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12.12.2008 12:43

Kölner Uniklinik erfolgreich in der "Neuroethik"

Sina Vogt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Uniklinik Köln

    Forschungen zu ethischen Fragen der Hirnstimulation sowie zu "Mind- und
    Brainreading" starten an der medizinischen Fakultät

    Zwei Forschergruppen werden insgesamt mit rund 1,5 Millionen Euro vom
    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von
    Kölner WissenschaftlerInnen geleitet: Frau PD. Dr. med. Woopen (Institut
    für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin) und Prof. Dr. med. Dr.
    phil. Vogeley (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
    Psychotherapie).

    Dies ist Ergebnis der Neuroethik-Ausschreibung, die das
    BMBF zusammen mit Forschungsförderinstitutionen in Kanada und Finnland
    aufgelegt hat. Ab sofort werden deutschlandweit fünf internationale
    Forschungsverbünde gefördert, die sich mit philosophischen und ethischen
    Fragen der modernen Neurowissenschaften beschäftigen.

    Der erste Projektverbund untersucht "Ethische, rechtliche und soziale
    Fragen der tiefen Hirnstimulation - Gesundheit, Lebensqualität und
    personale Identität".
    Für die tiefe Hirnstimulation (THS) wird eine kleine Sonde in das Gehirn
    eingesetzt, die über einen am Brustkorb unter der Haut eingesetzten
    Schrittmacher stimuliert wird, um die Aktivität dieser Hirnregion zu
    beeinflussen. Bei der Parkinson-Krankheit und weiteren
    Bewegungsstörungen ist sie in späten Krankheitsstadien bereits ein
    etabliertes Verfahren. In den letzten Jahren wird die THS darüber hinaus
    auch bei psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt , zum Beispiel bei
    Zwangsstörungen und Depressionen. Die Erfahrungen zeigen, dass die THS
    neben der Linderung der krankheitsbedingten Symptome auch
    unbeabsichtigte Wirkungen erzeugt wie Änderungen der Stimmungslage,
    Einschränkungen kognitiver Leistungen und Beeinträchtigungen
    psychosozialer Aspekte - also Faktoren, die die Persönlichkeit und die
    Lebensqualität des Patienten ganz wesentlich betreffen.
    Es sollen daher grundlegende Überlegungen zu ethischen und rechtlichen
    Aspekten mit empirischen Erhebungen in der klinischen Versorgung und in
    der Forschung verbunden werden, um auf der Grundlage dieser umfassenden
    Betrachtungen Kriterien für die Anwendung der THS bei neurologischen und
    psychiatrischen Erkrankungen zu entwickeln. Das Verbundprojekt erfolgt
    auf deutscher Seite in Köln (Uniklinik, medizinische und juristische
    Fakultät) in Kooperation mit der Klinik für Neurologie (PD Dr. Lars
    Timmermann), der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Dr. Jens
    Kuhn), dem Institut für Medizinrecht (Prof. Dr. Christian Katzenmeier)
    sowie auf kanadischer Seite mit dem Toronto Western Hospital (Klinik für
    Neurologie: Dr. Dr. Elena Moro; Klinik für Neuropsychiatrie: Dr. Mateusz
    Zuroswski) und dem Joint Center for Bioethics (Dr. Kyle Anstey) und wird
    von PD Dr. Christiane Woopen (Institut für Geschichte und Ethik der
    Medizin der Uniklinik Köln) koordiniert.

    Der zweite Projektverbund "Other Minds: Neurophilosophie und Neuroethik
    der Intersubjektivität" ist auf die komplexen kognitiven Leistungen
    Selbstbewusstsein und kommunikativer Austausch zwischen Personen
    gerichtet, die bisher im Wesentlichen Untersuchungsgegenstände der
    Philosophie waren. Die moderne kognitive Neurowissenschaft erlaubt aber
    mittlerweile auch die systematische, naturwissenschaftliche
    Untersuchungen unserer Fähigkeit, uns erfolgreich in andere Personen
    "hineinversetzen" zu können, um deren Gedanken oder Gefühle
    nachempfinden oder "lesen" zu können. Diese Leistungen, die wir im
    Alltag ständig benötigen und die bei psychischen Erkrankungen gestört
    werden oder verloren gehen können, werden auch als "Mindreading"
    bezeichnet. Kann man, wenn man die Hirnprozesse kennt, diese Leistungen
    medizinisch wieder herstellen? Eine Zukunftsfrage, die aber die
    Komplexität der Möglichkeiten moderner Neuroethik aufzeigt.
    Dem "Mindreading" wird eine neue Technik, die des "Brainreading", zur
    Seite gestellt: Sie fragt, ob und wie aus Informationen über
    Hirnprozesse geschlossen werden kann, was die untersuchte Person gerade
    "erlebt", "denkt" oder "fühlt", mit anderen Worten, was ihr phänomenaler
    Gehalt ist: Kann man bestimmte, messbare Hirnprozesse konkreten Gefühlen
    oder gar Gedanken zuordnen? Das wirft philosophische,
    neurowissenschaftliche und medizinische Fragen auf. Diese werden in
    einem interdisziplinären, deutsch-finnischen Forscherverbund bearbeitet
    unter Beteiligung von Prof. Dr. Newen (Philosophie, Bochum), Prof. Dr.
    Juckel (Psychiatrie, Bochum), Prof. Dr. Veikko Launis (Philosophie,
    Turku), Prof. Dr. Revonsuo (kognitive Neurowissenschaft, Philosophie,
    Turku) und unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Kai Vogeley (Klinik und
    Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln).

    Ansprechpartner:
    PD Dr. Christiane Woopen
    Institut für Geschichte und Ethik
    der Medizin, Herderstraße 54, 50931 Köln, Tel 478-86989,
    christiane.woopen@uni-koeln.de.

    Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Kai Vogeley
    Department of Psychiatry
    University of Cologne
    Kerpener Str. 62
    50924 Cologne, Germany
    Phone 0049 221 478 87155
    Fax 0049 221 478 3738
    kai.vogeley@uk-koeln.de

    Für Rückfragen:
    Sina Vogt
    Leiterin Stabsstelle Kommunikation Uniklinik Köln
    Telefon: 0221 478 5548
    E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de


    Bilder

    Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Kai Vogeley und PD Dr. Christiane Woopen
    Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Kai Vogeley und PD Dr. Christiane Woopen
    MFK
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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