idw - Informationsdienst
Wissenschaft
AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 43-2000
Schon lange wird vermutet, daß der sogenannten "Neurodermitis" oder "atopischen Dermatitis" eine erbliche Veranlagung zugrunde liegt. Denn die Wahrscheinlichkeit, daß Kinder diese juckende Hautkrankheit entwickeln, ist deutlich erhöht, wenn auch die Eltern daran leiden. Jetzt haben Forscher um Frau Dr. Young-Ae Lee von der "Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie" der Charité, in der Erbsubstanz, speziell auf dem Chromosom 3, einen Abschnitt in der Nähe eines bekannten Markers als Genort eingekreist. Die Ergebnisse der Forschung sind heute (1.Dezember) in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Genetics" ( 26 [2000] 470-473) veröffentlicht worden.
Möglich wurde die Studie durch die Teilnahme von 199 Familien aus der Bundesrepublik, Italien, Schweden und den Niederlanden. Zahlreiche Familien aus Berlin und Brandenburg hatten sich nach einem Aufruf in der Charité gemeldet. Die Familien hatten mindestens 2 Kinder, bei denen bereits im Alter bis zu 2 Jahren eine Neurodermitis diagnostiziert worden war. Bei diesen insgesamt 839 Personen konnte das gesamte Genom an Hand von 400 Markern nach chromosomalen Regionen (Genorten) abgesucht werden, die häufiger als erwartet mit der Neurodermitis vererbt worden sind. Dabei zeigte sich, daß dies für einen bestimmten Abschnitt auf Chromosom 3 zutraf. Die Wissenschaftler schließen daraus, daß sich in dem nun gefundenen Abschnitt ein Gen befindet, daß ursächlich an der Krankheitsentstehung beteiligt ist. Die Deutlichkeit, mit der dieser Genort hervortrat, erleichtert nun die Identifizierung des Krankheitsgens und die Erforschung der Mechanismen, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen.
Zur Gen-Identifizierung reicht aber die Zahl der bisher Untersuchten nicht aus. Die Klinik bittet daher weiterhin Familien mit mindestens zwei Kindern, die stark unter Neurodermitis leiden, sich zu melden (Tel.: 030- 9406 25 10 oder 9406 35 32).
Die Wissenschaftler hoffen, auch zur Aufklärung der Allergieneigung beitragen zu können. Die meisten Kinder mit Neurodermitis haben Allergien und etliche von ihnen entwickeln in ihrem späteren Leben Heuschnupfen oder Asthma. Unter den hier untersuchten Kindern mit Neurodermitis, hatten 74 Prozent Allergien. Diese Studie hat gezeigt, daß sich am selben Genort auf Chromosom 3 eine Erbanlage für die Neigung zu Allergien befindet. Weiter stellte sich heraus, daß für die allergische Sensibilisierung, die Vererbung dieses Genorts von der Mutter auf das Kind von großer Bedeutung ist, während die Vererbung vom Vater kaum eine Rolle spielt. Die Wissenschaftler suchen nun nach dem Krankheitsgen. Denn das Verständnis darüber, wie das Gen zur Neurodermitis und zur Allergieneigung führt, kann als Grundlage für die Entwicklung gezielter Therapien genutzt werden.
Silvia Schattenfroh
A major susceptibility locus for atopic dermatitis maps to chromosome 3q21
1,2 Young-Ae Lee, 2 Ulrich Wahn, 2 Rainer Kehrt, 3 Luigi Tarani, 3 Luisa Businco, 4 Dan Gustafsson, 4 Florence Andersson, 5 Arnold P. Oranje, 5 Albert Wolkertstorfer, 6 Andrea v. Berg, 7 Ute Hoffmann, 8 Wolfgang Küster, 9 Thomas Wienker, 1,9 Franz Rüschendorf, 1 André Reis
1 Max-Delbrück-Centre (MDC) for Molecular Medicine, Berlin, Germany,
2 Dept. of Paediatric Pneumology and Immunology, Humboldt-University, Berlin, Germany,
3 Dept. of Paediatrics, University "La Sapienza", Rome, Italy,
4 Dept. of Paediatrics, Örebro Medical Center Hospital, Örebro, Sweden,
5 Dept. of Dermatology and Venereology, University Hospital, Rotterdam, The Netherlands,
6 Dept. of Paediatrics, Marienhospital, Wesel, Germany,
7 Kinderklinik Schwabing, Technical University, Munich, Germany,
8 TOMESA-Fachklinik, Bad Salzschlirf, Germany,
9 Institute of Medical Biometry, Informatics and Epidemiology, University of Bonn, Germany
Nature Genetics (2000) Volume 26, Nr. 4, pp. 470-473.
____________________________________________________________
Charité
Medizinische Fakultät der
Humboldt Universität zu Berlin
Dekanat
Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
FON: (030) 450-70 400
FAX: (030) 450-70-940
e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).