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20.10.2008 13:13

Bildung ist politische Chefsache! Forderungen anlässlich des Bildungsgipfels

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

    Am Mittwoch (22.10.2008) lädt Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Bildungsgipfel nach Dresden ein. Aus diesem Anlass fordert der Bildungsforscher Professor Dr. Reinhold S. Jäger (Universität Koblenz-Landau) Bund und Länder auf, die Grenzen der föderalen Strukturen zu überwinden und Bildung zur Chefsache zu machen. Die derzeitigen Bedingungen führten zwar zu durchaus anregenden Konkurrenzen zwischen den Bundesländern, jedoch auch zu erheblichen individuellen Benachteiligungen und verschärften zugleich die Chancenungerechtigkeit.

    "Bund und Ländern haben die gleiche Aufgabe wie bei der konzertierten Aktion zur Lösung der Finanzkrise. Wenn wir heute die Bildung vernachlässigen, werden wir die Erschütterungen in der Gesellschaft sehr bald zu spüren bekommen. Zu wenig an Bildung führt zu einem unübersehbaren volkswirtschaftlichen Schaden und zu Chancenungerechtigkeit. Das kann sich ein demokratischer Staat nicht leisten. Bildung ist deshalb politische Chefsache!", so der Appell von Jäger.

    Bei seinen Wünschen und Forderungen stützt sich der Bildungswissenschaftler vom Zentrum für empirisch pädagogische Forschung in Landau insbesondere auf die Ergebnisse des Bildungsbarometers (http://www.bildungsbarometer.de). Er fordert unter anderem:

    Die Bildungspolitiker müssen ihre Aufgabe ernst nehmen, sie mit Nachdruck und zugleich nachhaltig umsetzen: Die Bildung in der Bundesrepublik Deutschland wird nach wie vor nur mit der Note vier plus bewertet. Das betrifft sowohl das Bildungsniveau als auch das Bildungswesen insgesamt. Wenn zugleich ca. 51% der Befragten die Schuld für die Bildungsmisere den Bildungspolitikern geben, dann ist es an der Zeit, Bildung auch in den Ländern zur Chefsache zu machen.

    Eine drastische Erhöhung der Bildungsausgaben von Bund und Ländern: Mehr als 90% der Befragten des Bildungsbarometers stehen hinter dieser Forderung. Diese Mehrausgaben könnten, so die Befragten, aus Einsparungen in der Öffentlichen Verwaltung sowie aus Einsparungen im Wehretat finanziert werden. Die Bevölkerung ist aber auch eher bereit (55% Zustimmung) - etwa in Form eines Bildungssoli - einen finanziellen Beitrag zu leisten, wenn dieses Geld direkt in die Bildung einfließt.

    Eine Verstärkung der vorschulischen Bildung: Im Kindergarten werden die wichtigsten Weichen gestellt. Um nachhaltig Veränderungen in diesem Kontext angehen zu können, muss auch bei den Erzieherinnen und Erziehern sowie den Pädagogischen Fachkräften eine Professionalisierungsinitiative in Gang kommen. Nur 3% der Befragten gehen davon aus, dass die Förderung ausreichend sei.

    Das Allgemeinbildende Schulwesen darf kein Spielball beliebiger bildungspolitischer Spielwiesen sein: 53% der Befragten sehen in diesem Bildungsbereich den größten Veränderungsbedarf. Die Bevölkerung verspürt die Notwendigkeit für eine echte Förderung. Sie betrifft die guten Schüler ebenso wie diejenigen mit Leistungsdefiziten. Voraussetzung hierzu ist eine Professionalisierung der Lehrkräfte durch eine veränderte Aus- und Fortbildung analog den Standards der Lehrerbildung. 96% der Bevölkerung unterstützt diese Orientierung. Nur unter dieser Perspektive kann davon ausgegangen werden, dass die Benachteiligung von Kindern aus sozial schwächeren Elternhäusern - von ca. 66% der Befragten gefordert - überwunden werden kann. Die Förderung ist der Schlüssel für individuelle und nachhaltige Veränderungen. Keine noch so gut formulierten Etiketten für neue und zugleich nicht erprobte Schulformen können als Ersatz echte Förderungen dienen.

    Bildung muss sich an der Lebensrealität der Lernenden orientieren: Deshalb fordern 96% der Bevölkerung eine stärkere Praxis- und Lebensnähe von Bildung.

    Bildung muss nachhaltig sein: Um Nachhaltigkeit beim Lernen und Wissen zu erzeugen, ist nicht nur die Ganztagsschule ein probates Mittel, damit Lernen und Entspannen gut aufeinander abgestimmt werden, sondern auch ein an modernen didaktischen und lernpsychologisch fundierten Methoden orientierter Unterricht.

    "Alle Berufe im weiten Feld der Bildung gehören zu den wichtigsten Berufen in Deutschland. Sie tragen dazu bei, dass junge Menschen in Kooperation mit dem Elternhaus geformt und mit dem notwenigen Wissen sowie den erforderlichen Kompetenzen ausgestattet werden. Nur unter diesen Voraussetzungen werden sie den Anforderungen einer globalisierten Welt Stand halten. Bund und Länder müssen alles dafür unternehmen, dass diese Berufe die notwendige Professionalisierung erfahren. Ich erwarte daher, dass die Verantwortlichen beim Bildungsgipfel die entsprechenden Voraussetzungen dafür schaffen", erklärt Jäger sein Anliegen.

    Die bisherigen Ergebnisse des Bildungsbarometers sind nachzulesen unter:
    http://www.vep-landau.de/Bildungsbarometer.htm

    Kontakt:
    Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
    Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)
    der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
    Bürgerstraße 23, 76829 Landau

    Tel.: 06341-906-175
    Fax: 06341-906-166
    E_Mail: jaeger@zepf.uni-landau.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bildungsbarometer.de Infos zum Bildungsbarometer
    http://www.zepf.uni-landau.de Infos zum Zentrum für empirisch pädagogische Forschung
    http://www.deutscher-innovationspreis.de Infos zu einem Bildungsförderungsprojekt


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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