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Wissenschaft
Seit einem halben Jahr bietet die Universität Würzburg ihren Studierenden eine Orientierungsberatung an. Die Erfahrung zeigt: das Angebot wird angenommen - vom Erstsemester bis zur Promotionsstudentin.
Sie studieren bevorzugt Medizin, Jura oder Chemie, befinden sich im vierten Semester und sind 23 Jahre alt - zumindest im Durchschnitt. Und die Mehrzahl von ihnen ist weiblich. Exakt 74 Anfragen verzeichnet die Statistik der Orientierungsberatung der Universität Würzburg in den ersten sechs Monaten ihrer Existenz. Die Einrichtung ist Teil der Begabungspsychologischen Beratungsstelle der Uni, die der Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie IV, Professor Wolfgang Schneider vor etlichen Jahren ins Leben gerufen hat. Zwei Psychologinnen, Dr. Ilka Unsöld und Anja Hoffmann, teilen sich dort eine Stelle und bieten Beratung und Diagnostik an in allen Fragen rund um die Themen Studienfachwahl, -fachwechsel, Berufsziel und Alternativen zum Studium. Finanziert wird der Service aus Studienbeiträgen.
"Die Probleme, mit denen sich Studierende an uns wenden, sind äußert vielfältig", sagt Ilka Unsöld. Kein Wunder, bei dem bunten Publikum: Da finden sich sowohl die 19-Jährige Studentin im ersten Semester als auch der Langzeitstudent, der schon 15 Semester absolviert hat. Auch ältere Studierende, die bereits promovieren, zählen zu dem Klientel der beiden Psychologinnen. "Prinzipiell lässt sich sagen, dass es zum Studiumsbeginn eher um die Frage eines Fachwechsels geht, während im höheren Semester die berufliche Orientierung im Vordergrund steht", so Anja Hoffmann.
Zum Beispiel Medizin: "Medizinstudenten wenden sich häufig an uns, weil sie nicht sicher sind, ob sie das richtige Fach gewählt haben", erzählt Ilka Unsöld. In der Regel haben die Betroffenen ein sehr gutes Abitur gemacht und sich deshalb für das Numerus-Clausus-Fach entschieden. Nicht selten stammen sie aber auch aus einer medizinisch geprägten Familie, in der es Tradition ist, den Arztberuf zu ergreifen. Und erst während des Studiums fängt dann das Grübeln an, ob die Wahl eigentlich dem eigenen Wunsch entspricht.
Vor allem im persönlichen Gespräch und einer ausführlichen, individuellen Beratung suchen die beiden Psychologinnen dann gemeinsam mit dem ratsuchenden Studierenden nach dem passenden Weg. Was kann ich gut, was weniger? Wie sehe ich mich selbst, wie sehen mich Andere? Wo möchte ich in zehn Jahren stehen? Was würde ich tun, wenn alles möglich wäre? Mit Fragen wie diesen müssen sich die Klienten der Beraterinnen auseinandersetzen; die Antworten sollen ihnen klar machen, welche Richtung die für sie geeignete sein könnte. Zusätzlich können die Psychologinnen mit der Hilfe von speziellen Tests die Suche nach einer Lösung unterstützen.
Beispiel Chemie: "Dabei handelt es sich um ein intensives Lernfach mit einem hohen Stressfaktor", sagt Anja Hoffmann. Wenn dann die Leistungen nicht den eigenen Erwartungen entsprechen, tauchen bei den Betroffenen Selbstzweifel auf, die bisweilen in eine depressive Verstimmung münden können. "Dann geht es darum herauszufinden, woran das schlechte Abschneiden liegt", so Hoffmann. Fehlt's an der Motivation, weil vielleicht die Jobaussichten gerade schlecht sind? Oder mangelt es am Interesse und ein anderes Fach - oder sogar eine Alternative zum Studium - wären der bessere Weg?
Ein bis zwei Termine von jeweils 90 Minuten reichen in der Regel aus, damit die Psychologinnen und die Studierenden die Lage sondieren und Probleme klären können. In komplizierteren Fällen können auch schon mal fünf Sitzungen nötig sein, bis es soweit ist. "Am Ende steht nicht unbedingt eine fertige Entscheidung. Aber vieles ist dann klarer und transparenter", sagt Ilka Unsöld. Dann sei auch erst einmal Zeit nötig, "um die Anstöße und Anregungen sacken zu lassen".
Das Feedback der Studierenden jedenfalls fällt überaus positiv aus. In der Evaluation, die routinemäßig nach vier Wochen ansteht, antworten viele, dass ihnen der Besuch in der Orientierungsberatung "die Augen geöffnet" habe. Vor allem die Möglichkeit, in einem objektiven und neutralen Gespräch Licht in das Dunkel der widerstrebenden Gedanken und Gefühle bringen zu können, findet reges Lob.
Übrigens fühlen sich die beiden Psychologinnen nicht als allein selig machende Ratgeber. Sie verstehen sich vielmehr als Teil eines großen Netzwerks, zu dem auch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit, die Studienberatung der Universität oder die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks gehören. Bei Bedarf verweisen sie deshalb auch an diese Stellen weiter.
Die Orientierungsberatung der Universität Würzburg ist ein Angebot für Studierende der Universität. Sie ist telefonisch von Montag bis Donnerstag in der Zeit zwischen 8.00 und 13.00 Uhr zu erreichen unter (0931) 316023. E-Mail: begabungsberatungsstelle@mail.uni-wuerzburg.de. Termine sind in der Regel kurzfristig zu bekommen. Dank der Studienbeiträge ist der Besuch kostenlos.
Ilka Unsöld (l.) und Anja Hoffmann, Psychologinnen in der Orientierungsberatung der Uni Würzburg (Fo ...
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