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Wissenschaft
Ursula M. Händel-Stiftung zeichnet Testmethode aus, die Tierversuche reduziert / Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten Preises am 13. Februar in Bonn
In diesem Jahr geht der mit 50.000 Euro dotierte Ursula M. Händel-Tierschutzpreis an ein Forscherteam der Abteilung Experimentelle Hämatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Professor Dr. Christopher Baum, Leiter der Abteilung, Dr. Dr. Ute Modlich und Sabine Knöß haben ein In Vitro Testsystem für die Gentherapie entwickelt, dass eine Vielzahl von Tierversuchen überflüssig macht. "Wir freuen uns enorm über diese Auszeichnung. Sie bestärkt uns, den eingeschlagenen Weg stringent fortzuführen, sagt Prof. Dr. Christopher Baum. Den Preis verleiht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2004 an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich vorbildlich und nachhaltig darum bemühen, den Tierschutz in der Forschung zu verbessern.
Schwere Immundefekte oder Stoffwechselerkrankungen können mit einer Gentherapie behandelt werden. Dabei werden Vektoren benutzt, so genannte Genfähren, die das therapeutische Gen in die Zielzellen einschleusen. Allerdings kann diese "Genfähre" auch unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. "Um das Risiko für die Patienten so gering wie möglich zu halten, müssen wir im Tierversuch herausfinden, ob ein Gentherapievektor die kodierenden oder regulatorischen Bereiche zellulärer Gene stört", erklärt Dr. Dr. Ute Modlich, Tierärztin in der Abteilung Experimentelle Hämatologie. Mit dem so genannten In Vitro Immortalisierungsassay (IVIM Assay) haben die Forscher der MHH eine Methode entwickelt, in der die Mäuse zwar noch Zellspender sind, die Testreihe selbst aber "im Reagenzglas" durchgeführt werden kann und nicht im lebenden Tier. Waren vorher hundert Mäuse für eine Testreihe nötig, so braucht man jetzt nur eine einzige, zudem muss kein schweres Krankheitsbild ausgelöst werden. Das Zellmodell ermöglicht es außerdem, verschiedene "Genfähren" miteinander zu vergleichen, diejenigen mit einem toxischen Risiko auszuschließen und letztlich den besten Vektor für die Gentherapie zu finden. Diese exakte Bestimmung wäre bei einem Versuch im lebenden Tier nur schwer zu erreichen. Und aufgrund der hohen Sensitivität des In Vitro Assays liegen die ersten Ergebnisse bereits nach vier Wochen vor - im Tierversuch muss man mit 18 Monaten rechnen. Die Forscher wollen den Preis zum einen dazu nutzen, die Laborinfrastruktur zu verbessern, auf dem Plan stehen zum Beispiel spezielle Brutschränke und ein Lehrmikroskop. Zum anderen soll der weltweite Austausch mit Wissenschaftlern anderer Universitäten und Institutionen auf diesem Forschungsgebiet weiter gefördert werden - mit dem Ziel, die Gentherapie zu verbessern und gleichzeitig die Zahl der Tierversuche weiter zu reduzieren.
Ursula M. Händel setzt sich seit Jahren für den Tierschutz besonders in Wissenschaft und Forschung ein. Zu diesem Zweck hat sie der DFG umfangreiche Mittel zur Verfügung gestellt, mit denen im Rahmen des Ursula M. Händel-Tierschutzpreises eine oder mehrere Arbeiten zur Verbesserung des Tierschutzes in der Forschung ausgezeichnet werden.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Christopher Baum unter Telefon (0511) 532-6069.
von links: Dr. Dr. Ute Modlich, Prof. Dr. Christoper Baum, Sabine Knöß
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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