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Wissenschaft
"Globale Fernerkundungssysteme und Sicherheit" - Konferenz der Europäischen Akademie und des European Space Policy Institute am 9. und 10. Oktober 2008 in Wien
Bad Neuenahr-Ahrweiler/Wien, 13. Oktober 2008. - Satellitengestützte Navigationssysteme sind mittlerweile fester Bestandteil unseres Alltags. Neue, in Planung befindliche Satellitensysteme eröffnen weitere Möglichkeiten der Erdbeobachtung, indem sie eine genauere Erkundung und Ortung terrestrischer Strukturen und Prozesse aus dem All erlauben.
Dies verspricht einerseits neue Potentiale für eine flächendeckende Früherkennung natürlicher oder menschlich bedingter Risiken und für die weltraumgestützte Reaktion auf Krisen; andererseits stellen sich Fragen nach der Qualität und Validität dieser Erdbeobachtungsdaten zum Schutz sensibler Orte und Einrichtungen und der individuellen Privatsphäre. Ungeklärt sind dabei auch rechtliche Fragen zur Haftung von Ausfällen und Fehlern durch fernerkundungsbasierte Sicherheitsdienstleistungen.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete die Europäische Akademie gGmbH (Bad Neuenahr-Ahrweiler) in Kooperation mit dem European Space Policy Institute (Wien) unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (Köln) am 9. und 10. Oktober in Wien die Konferenz "Globale Fernerkundungssysteme und Sicherheit. Beiträge durch neue Sicherheitsdienstleistungen?". Europäische Experten erörterten technische, gesellschaftliche und juristischer Fragen, die sich mit Blick auf die Erwartungen der Nutzer für satellitengestützte Sicherheitsdienstleistungen ergeben. Dr. rer. nat. Josef Aschbacher (European Space Agency, Frascati) gab zunächst einen Überblick über das breite Spektrum sicherheitsrelevanter Potentiale der europäischen Initiative "Global Monitoring for Environment and Security" (GMES), die von der Erkennung natürlicher und umweltbedingter Gefahren bis hin zum Grenzschutz und zur Verifikation zustimmungspflichtiger Landnutzungen reichen. Besondere Herausforderungen liegen in der schnellen Bereitstellung aufbereiteter Fernerkundungsdaten für Krisenreaktionskräfte (Dr. rer. nat. Monika Gähler, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Oberpfaffenhofen) sowie in der Vermeidung der Verbreitung militärisch nutzbarer Daten. Nach Angaben von Professor Dr. iur. Lesley Jane Smith (Riga Graduate School of Law) macht dieser Punkt zielgenaue und rechtzeitige Regulierungen aus zwei Gründen besonders notwendig: Einerseits ziehen sich staatliche Fernerkundungsdienste zugunsten kommerzieller Anbieter zunehmend zurück, andererseits wurde bereits ein diskriminierungsfreier Zugang zu Fernerkundungsdaten - auch für Drittstaaten - auf internationaler politischer Bühne vereinbart. Zugleich mahnte Priv.-Doz. Dr. phil. Andreas Metzner-Szigeth (Universität Münster) an, solche Entwicklungen angesichts des Schutzgutes der individuellen Privatsphäre zu vermeiden, die von einem Sicherheitsrigorismus getragen sind. In diesem Zusammenhang sei auch das Sicherheitsbedürfnis von Staat und Bürgern kritisch zu reflektieren.
In der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass Nutzer in naher Zukunft große Potentiale in der Bereitstellung mariner Dienste sehen. Diese und andere Erdbeobachtungsdienste müssten aber in integrierte Sicherheitskonzepte eingebunden sein, auch präventive, nicht-technische Elemente enthalten und sowohl für den Nutzer als auch gesellschaftlich akzeptabel gestaltet werden.
Wissenschaftliche Koordinatoren der Konferenz:
o Dr. rer. nat. Stephan Lingner (Europäische Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler gGmbH)
o Dr.-Ing. Wolfgang Rathgeber (European Space Policy Institute, Wien)
Referenten und Podiumsgäste:
o Dr. rer. nat. Josef Aschbacher (European Space Agency, Frascati)
o Dr. rer. nat. Monika Gähler (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Oberpfaffenhofen)
o Univ.-Doz. Dkfm. Dr. Lothar Beckel (GEOSPACE International GmbH, Salzburg)
o Dipl.-Geogr. Holger Floeting (Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin)
o Priv.-Doz. Dr. phil. Andreas Metzner-Szigeth (Universität Münster)
o Professor Dr. iur. Lesley Jane Smith (Riga Graduate School of Law)
o Professor Dr. phil. Heinz Gärtner (Österreichisches Institut für Internationale Politik, Wien)
o Staatsrat Dr. rer. pol. Heiner Heseler (Senatskanzlei Bremen)
o Dipl.-Phys. Peter Knopf (ehem. Eidgenöss. Departement für auswärtige Angelegenheiten, Bern)
o Dipl.-Kfm. Rüdiger Koppe (EADS Astrium GmbH, Taufkirchen)
o Dipl.-Ing. Jürgen K. von der Lippe (vdl consult, Hannover)
Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler gGmbH wurde 1996 vom Land Rheinland-Pfalz und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) gegründet. Direktor der Gesellschaft ist der Philosophieprofessor Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann. Wissenschaftlich-interdisziplinäre Arbeitsgruppen widmen sich der Erforschung und Beurteilung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen für das individuelle und soziale Leben des Menschen und seine natürliche Umwelt. In wissenschaftlicher Unabhängigkeit führt die Akademie einen Dialog mit Wirtschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft. Damit will sie zu einem rationalen Umgang der Gesellschaft mit Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen beitragen.
Weitere Informationen erhalten Sie über die Homepage www.ea-aw.de.
http://www.ea-aw.de/de/veranstaltungen/tagungen/herbsttagung-2008.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Physik / Astronomie, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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