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06.12.2000 08:15

Das "Hormon der ewigen Jugend" erscheint wirkungslos

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Mit dem von der Presse so getauften "Hormon der ewigen Jugend" hat sich Dr. Wiebke Arlt von der Universität Würzburg auseinandergesetzt: Dieses Hormon kann in den USA rezeptfrei in jeder Drogerie gekauft werden, und Hunderttausende von Amerikanern nehmen es unkontrolliert ein. Dr. Arlt wollte wissen, welche Folgen das hat. Für diese Forschungen bekam sie den mit 10.000 Mark dotierten Christian-Lauritzen-Preis verliehen.

    Bei dem angeblichen Jungbrunnen handelt es sich um das Geschlechtshormon Dehydroepiandrosteron, kurz DHEA. Seine Konzentration im Blut ist stark altersabhängig: Die Spitzenspiegel werden vom 25. bis zum 35. Lebensjahr erreicht, während im hohen Lebensalter nur noch sehr wenig davon im Körper zu finden ist. Laut Dr. Arlt gibt es bislang nur wenige Studien, welche die Funktion von DHEA genauer unter die Lupe genommen haben.

    Die Forscherin hat an der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg gesunde Männer zwischen 50 und 70 Jahren untersucht, die das Hormon freiwillig einnahmen: Zwar stieg die Hormonkonzentration im Blut bis in den jugendlichen Bereich, doch auch nach einer viermonatigen Einnahme konnte Dr. Arlt im Vergleich zum Placebo keinerlei Effekte auf Stimmung, Wohlbefinden oder Sexualität nachweisen. Auch gewisse Parameter des Knochenstoffwechsels, der Körperzusammensetzung und der körperlichen Leistungsfähigkeit änderten sich nicht.

    In einem anderen Zusammenhang hat DHEA jedoch bereits durchgreifende Wirkungen gezeigt: Bei Frauen, die an einem krankheitsbedingten DHEA-Mangel leiden und die darum das Hormon einnahmen, fand sich nicht nur eine deutliche Abnahme von Ängstlichkeit und Depressivität, sondern auch eine signifikante Verbesserung des sexuellen Erlebens. Das fanden Dr. Arlt und ihre Mitarbeiter in einer Studie heraus, die ebenfalls an der Medizinischen Klinik durchgeführt und 1999 veröffentlicht wurde (New England Journal of Medicine 314, Seiten 1013 bis 1020).

    Bei der Studie mit den gesunden Männern zeigte Dr. Arlt aber auch, dass während der Einnahme von DHEA die körpereigene Bildung von Androgenen anstieg. Das werfe die Frage nach den Effekten einer langfristigen Einnahme auf Androgen-Zielgewebe wie die Prostata auf. Insgesamt lasse ihre Studie also den Schluss zu, dass eine kritische Haltung gegenüber der unkontrollierten Einnahme von DHEA durch Gesunde derzeit gerechtfertigt sei.

    Wiebke Arlt, 1965 in Hannover geboren, studierte Medizin, Germanistik und Psychologie in Köln. Ihre berufliche Weiterbildung begann sie 1990 in der Neurologie und Psychiatrie, parellel dazu absolvierte sie die Weiterbildung zur analytischen Psychotherapeutin.

    Seit 1994 ist Dr. Arlt als Wissenschaftliche Assistentin an der Medizinischen Universitätsklinik in Würzburg tätig. Seit Ende 1998 hält sie sich mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität von Kalifornien in San Francisco auf. Anfang 2001 wird sie an die Uni Würzburg zurückkehren und hier im Rahmen eines Habilitationsstipendiums des Bayerischen Wissenschaftsministeriums ihre Forschungsarbeit fortsetzen.

    Beim Christian-Lauritzen-Preis, der in diesem Jahr erstmals vergeben wurde, handelt es sich um den Wissenschaftspreis der Deutschen Menopause Gesellschaft (DMG). Verliehen wird er für eine herausragende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der sexualhormonabhängigen Gesundheit von Frauen und Männern in der zweiten Lebenshälfte. Dr. Arlt nahm die Auszeichnung am 4. November bei einer Festveranstaltung im Rahmen der DMG-Jahrestagung in Köln entgegen.

    Kontakt per E-Mail: warlt@itsa.ucsf.edu


    Bilder

    Wiebke Arlt
    Wiebke Arlt

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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