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19.02.2009 16:41

Unbegreifliche Zeiten. Wunder im 20. Jahrhundert

Magdalena Schaeffer Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)

    Die Konferenz "Unbegreifliche Zeiten. Wunder im 20. Jahrhundert" vom 18. bis 21. März 2009 in Essen wird vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und dem Arbeitskreis Geschichte + Theorie (AG+T) veranstaltet, gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung.

    Auf den ersten Blick passen Wunder nicht in das säkularisierte und industrialisierte 20. Jahrhundert. Als Folge der viel zitierten "Entzauberung" sind die überkommenen Wunderwelten durch eine nie zuvor gesehene Verbreitung von Wissen und die Einbeziehung selbst entlegener Gebiete in dichter werdende Kommunikationsnetze anscheinend an den Rand gedrängt worden. Der Begriff wird jedoch weiterhin in vielen gesellschaftlichen Kontexten gebraucht: Vom "Wunder von Bern" bis zum "Wirtschaftswunder", von "Wunderwaffen" bis zu "Wunderheilungen", von "Wundern der Technik" bis zum "Wonderbra". Wunder sind auch aus der Moderne nicht wegzudenken. Die Zuschreibung eines "Wunders" stellt noch immer eine zentrale Form der Verarbeitung und Aneignung ungewöhnlicher Ereignisse und außeralltäglicher Erfahrungen dar.

    Der Begriff des Wunders erlaubt es, das Exzeptionelle in modernen Gesellschaften, ihre soziale Konstituierung, Normalitätsannahmen und Wissensgrenzen zu thematisieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren die soziale Fabrikation von Wundern über gesellschaftliche Felder, politische Systeme und Zeiträume hinweg, um so neue Perspektiven auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erschließen. Zugleich knüpft die Konferenz an das aktuelle historische Interesse an Transformationen des Religiösen an, geht dabei aber über das Feld der Religionsgeschichte hinaus. Schon im Mittelalter waren Wunder nicht auf den Bereich des Religiösen beschränkt, sondern umfassten auch Natur- und weltliche Wunder. Entsprechend steht nicht die Frage nach einer Profanisierung des Wunders, sondern der Umgang mit wunderhaften Begebenheiten in den zugleich religiösen und säkularisierten Denk- und Wissenssysteme des 20. Jahrhunderts im Zentrum.

    Referentinnen und Referenten:
    Martin Baumeister (München), Gabriela Signori (Konstanz), Claus Leggewie (Essen), Paul Nolte (Berlin), Eberhard Bauer (Freiburg), Jörn Rüsen (Essen), Diethard Sawicki (Paderborn), Helmut Zander (Berlin) u.a.

    Wissenschaftliche Leitung:
    Alexander C.T. Geppert (Cambridge, USA/Berlin) und Till Kössler (München)

    Datum: 18. bis 21. März 2009
    Ort: Bildungshotel im Bfz, Karolingerstraße 92, 45141 Essen, "Raum Nixdorf"
    Anfahrtsbeschreibung: http://www.bildungshotel-essen.de/anfahrt.htm

    Anmeldungen erwünscht bis zum 11. März 2009 bei Maria Klauwer, KWI, Tel. +49 (0)201 7204-153, maria.klauwer@kwi-nrw.de.
    Für die Teilnahme an der Konferenz wird eine Tagungsgebühr von 100 Euro erhoben.

    Journalistinnen und Journalisten sind herzlich eingeladen.

    Kontakt:
    Magdalena Schaeffer, Pressesprecherin, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Tel. +49 (0)201 7204 -152, magdalena.schaeffer@kwi-nrw.de.

    Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter http://www.kulturwissenschaften.de/home/veranstaltung-191.html und http://www.geschichte-und-theorie.de/tagungen/XXIII.html.

    Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
    Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist das Forschungskolleg der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR), zu der sich die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen zusammengeschlossen haben. Seine Aufgabe ist die Förderung hervorragender interdisziplinärer Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern. Das KWI erforscht die Grundlagen der modernen Kultur praxisnah und mit Blick auf aktuelle relevante gesellschaftliche Fragen. Derzeit stehen die Themenfelder kollektive Erinnerung, kulturelle Vielfalt der Weltgesellschaft, soziale Verantwortung und kulturelle Aspekte des Klimawandels im Mittelpunkt. Mit seinen Veranstaltungen sucht das KWI den Dialog mit einer breiteren Öffentlichkeit, es unterhält enge Partnerschaften mit Kultureinrichtungen und Medien.

