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30.03.2009 14:55

Humboldt-Stipendiat erforscht medizinische Wirksamkeit afrikanischer Heilpflanzen

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Prof. Dieudonné Njamen aus Yaoundé untersucht die medizinische Wirksamkeit tropischer und subtropischer Heilpflanzen. Mit einem Humboldt-Stipendium forscht er ab 1. April für ein halbes Jahr am Institut für Zoologie der TU Dresden

    Presseinformation

    Es war ein in Dresden studierender Cousin, der den jungen Kameruner Professor Dieudonné Njamen darauf aufmerksam machte, dass am Institut für Zoologie der TU Dresden das Thema "Hormonelle Aktivität von Pflanzenextrakten" besondere Aufmerksamkeit erfuhr. Der Kontakt zu Prof. Günter Vollmer war dann schnell hergestellt. Der Dresdner Professor für Molekulare Zellphysiologie und Endokrinologie besuchte den Kollegen in Yaoundé.

    Der Anfang einer jeden Untersuchung ist der Besuch einheimischer Heiler durch das Team in Yaoundé. Die Heiler werden mit der Frage konfrontiert, was wäre die beste Medizin für diese oder jene Krankheit? Die Ergebnisse dieser Befragung wertet Prof. Njamen aus, besorgt die entsprechenden Heilpflanzen und extrahiert diese in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen aus der Organischen Chemie an der Heimatuniversität. Prof. Njamen kam mit diesen wertvollen Extrakten im Gepäck nach Dresden um sie nun während eines halbjährigen Aufenthaltes in Dresden, den ihm die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht, auf biologische Aktivitäten zu testen.

    Achtzig Prozent aller Einwohner von Ländern südlich der Sahara vertrauen immer noch auf traditionelle medizinische Behandlung, versuchte Dieudonné Njamen den Dresdner Biologen anfangs zu erklären. Zwar gibt es durchaus Krankenhäuser, aber die meisten seiner Landsleute könnten die dortigen Arztrechnungen nicht bezahlen. Beim hoch angesehenen Heiler des heimatlichen Dorfes zahlen sie für eine Behandlung dagegen ein Hühnchen oder ein traditionelles Essen. Zur medizinischen Anwendung kommen dabei ausschließlich Pflanzen und nicht, wie beispielsweise im asiatischen Raum noch immer weit verbreitet, tierische Extrakte.

    Medizinisches Wissen wird in Kamerun zumeist von Mund zu Mund weitergegeben: von den Vorfahren an die Heiler, aber auch von Patient zu Patient. Um die Wirksamkeit und zuallererst die Gefahrlosigkeit der Heilpflanzen wissenschaftlich zu untersuchen, fragte Njamen deshalb alle, die an dem alternativen Heilungsprozess teilhaben: die Verkäufer auf dem Markt, die Heiler selbst - und auch ehemalige Patienten. Aufgezeichnet hat Njamen die Namen der Pflanzen, ihre zur Behandlung verwendeten Teile, die je nach Heilpflanze aus Wurzeln, Blättern, Rinde oder Früchten bestehen, und wie sie aufbereitetet und angewendet werden. Dann versucht er, die beschriebene Pflanze durch Exkursionen zu ihren natürlichen Standorten zu beschaffen und analysiert ihre biologisch/biochemische Wirksamkeit. Oft empfohlen wurden ihm etwa die Blüten des Korallenbaums (Erythrina); "Babana" heißen bestimmte Gattungen, "Engam" oder "Oyo", je nach Stammessprache. Und, so hieß es immer wieder, diese Blüte dürfe nur nach Mitternacht oder an einem ganz bestimmten Ort gepflückt werden.

    Einige der überlieferten Anweisungen ließen sich wissenschaftlich erklären, sagt der Pflanzenforscher. So ist die Wirkstoffkonzentration mancher Pflanzen nun mal zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten am höchsten. "Wichtig ist, dass wir versuchen, diese Anweisungen wissenschaftlich zu untermauern oder zu widerlegen, und so vielleicht dazu beitragen, dass eine wirksame medizinische Versorgung in Drittweltländern bezahlbar und nachhaltig wird. In den letzten Jahren haben wir deshalb beispielsweise 30 Auszüge von 18 Pflanzen untersucht, die Heiler gegen Wechseljahresprobleme empfohlen haben. Wir fanden heraus, dass nur fünf dieser Pflanzen überhaupt eine biochemische Wirkung ausübten, wobei ein Extrakt mit vermutlich positiver Wirkung verworfen werden musste, weil er sich in Zellkultur als toxisch erwies. Der nächste Schritt liegt auf der Hand: die wissenschaftlichen Erkenntnisse müssten in Workshops und Weiterbildungen an die Anwender und afrikanischen Heiler fließen. Doch dafür fehlt im Moment das Geld. Die Entscheidungsträger des Landes Kamerun wissen kaum etwas von den akademischen Interessen und Nöten vor Ort, gibt der Professor zu.

    Informationen für Journalisten
    Prof. Günter Vollmer
    Tel. 0351 463-31922
    E-Mail: guenter.vollmer@tu-dresden.de

    Dresden, 30. März 2009
    Mag-78AfrikanischeHeilpflanzen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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