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12/2001 (B)
Hilfe für krebskranke Kinder aus Tschernobyl
Deutsche Krebshilfe unterstützt Würzburger Universitätsklinik
Würzburg (ek) - 15 Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ist die Not in Weißrussland groß: Durch die Belastung mit radioaktivem Material sind dort fast tausend Kinder an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Etwa 210 krebskranke Kinder aus Weißrussland konnten in den vergangenen Jahren in Deutschland erfolgreich behandelt werden. Einige von ihnen entwickelten jedoch im weiteren Verlauf eine narbige Veränderung der Lunge, die lebensbedrohlich werden kann. Kinderärzte und Nuklearmediziner der Universität Würzburg haben es sich nun zum Ziel gesetzt, die kleinen Patienten engmaschig zu untersuchen, um herauszufinden, wodurch die Lungenveränderungen entstehen und wie sie möglichst früh erkannt werden können. Die Deutsche Krebshilfe finanziert dieses Projekt mit gut 110.000 Mark für einen Zeitraum von drei Jahren.
Nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl im April 1986 wurden große Mengen radioaktiven Jods freigesetzt. Als Folge dieser Belastung hat sich die Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs bei Kindern und Jugendlichen in dieser Region mehr als verzehnfacht. Die medizinische Betreuung von gut 210 weißrussischen Kindern und Jugendlichen mit Schilddrüsenkarzinom erfolgte seit 1993 in Essen und Würzburg. Etwa die Hälfte der in Deutschland betreuten Kinder hatte bereits zu Beginn der Behandlung Lungenmetastasen. Die beteiligten Nuklearmediziner und Kinderärzte haben sich sehr um die Betreuung weißrussischer Kinder mit Schilddrüsenkarzinom verdient gemacht. Professor Dr. Christoph Reiners, Würzburg: "Eine Behandlung in Deutschland stellt nach unserer Erfahrung für viele weißrussische Kinder mit Schilddrüsenkrebs die einzige Möglichkeit dar, wieder gesund zu werden." Einige der Kinder entwickelten jedoch während oder nach der Therapie narbige Veränderungen in der Lunge, die so genannte Lungenfibrose. Diese Veränderungen führen zunächst zu Atemnot, können später aber auch lebensbedrohlich werden.
Bislang wissen die Ärzte nicht, welche Kinder mit Schilddrüsenkarzinom besonders gefährdet sind, eine Lungenfibrose zu entwickeln. Weiterhin ist unklar, mit welchen Untersuchungsmethoden sich diese Veränderungen frühzeitig erkennen lassen. Ein Team unter der Leitung von Privatdozent Dr. Helge Hebestreit von der Universitäts-Kinderklinik in Würzburg will nun die kleinen Patienten aus Weißrussland besonders engmaschig im Hinblick auf die Entstehung der Lungenveränderungen untersuchen. Die Ärzte wollen Risikofaktoren für die Entwicklung dieser Erkrankung identifizieren und die für eine möglichst frühzeitige Erkennung am besten geeigneten Untersuchungsverfahren überprüfen. Die so gesammelten Erkenntnisse sind für die zukünftige Planung der Nachsorge von kleinen Patienten mit Schilddrüsenkrebs unerlässlich, um die gefürchtete Lungenfibrose entweder ganz zu verhindern oder aber möglichst frühzeitig erkennen zu können. Die Deutsche Krebshilfe stellt dafür Personalmittel von gut 110.000 Mark für einen Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung.
Info-Kasten: Schilddrüsenkrebs
Das Schilddrüsenkarzinom gehört mit etwa 2.800 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland zu den selteneren Krebsarten. Als Risikofaktor gelten eine Röntgenbestrahlung im Halsbereich und eine Schilddrüsenvergrößerung (Kropf). Je nach Tumorform und -stadium gibt es verschiedene Therapiemethoden. Dazu gehören die Operation, die Behandlung mit Radio-Jod sowie - seltener - die Bestrahlung und die Chemotherapie. Diese wird in spezialisierten Zentren durchgeführt. Im Kindesalter ist Schilddrüsenkrebs selten. Nach dem Reaktor-Unglück in Tschernobyl 1986 hat sich die Häufigkeit dieser Erkrankung bei Kindern in der betroffenen Region jedoch mehr als verzehnfacht.
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Projekt-Nr. 50-2625
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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