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Fachbereich 07 zeichnet Physiker des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung aus - Neue Strahlentherapie entwickelt
Der Fachbereich 07 - Mathematik und Informatik, Physik, Geographie der Universität Gießen verleiht dem Physiker Prof. Dr. Gerhard Kraft den Doktor der Naturwissenschaften ehrenhalber. Prof. Kraft (GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Darmstadt) bekommt die Auszeichnung für die Entwicklung eines neuen, viel versprechenden Verfahrens zur Krebstherapie mit Schwerionenstrahlen. Die Verleihung findet im Rahmen eines Festkolloquiums statt, zu dem der Dekan des Fachbereichs 07, Prof. Dr. Bernd Baumann, für Dienstag, 16. Dezember 2008, 16.15 Uhr, einlädt. Veranstaltungsort ist der Senatssaal im Universitätshauptgebäude (Ludwigstraße 23, 35390 Gießen). Bei der Entwicklung des Verfahrens hat Prof. Kraft intensiv mit der Universität Gießen - vor allem mit der ehemaligen Professur für Biophysik (Prof. Dr. Jürgen Kiefer) - zusammengearbeitet.
Das Verfahren ist über einen Zeitraum von rund 20 Jahren beim GSI Helmholtzzentrum in Darmstadt von der physikalischen und biologischen Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung entwickelt worden. Krebszellen werden dabei durch Energiezufuhr zerstört und gesundes Gewebe geschont. Die Energie bricht die Bindungen in Großmolekülen - DNS-Moleküle, die die genetische Information einer Zelle enthalten - auf. Gleichzeitig soll im gesunden Gewebe, das für einen tief liegenden Tumor durchquert werden muss, möglichst wenig Energie deponiert werden, um Schädigungen zu vermeiden.
Prof. Kraft war von 1981 bis 2008 Leiter der Abteilung Biophysik der GSI Darmstadt und ist unter anderem Honorarprofessor an der Universität Kassel und der TU Darmstadt. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Der große Vorteil der Bestrahlung mit schweren Ionen (Kohlenstoffionen) ist, dass dabei aufgrund physikalischer Gesetze die Energieabgabe beim Eindringen in Materie oder eben den menschlichen Körper sehr gering ist und am Ende der Ionenbahn extrem stark ansteigt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Therapie mit Photonenstrahlen konzentriert sich die Strahlenbelastung für den Patienten dadurch auf einen sehr kleinen Bereich im Körper. Krebszellen werden gezielt getötet, das gesunde Gewebe aber weitestgehend geschont. Daher sind die Bestrahlungen mit sehr geringen Nebenwirkungen verbunden.
Nach mehrjährigen Tests von Kraft und seinem Team sind inzwischen 440 Patienten mit großem Erfolg bei der GSI bestrahlt worden. Zurzeit werden Bestrahlungsanlagen an der Radiologischen Universitätsklinik in Heidelberg und an der Universitätsklinik in Marburg aufgebaut. Ab 2009 bzw. 2010 sollen dort pro Jahr jeweils bis zu 2000 Kranke behandelt werden.
Prof. Dr. Volker Metag (II. Physikalisches Institut) wird beim Festkolloquium die Laudatio "Krebstherapie mit Ionenstrahlen - von der physikalischen und biologischen Grundlagenforschung zum Pilotprojekt an der Gesellschaft für Schwerionenforschung" halten. Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic (Abteilung Strahlentherapie der Radiologie) spricht über "Die Vorteile der Krebstherapie mit Ionenstrahlen aus medizinischer Sicht". Die Gießener Professorin ist am Aufbau der Therapieeinheit in Marburg beteiligt.
Kontakt:
Prof. Dr. Volker Metag, II. Physikalisches Institut
Heinrich-Buff-Ring 16, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-33260, Fax: 0641 99-33209
E-Mail: Volker.Metag@exp2.physik.uni-giessen.de
Prof. Dr. Gerhard Kraft
Foto: G. Otto
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Personalia
Deutsch
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