idw - Informationsdienst
Wissenschaft
11.12.00
94/2000
Was passiert mit dem Schwert des Orion
Neue Erkenntnisse über die Sternentstehung an der Universität Kiel
Wie entstehen Sterne? Welche Kräfte waren wirksam, bevor sich ein Sternhaufen wie die Plejaden geformt hat? Der Lösung dieser Fragen ist Pavel Kroupa, promovierter Astrophysiker an der Universität Kiel, ein großes Stück näher gekommen. Indem Kroupa ein von Dr. Sverre Aarseth, Astronomisches Institut der Universität Cambridge, entwickeltes Computerprogramm auf die Gegebenheiten im Orionnebelhaufen zuschnitt, konnte er die weitere Entwicklung dieses Sternenhaufens in den näch-sten 100 Millionen Jahren errechnen. Das erstaunliche Ergebnis: Nach dieser Ewigkeit von Jahren wird ein Sternhaufen ähnlich der Plejaden - auch Siebengestirn genannt - entstanden sein. Umgekehrt ist der Rückschluß zulässig, daß die Plejaden ihren Ursprung in einem Nebelhaufen haben, der dem Orionnebel verwandt ist.
Der Orionnebelhaufen ist selbst mit bloßem Auge zu erkennen. Er bildet das helle Objekt in der Mitte des Schwertes im Sternbild des Orion. Mit Hilfe von Aarseths ausgeklügeltem Computerprogramm, das über Jahrzehnte vervollkommnet wurde und aus einem komplizierten Geflecht von Differenzialgleichungen besteht, konnte Kroupa sowohl die Entfernungen der Abertausend Objekte im Orionnebel zueinander, als auch deren Schwerkraft und die sie umgebenden Gaswolken berechnen.
Jede Begegnung zwischen Sternen sowie das Kräftesystem von Doppelsternen mußten exakt vorher- gesagt werden. Derart genaue, stellar-dynamische Rechnungen sind ein Novum und führen zum er-sten Mal zu genauen Vorhersagen der zukünftigen Entwicklung am Sternenhimmel. "Es ist der Wissenschaft damit gelungen, die Sternhaufenbildung aus einem Gasnebel mathematisch nachzuvollziehen", so Dr. Gerhard Hensler, Professor für Astrophysik in Kiel, bei dem Pavel Kroupa sich gegenwärtig habilitiert.
Die britische Royal Astronomical Society wird Anfang 2001 in ihren "Monthly Notices" einen Bericht über das Forschungsprojekt veröffentlichen. Für die Forscher aus Cambridge und Kiel war dieses Projekt allerdings nur der erste Schritt: Nachdem sie sich einer funktionierenden Methodik versichern konnten, geht es nun an die Lösung weitergehender Fragestellungen: Welche Gesetze sind allgemein wirksam, wenn Sterne geboren werden?
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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