-(0)6341-906-166
E-Mail: jaeger@zepf.uni-landau.de
http://www.zepf.uni-landau.de - Informationen zum zepf
http://www.bildungsbarometer.de - Informationen zum Bildungsbarometer
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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