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12.02.2001 15:01

Neue Wirkstoffe gegen Blutvergiftung

Susanne Liedtke Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Nach jahrelanger Forschung haben Mediziner neue Ansätze in der Behandlung der schweren Blutvergiftung gefunden. Schon bald werden neue Wirkstoffe auf dem Markt sein, kündigte Prof. Dr. Konrad Reinhart heute auf einer Pressekonferenz anlässlich des 3. Internationalen Jenaer Symposium "Sepsis und Multiorgandysfunktion" an.

    Jena (12.02.01) "Wir haben es hier nicht mit einem Spezialistenthema zu tun, sondern mit einer Krankheit von hoher medizinischer, gesundheitspolitischer und auch ökonomischer Relevanz", sagte der wissenschaftliche Leiter der Tagung, die am morgigen Dienstag beginnt.

    In Deutschland sterben pro Jahr ca. 100.000 bis 150.000 Menschen an der schweren Blutvergiftung und ihren Folgen, dem Multiorganversagen. Damit stellt die Sepsis die Haupttodesursache nach großen operativen Eingriffen (Tumorchirurgie, Organtransplantationen) oder nach das Immunsystem schwächenden Chemotherapien bei Krebserkrankungen dar. Die Sterblichkeitsrate bei der schweren Blutvergiftung variiert in Abhängigkeit vom Alter und der Grundkrankheit des Patienten zwischen 30 und 80 Prozent. Für die USA werden die jährlichen Behandlungskosten für die Behandlung der Sepsis auf fünf bis zehn Milliarden Dollar geschätzt; die Zahlen für Deutschland liegen etwa bei der Hälfte.

    Auf dem Jenaer Symposium werden aktuelle Studien zur Vorbeugung, Diagnose und Therapie der Sepsis vorgestellt. Bei den sogenannten adjuvanten Therapien, also Maßnahmen, die sich zusätzlich zur Antibiotikagabe, operativen Maßnahmen zur Beseitigung der Infektionsquelle und der Intensivtherapie als effektiv erwiesen haben, gibt es drei vielversprechende neue Strategien: Durch die Gabe von Hydrocortison konnte die Sterblichkeit beim septischen Schock von 65 Prozent auf 50 Prozent verringert werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Antikörper gegen Tumornekrosefaktor einzusetzen, der im Verlauf einer Sepsis von weißen Blutkörperchen freigesetzt wird. Durch die Gabe der Antikörper konnte die Sterblichkeit um 3,4 bis 6,9 Prozent gesenkt werden. Aktiviertes Protein C wiederum greift in die Thrombinbildung ein, die bei einer Blutvergiftung zur Verstopfung der Blutgefäße führen kann. Die Substanz verhindert die Thrombinbildung und konnte den Studien zu Folge die Sterblichkeit von 30 auf 23,89 Prozent verringern.

    In der Praxis haben die Mediziner schnell auf diese Ergebnisse reagiert. So erhalte bereits jetzt jeder Jenaer Patient mit Sepsisschock Hydrocortison, sagte Reinhart, der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist. Für die beiden anderen Wirkstoffe ist die Zulassung für den amerikanischen und den europäischen Markt beantragt, Reinhart rechnet in den nächsten sechs bis neuen Monaten mit der Genehmigung.

    Darüber hinaus werden auf dem Jenaer Kongress weitere erfolgversprechende Studien vorgestellt, die jedoch noch zu ihrer endgültigen Bestätigung den Abschluss von derzeit laufenden Phase III Studien mit noch größeren Patientenzahlen bedürfen. "Es ist im Bereich der Sepsisbehandlung sehr schwierig, eindeutige Ergebnisse zu produzieren", betonte Prof. Reinhart. "Wir müssen für eine wirklich wirkungsvolle Behandlung Studien mit etwa 1500 bis 2000 Patienten haben, sonst sind die Ergebnisse nicht aussagefähig."

    Von besonderer Bedeutung ist auch eine rechtzeitige und eindeutige Diagnose der Sepsis. "Hier gehen wir heute oft noch nach unspezifischen Kriterien vor, die der komplexen Situation bei einer Sepsis nicht gerecht werden", so Reinhart. Deshalb suchen er und seine Kollegen in Jena nach Markersubstanzen, die für eine Diagnose eingesetzt werden können. Ein vielversprechender Kandidat ist das Prokalzitonin, dem die Jenaer Tagung einen Schwerpunkt einräumt.

    Insgesamt haben sich zu dem wissenschaftlichen Symposium über 400, zum parallel stattfindenden Intensivpflegekongress rund 500 Teilnehmer aus 14 Nationen angemeldet.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Konrad Reinhart
    Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
    der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Tel.: 03641/ 93 30 41 oder 93 33 07, Fax: 9 33256
    E-Mail: konrad.reinhart@med.uni-jena.de

    Susanne Liedtke
    Friedrich Schiller Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel: 03641/ 93 10 40
    Fax: 03641/ 93 10 42
    E-mail: Susanne.Liedtke@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de/anaesthesie/news/symposium/start.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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