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09.03.2009 19:00

Die Geschichte der Jenaer Universität 1850 bis 1995

Stephan Laudien Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Historiker der Universität Jena präsentieren neues Buch zur Universitätsgeschichte

    Jena (09.03.09) Im Lauf der 450-jährigen Geschichte der Universität Jena gab es Höhepunkte wie düstere Kapitel zu verzeichnen. Die wechselvolle Geschichte der neueren Zeit wurde seit 1999 von der "Senatskommission zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert" erforscht und im besten Wortsinne aufgearbeitet. Jetzt legt die Senatskommission den Band "Traditionen - Brüche - Wandlungen. Die Universität Jena 1850-1995" vor. Das Buch wendet sich gleichermaßen an Fachpublikum wie die interessierte Öffentlichkeit, der es am 9. März präsentiert worden ist.

    "Unser Anspruch war es, ein Standardwerk zu schaffen, das eine Weile Bestand haben wird", sagt Prof. Dr. Jürgen John, einer der beteiligten Historiker. Dr. Heinz Mestrup, ein weiterer Autor, fügt hinzu, es werde keine "Jubelschrift", sondern eine kritische Sicht auf das "lange 20. Jahrhundert" präsentiert. Das Buch sei Schlussakkord der Arbeit der Senatskommission, jedoch weit mehr als bloße Zusammenfassung der mehr als zehnjährigen Tätigkeit.

    Der neue Band gliedert sich in drei Kapitel, die jeweils von Stefan Gerber, Jürgen John/Rüdiger Stutz, Tobias Kaiser/Heinz Mestrup sowie Michael Ploenus bearbeitet worden sind. Im ersten Kapitel wird dargelegt, wie sich die Universität im Zeitalter der Industrialisierung zu einer modernen Forschungs- und Dienstleistungsuniversität wandelte. Es geht dabei um die Zeit von 1850 bis zum Ersten Weltkrieg. "Die Universität reagierte auf die Erfordernisse der modernen Gesellschaft", sagt Dr. Tobias Kaiser. Sein Kollege Dr. Stefan Gerber ergänzt, der Blick des Kapitels reiche weit über Jena hinaus: "Wir haben die Wissenschaftsgeschichte der Zeit im Spannungsfeld zwischen Politik und Gesellschaft untersucht." Handelnde Akteure werden vorgestellt, indes sei nicht jeder Fachbereich im Detail beleuchtet worden.

    Kapitel 2 behandelt den Zeitraum 1918 bis 1945. "Wir korrigieren das falsche Bild von der ,permanenten Krise der Wissenschaft' in der Weimarer Republik", sagen die beiden Kapitelautoren John und Stutz. Vielmehr werden die Innovationen der frühen Weimarer Zeit und die Mitte der 1920er Jahre "neu profilierten Universität" dargestellt. Das geschieht vor allem am Beispiel der Reform- und Konfliktperiode 1921 bis 1923/24. Die Zäsur 1933 und die mit den "Gleichschaltungs"-Maßnahmen und der Vertreibung von Hochschullehrern verbundenen Brüche werden in diesem Kapitel ebenso deutlich wie die strukturellen, personellen und mentalen Kontinuitäten. Es sei - betonen die beiden Autoren - wahrlich kein Ruhmesblatt für die Universität, dass viele Hochschullehrer und ein großer Teil der Studierenden die Weimarer Demokratie ablehnten, aber den "nationalen Konsens" mit dem NS-Regime suchten. Der mit der NS-Zeit befasste Teil des Kapitels zeige den erheblichen Wissenschaftsbedarf des im Kern kriegsgerichteten NS-Regimes und die Ausmaße der Mobilisierung - bzw. Selbstmobilisierung - der Wissenschaften für den Krieg seit dem "Schlüsseljahr 1936". Damit werde auch das ebenso wohlfeile wie unzutreffende Bild vom grundsätzlich "wissenschaftsfeindlichen" NS-Regime und vom prinzipiellen Gegensatz von Wissenschaft und Politik in der NS-Zeit differenziert und korrigiert.

    Kapitel 3 wurde der "Sozialistischen Hochschule" gewidmet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Friedrich-Schiller-Universität als erste Universität der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) wiedereröffnet worden. Zunächst habe man versucht, an die Zeit vor 1933 anzuknüpfen, sagt Tobias Kaiser. In einem konfliktreichen Prozess, der letztlich eine Wissenschaftlergeneration dauerte und in den einzelnen Fächern sich ganz unterschiedlich gestaltete, wurde die Universität umgestaltet und neu profiliert. Dabei gab es auch Verhaftungen und politisch bedingte Exmatrikulationen. "Ab etwa 1968 rückt der Alltag an einer sozialistischen Universität in den Blickpunkt", sagt Heinz Mestrup. Beschrieben werde der Versuch der DDR-Führung, im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Die Jenaer Universität in den 80er Jahren sei eine Forschungsinsel gewesen, geprägt von hohen Investitionen für den wissenschaftlichen Gerätebau und zugleich dem Einheitsgrau des tristen Alltags im Land. "Hier hervorragende Forschungsergebnisse, dort der Putz, der von der Decke rieselte", umschreibt es Mestrup.

    Für das neue Buch zur Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert erhoffen sich die Autoren eine zahlreiche und kritische Leserschaft.

    Traditionen - Brüche - Wandlungen. Die Universität Jena 1850-1995, Böhlau-Verlag, Köln, Weimar, Wien 2009, X + 1.017 Seiten und 52 Abb., Subskriptionspreis: 39,90 Euro bis 31.05.09, danach 49,90 Euro, ISBN 978-3-412-20248-4

    Kontakt:
    Dr. Heinz Mestrup / Dr. Tobias Kaiser
    Historisches Institut der Universität Jena
    07737 Jena
    Tel.: 03641 / 944479 oder 944439
    E-Mail: Heinz.Mestrup[at]uni-jena.de / Tobias.Kaiser[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Cover der Publikation.
    Cover der Publikation.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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