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Wissenschaft
Studie zeigt: Fachärzte zwischen 15 und 35 Prozent häufiger betroffen
Migräne ist bei Neurologen und insbesondere bei Kopfschmerzexperten viel weiter verbreitet als in der normalen Bevölkerung und bei anderen Arztgruppen. Dies haben Wissenschaftler der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster jetzt in einer großen Studie mit rund 950 Teilnehmern herausgefunden. Während in der Bevölkerung etwa 15 Prozent im Laufe ihres Lebens an Migräne leiden, sind dies bei Neurologen über 30 und bei Kopfschmerzexperten ca. 50 Prozent. Die Gründe für diese überraschenden Zahlen sind bislang noch nicht bekannt. Es tragen wahrscheinlich mehrere Faktoren dazu bei.
"Einige Betroffene gaben an, dass ihre Kopfschmerzen auch der Grund waren, Neurologe und/oder Kopfschmerzexperte zu werden," sagt Prof. Dr.Dr. Stefan Evers, Leiter der Studie, 1. Vizepräsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und Leiter der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universität Münster. Dann komme noch hinzu, dass sich Neurologen mit den genauen Kriterien der Migräne besser auskennen und diese häufiger an sich diagnostizieren. Schließlich könne es auch sein, dass Medizinstudenten mit einer Migräneveranlagung sich eher für ein Fach wie Neurologie und gegen zum Beispiel ein operatives Fach entscheiden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "Der Schmerz 2008; 22 Suppl 1: 47-55" veröffentlicht.
In der Studie wurde ebenso untersucht, wie die selbst von Migräne betroffenen Ärzte ihre Patienten behandeln - im Unterschied zu den Ärzten, die nicht unter Migräne leiden und zu ihrer eigenen Behandlung. Dabei kam heraus, dass die Ärzte bei der Behandlung ihrer eigenen Migräne mit akuten und vorbeugenden Medikamenten viel zurückhaltender sind, als sie es ihren Patienten empfehlen. So nahmen nur etwa 50 Prozent der Studienteilnehmer selbst Medikamente (Triptane) gegen ihre Migräne, obwohl sie in fast allen Fällen ihren Patienten solche Medikamente verschrieben hatten. Ein ähnliches Verhalten gibt es bei der Verschreibung von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID). Auch die Einstellung zur Migräne als Erkrankung wird davon geprägt, ob die Ärzte selber an Migräne leiden. So wird die Migräne von den selbst betroffenen Ärzten viel mehr als körperliche und weniger als psychosomatische Erkrankung gesehen.
Die Teilnehmer der Studie gehören unterschiedlichen Gesellschaften, wie zum Beispiel der DMKG, der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) sowie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und des Berufsverbandes Deutscher Allgemeinärzte (BDA), an. Der Fragenkatalog bezog unterschiedliche Formen der Migräne, wie zum Beispiel Migräne mit und ohne Aura sowie den episodischen und chronischen Spannungskopfschmerz ein.
Für die DMKG belegen diese Zahlen, dass die Betroffenheit, selber an Migräne zu leiden, Einfluss auf das Verhalten der Kopfschmerzexperten hat. Um so wichtiger ist es den Experten der DMKG daher, dass Migräne und andere Kopfschmerzen nach den aktuellen Leitlinien und nicht nach eigenen Erfahrungen behandelt werden sollten.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers
1. Vizepräsident der DMKG
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Str. 33
48129 Münster
Tel. 0251/8348196
Fax 0251/8348181
Email everss@uni-muenster.de
Generalsekretär und Pressesprecher
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Peter Kropp
Inst. f. Med. Psychologie im Zentrum für Nervenheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock
Email peter.kropp@med.uni-rostock.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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