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Das Interesse an der Kultur der Sepharden, der spanischen Juden, und ihres Zusammenlebens mit Christen und Mauren führt im März Forscher aus Israel, Lateinamerika, Spanien, Portugal, den USA und Deutschland in Kassel zusammen.
Kassel. Das Interesse an der Kultur der Sepharden, der spanischen Juden, und ihres Zusammenlebens mit Christen und Mauren führt im März Forscher aus Israel, Lateinamerika, Spanien, Portugal, den USA und Deutschland in Kassel zusammen.
Für Herder war sie die "erste Aufklärung Europas", Heine besang sie als das "große Goldzeitalter" - die sogenannte convivencia, das jahrhundertelange Zusammenleben von Mauren, Juden und Christen im mittelalterlichen Spanien, war in der Tat ein singuläres historisches Ereignis, politisch und kulturell. Politisch, weil die drei Religionen und Kulturen vergleichsweise friedlich zusammenlebten und das zu einer Zeit, als im übrigen Europa bereits Pogrome und Kreuzzüge das Bild bestimmten. Ohne das 'Land der drei Kulturen' zu idealisieren, nannte es der Politologe Claus Leggewie vor kurzem - durchaus programmatisch - das "Alhambra-Modell": Ein multikulturelles Neben- und Miteinander, das noch für die heutigen Zeitumstände Lehren bereithalte. Kulturell war die convicencia ein einmaliges Ereignis der europäischen, ja der Weltgeschichte, weil das maurisch-jüdisch-christliche Spanien einen kulturellen Aufschwung erlebte, dessen architektonische Spuren (die Alhambra in Granade, die Moschee in Cordoba etc.) noch heute sichbar sind und der Europa insgesamt zugute kam: Ohne die Kulturimporte aus Spanien, schreiben Historiker, wäre die europäische Renaissance nicht möglich gewesen. Mit der Vertreibung der Juden bzw. ihrer Zwangskonversion (1492) und der Vertreibung der Nachfahren der maurischen Spanier (1609 - 1611) endete dieses Kapitel der spanisch-europäischen Geschichte.
In Kassel hat Privatdozent Dr. Norbert Rehrmann in den vergangenen Jahren darüber geforscht, welche Spuren dieses Geschichtskapitel in der spanischen Literatur, Essaistik und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhundert hinterlassen hat.
Außerhalb Deutschlands 'boomt' die Sephardenforschung schon seit gut zwanzig Jahren. Die erste internationale Tagung in Deutschland über die Sepharden, die auch und gerade für die Identität der deutschen (aschkenasischen) Juden von großer Bedeutung war, sucht Anschluss an diese Entwicklung.
Sie findet statt vom 5. bis 7. März 2001 im International House der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK), Mönchebergstraße 11 a.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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