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26.03.2009 11:17

Rachsucht zahlt sich nicht aus

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Rachsucht zahlt sich nicht aus. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universitäten Bonn und Maastricht. Wer Unfairness vorzugsweise mit gleicher Münze heimzahlt, ist demnach im Schnitt häufiger arbeitslos als andere Menschen. Rachsüchtige haben zudem weniger Freunde und sind mit ihrem Leben unzufriedener. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Economic Journal erschienen.

    Wir verhalten uns oft nach dem Motto "wie du mir, so ich dir": Für die Einladung zum Abendessen revanchieren wir uns mit einer Gegeneinladung; dem Freund, der uns beim Umzug half, schleppen ein paar Monate später wir die Möbel. Umgekehrt zahlen wir Gemeinheiten gerne mit gleicher Münze heim. Wissenschaftler sprechen auch von Reziprozität: Wer sich für freundliche Handlungen entsprechend revanchiert, verhält sich positiv reziprok. Wer sich bei Unfairness rächt, handelt negativ reziprok.

    Positive und negative Reziprozität sind voneinander unabhängige Wesenszüge: Manche Menschen sind eher positiv reziprok, manche eher negativ; wieder andere sind beides. Die Forscher aus Bonn und Maastricht wollten herausfinden, welchen Einfluss diese Charakter-Eigenschaften auf Größen wie "Erfolg" oder "Lebenszufriedenheit" haben. Dazu griffen sie auf Daten des so genannten sozioökonomischen Panels zurück. Darin befragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jährlich rund 20.000 Personen in Deutschland zu verschiedenen Themen.

    Die Bonner Forscher nutzten dieses Instrument, um etwas über die reziproken Einstellungen der Teilnehmer herauszufinden. Die Befragten sollten beispielsweise angeben, inwieweit sie sich für einen Gefallen revanchieren oder andererseits eine Beleidigung mit gleicher Münze heimzahlen würden. "Sowohl positive als auch negative Reziprozität sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet", fasst Professor Dr. Armin Falk von der Universität Bonn die Resultate zusammen.

    Positiv-reziproke Menschen leisten mehr Überstunden

    Die Forscher setzten diese Daten dann zu anderen Umfrage-Ergebnissen in Beziehung. Dabei stießen sie auf mehrere interessante Korrelationen: "So leisten positiv-reziproke Menschen im Schnitt mehr Überstunden, allerdings nur dann, wenn sie ihr Gehalt als fair empfinden", erklärt Professor Dr. Thomas Dohmen von der Universität Maastricht. "Da sie für Leistungsanreize sehr empfänglich sind, verdienen sie zudem in der Regel mehr Geld."

    Ganz anders rachsüchtige Personen: Bei ihnen geht die Gleichung "mehr Geld = höhere Arbeitsleistungen" nicht unbedingt auf. Auch Gehaltskürzungen sind kein probates Mittel, um negativ-reziproke Mitarbeiter auf Kurs zu bringen. Schließlich besteht dann die Gefahr, dass sie sich rächen - beispielsweise durch Arbeitsverweigerung oder Sabotage. "Anhand dieser theoretischen Erwägungen würde man daher erwarten, dass negativ-reziproke Mitarbeiter eher entlassen werden", erläutert Falk. "Eine Annahme, die sich mit unseren Resultaten deckt: Demnach sind negativ-reziproke Menschen signifikant häufiger arbeitslos."

    Und auch in anderer Hinsicht ist Rachsucht kein empfehlenswertes Lebensmotto: Wer vorzugsweise nach der alttestamentarischen Devise "Auge um Auge, Zahn um Zahn" handelt, hat im Schnitt weniger Freunde - und ist mit seinem Leben deutlich unzufriedener.

    Kontakt:
    Professor Dr. Armin Falk
    Institut für Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Universität Bonn
    Telefon: 0228/73-9240
    E-Mail: armin.falk@uni-bonn.de

    Professor Dr. Thomas Dohmen
    Universität Maastricht
    Telefon: 0031/43 388 3647
    E-Mail: t.dohmen@roa.unimaas.nl


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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