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Wissenschaft
Der Historiker Alfred Kohler spricht am 10. Oktober über die Ernestiner
aus Sicht des Wiener Hofes
Jena (08.10.08) Die Gründungsgeschichte der Jenaer Universität wurde aus heimischer Perspektive vielfach beleuchtet, wobei die Absichten und die Politik des Weimarer Hofes zwangsläufig in den Mittelpunkt rückten. Der Historiker Prof. Dr. Alfred Kohler von der Universität Wien unternimmt es nun, den Blick von außen, aus der Perspektive des Kaisers, auf die Ereignisse der Jahre 1548 bis 1558 zu werfen. Kohler spricht am Freitag (10. Oktober) um 18.15 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27) über "Zur Privilegierung der Universität Jena: Die Ernestiner in der Perspektive des Wiener Hofes".
"Zunächst war Kaiser Karl V. das Ansinnen des Kurfürsten Johann Friedrich, nach dem Verlust Wittenbergs eine eigene Universität zu gründen, wohl herzlich egal", sagt der Jenaer Universitätshistoriker Prof. Dr. Helmut G. Walther. Erst Karls Nachfolger, Ferdinand I., sei um einen Ausgleich mit den Ernestinern bemüht gewesen, weil er sie als politisches Gegengewicht zu den Dresdener Albertinern benötigt habe. Ferdinand I. sei auf die drei Stimmen der protestantischen Kurfürsten angewiesen gewesen, um seine Wahl zum Kaiser im Frühjahr 1558 sicherzustellen. Zwar hatte Johann Friedrich, der Jenaer "Hanfried", seine Kurwürde verloren, doch seine Söhne hatten nach seinem Tod 1554 wieterhin großen Einfluss unter den lutheranischen Reichsständen. In diesem Ringen um Macht und Einfluss gelang es, vom designierten Kaiser 1557 das Reichsprivileg für die Universität Jena zu erhalten, mit dem u. a. das Recht verbunden war, Fakultäten zu bilden und in ihnen zu promovieren. Die Jenaer Doktoren wurden damit reichsweit anerkannte Universitätslehrer.
An den Vortrag Alfred Kohlers schließt sich eine ausführliche Diskussion an. Dabei werden die Jenaer Historiker Prof. Dr. Georg Schmidt, Prof. Dr. Volker Leppin, Dr. Joachim Bauer und Prof. Dr. Helmut G. Walther die Ergebnisse der Forschungen zur Geschichte der Gründungsphase der Jenaer Universität vorstellen. Volker Leppin wird als Kirchenhistoriker vor allem die Problematik der theologischen Auseinandersetzungen, des Kampfes um das Konzil von Trient, der Konfessionsbildung innerhalb der Lutheraner und die Situation einer streng lutheranischen Universität im von einem streng katholischen Kaiser regierten Heiligen Römischen Reich ansprechen. Mit Kohlers Vortrag und der Diskussion wird der historische Anlass des Jenaer Universitätsjubiläums noch einmal in all seinen Facetten erläutert.
Interessierte Gäste sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.
Kontakt:
Prof. Dr. Helmut G. Walther
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944410
E-Mail: helmut.walther[at]uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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