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01.03.2001 09:27

Software zum echten Anonymisieren der Internet-Nutzer

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    CeBIT in Hannover (22. bis 28. März 2001)
    Keine Chance den www-Daten-Piraten!

    Wer mit Bargeld in einem Laden einkauft, tut dies anonym und die eigenen Vorlieben und Verhaltensweisen bleiben unbekannt. Die Nutzung des Internet jedoch ändert das.

    Wer Web-Sites aufruft oder gar per Internet einkauft, muss damit rechnen, dass die Spuren, die seine Aktivitäten im World Wide Web hinterlassen, aufgenommen und missbraucht werden können. Gerade beim Internet-Shopping muss schließlich jeder wenigstens die bestellten Waren, die Postadresse für die Anlieferung und die Kreditkartendaten übermitteln - für Werbe- und Marketingfirmen, für Banken und Versicherungen ein gefundenes Fressen, aber auch für Geheimdienste! Wer besucht wie oft zu welcher Tageszeit welche Seiten, wer kauft für welche Geldsummen was? Die massenhafte Beantwortung solcher Fragen ist unglaublich viel Geld wert. Aber sie kann auch den einzelnen gefährden.

    Schon jetzt gibt es deswegen Anbieter, die versprechen, dass der Internet-Surfer durch die Nutzung ihrer Software anonym bleibt.
    Doch alle bisher bekannten "Anonymizer" helfen nur gegen schwache Angreifer, da sie die Daten nicht verschlüsseln. Ihr Hauptproblem ist jedoch viel schwerwiegender: Diese Anbieter bündeln alles Wissen über ihre Kunden - und wer weiß schon sicher, wie viel Geld ihnen dieses Wissen wert ist?

    Ein Forscherteam an der TU Dresden um Dr. Hannes Federrath und Professor Andreas Pfitzmann entwickelt nun eine Anonymisierungssoftware, die auf ein dezentralisiertes Mehrfachverschlüsselungsverfahren von David Chaum zurückgeht. Die Daten des Online-Nutzers werden mehrstufig verschlüsselt und mit denen anderer in sogenannten Mixen wieder decodiert. Als Mixe fungieren Rechner von als vertrauenswürdig eingestuften und voneinander unabhängigen Unternehmen. Die durch die Mehrfachcodierung entstandenen Datenpakete durchlaufen diese Rechnerkaskaden, deren Reihenfolge willkürlich vom User festgelegt werden kann, und werden stufenweise rückcodiert. Damit ist es bei genügend großen Nutzerzahlen nahezu unmöglich, aus dem Datenstrom Rückschlüsse auf einen Ausgangspunkt zu ziehen.
    Die mit dem Verfahren zusammenhängenden wissenschaftlichen Fragestellungen werden im Projekt "Anonymität und Unbeobachtbarkeit im Internet" im Rahmen eines DFG-Schwerpunktes bearbeitet; drei wissenschaftliche Mitarbeiter - darunter einer von der DFG bezahlt - sowie Dr. Federrath und Prof. Pfitzmann kümmern sich um die theoretischen Grundlagen.
    Praktisch ist eine Software "Java Anon Proxy" (JAP) entstanden, die bereits jetzt getestet werden kann (herunterladbar unter: http://anon.inf.tu-dresden.de). Die beim Test gesammelten Erfahrungen sollen in das künftige Produkt einfließen. Für die Ausarbeitung, Implementierung, Praxisüberführung und die Entwicklung von Geschäftsmodellen stellt das Bundeswirtschaftsministerium für drei Jahre 1 Millionen Mark zur Verfügung.
    Die Java-basierte Software funktioniert unter nahezu jedem Betriebssystem, sie benötigt etwa 600 Kbyte Platz. Während der Probephase geht es vor allem um die Tests auf Fehlerfreiheit, um Erkenntnisse zur Anonymität im Falle von Kurzzeitnutzern, um Informationen über die Praktikabilität der Software (die natürlich das Surfen etwas verlangsamt), aber auch um das Einarbeiten der Bedienerfahrungen der Probenutzer. Zudem soll noch ein weiteres Problem gelöst werden: Noch funktioniert nämlich JAP nicht, wenn der User sowieso schon von Haus aus gezwungen ist, spezielle Proxies zu nutzen oder eine Firewall ihm das Surfen über JAP verwehrt.
    "Doch auch hier sind wir dran", sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Stefan Köpsell. Im Durchschnitt surfen über JAP schon jetzt einige hundert Benutzer gleichzeitig. "Ziel ist es, auch einen Massenansturm von tausenden Benutzern bedienen zu können, denn je mehr Menschen JAP benutzen, umso größer ist die Anonymität des Einzelnen.", meint Federrath.

    Kontakt: Dr. Hannes Federrath, Stefan Köpsell, TU Dresden, Fakultät Informatik, Institut für Systemarchitektur,
    D- 01062 Dresden, Tel.: +49 351 4 63-82 47, Fax: +49 351 4 63-82 55, E-Mail: jap@inf.tu-dresden.de, http://anon.inf.tu-dresden.de
    oder vom 22. März bis 28. März 2001 auf der CeBIT in Hannover, Gemeinschaftsstand "Forschungsland Sachsen", Halle 16 / Stand B 23, Telefon (05 11) 89-5 94 12, Fax (05 11) 89-5 07 37.

    Dresden, März 2001
    Mathias Bäumel


    Weitere Informationen:

    http://anon.inf.tu-dresden.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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