    PROGRAMM

    Mittwoch, 18. März 2009
    18.00 Uhr
    Begrüßung Claus Leggewie (Essen)

    18.15-19.00 Uhr
    Öffentlicher Abendvortrag Gabriela Signori (Konstanz): Orts-Wechsel. Theorie und Praxis des Wunders von der Antike bis ins 20. Jahrhundert

    Donnerstag, 19. März 2009
    9.00-9.30 Uhr
    Einführung Alexander C.T. Geppert und Till Kössler: Wunder der Zeitgeschichte. Transzendenz und die Grenzen des Wissens im 20. Jahrhundert

    9.30-11.00 Uhr
    Sektion I: Religionswunder
    Helmut Zander (Berlin): Marianische Empirie. Wunderbare Marienerscheinungen des 19. und 20. Jahrhunderts
    Bernadett Bigalke (Erfurt): "Wunder" im alternativreligiösen Milieu Leipzigs um 1900
    Nils Freytag (München): Kommentar

    11.00-11.30 Uhr Pause

    11.30-13.00 Uhr
    Sektion II: Naturwunder
    Natascha Adamowsky (Berlin): Wunder des Meeres. Kultur- und medienästhetische Überlegungen zur Repräsentation des Inkommensurablen
    Eva Johach (Berlin): Wunder des Instinktes. Zur Kollektivpsychologie von Insektengesellschaften im frühen 20. Jahrhundert
    Uffa Jensen (Berlin): Kommentar

    13.00-15.00 Uhr Pause

    15.00-16.30 Uhr
    Sektion III: Medienwunder
    Alexander Gall (München): Wunder, Sensation und Katastrophe. Zur Vermittlung von Wissenschaft und Technik in der illustrierten Massenpresse um 1900
    Tobias Becker (Berlin): "Masks, Mimes and Miracles." Karl Vollmöllers "Das Mirakel" in der Inszenierung von Max Reinhardt
    Niels Werber (Dortmund): Kommentar

    16.30-17.00 Uhr Pause

    17.00-18.30 Uhr
    Sektion IV: Wunderwirker
    Susanne Michl (Berlin): Der Arzt als Wunderheiler. Heilkonzepte in der Medizin in Deutschland und Frankreich, 1900-1920
    Diethard Sawicki (Paderborn): Leben schaffen, Regen machen, UFOs jagen. Wilhelm Reichs wundersame Experimente
    Alf Lüdtke (Erfurt): Kommentar

    Freitag, 20. März 2009
    9.00-10.30 Uhr
    Sektion V: Moderne Wunder
    Falko Schmieder (Berlin): Unfassliches Produzieren. Zur politischen Epistemologie des Wunderbegriffs in der Moderne
    Eberhard Bauer (Freiburg): "Alltägliche Wunder?" Diskurse um das Paranormale im 20. Jahrhundert
    Friedrich Jaeger (Essen): Kommentar

    10.30-11.00 Uhr Pause

    11.00-12.30 Uhr
    Sektion VI: Politische Wunder
    Benjamin Lazier (Portland): Wunder in Weimar. Miracles and the Crisis of Liberalism Between the World Wars
    Sonja Lührmann (Ann Arbor): Wunder ohne Wunder. Die Säkularisierung des Staunens in der sowjetischen Atheismuspropaganda
    Moritz Föllmer (Leeds): Kommentar

    12.30-14.30 Uhr Pause

    14.30-16.00 Uhr
    Sektion VII: Nachkriegswunder
    Rajah Scheepers (Hannover): Persistenz des Wunderbaren. Die Rede vom Wunder in einer protestantischen Institution zwischen 1921 und 1972
    Günter Riederer (Marbach): "Hier in Wolfsburg kann man das Wunder sehen." Volkswagen und das deutsche Wirtschafswunder im Industriefilm der 1950er und 1960er Jahre
    Paul Nolte (Berlin): Kommentar

    16.00-16.30 Uhr Pause

    16.30-18.00 Uhr
    Sektion VIII: Neue Wunder
    Uwe Schellinger (Freiburg): Kaum zu fassen. Die spezifische Problematik der historischen Überlieferung paranormaler Erfahrungen
    Markus Hero (Bochum): Wunderglaube und neue Religiosität. Ein institutionentheoretischer Vergleich von Charismatischer Bewegung und Esoterikangeboten
    Pascal Eitler (Berlin): Kommentar

    Samstag, 21. März 2009
    9.30-11.00 Uhr
    Sektion IX: Virtuelle Wunderwelten
    Hendrik Pletz (Köln): Die Entzauberung des Phantastischen. Der pädagogische Videodiskurs der 1980er Jahre
    Christian Hoffstadt (Karlsruhe): Auferstehung und Zaubertechnik. Zur Verknüpfung von Magie, Glaube und Technik in der "World of Warcraft"
    Nina Verheyen (Berlin): Kommentar

    11.00-12.00 Uhr Schlusskommentar Martin Baumeister (München)


    Bilder




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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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