idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.04.2009 09:40

Es geht auch ohne Gericht

Sebastian Hollstein Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Deutscher Mediationstag 2009 am 24./25. April an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena (20.04.09) Warum nicht gleich so? Das fragte vor kurzem eine Besucherin nach einer Gerichtsverhandlung im Bundesarbeitsgericht. Gerade hatten die Richter den beiden Streitparteien - einer Flugbegleiterin und ihrem Arbeitgeber - empfohlen, sich doch mal an einen Tisch zu setzen und selbstständig eine Lösung zu finden. Nach drei Instanzen und monatelangem Prozess einigte man sich schließlich durch einen Vergleich. Das hätten die Parteien auch schneller haben können, wenn sie sich gleich zu Beginn für eine Mediation entschieden hätten. Die Mediation ist eine alternative Art der Streitbeilegung, bei der ein Mediator als Schlichter zwischen den Parteien vermittelt, um so einen Gerichtsstreit zu vermeiden.

    Doch was simpel klingt, ruft großen Diskussionsbedarf hervor. Um den zu stillen, treffen sich am 24. und 25. April vor allem Juristen und Psychologen beim Deutschen Mediationstag 2009 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mehr als 300 Teilnehmer werden zur Tagung mit dem Thema "Mediation im Arbeitsrecht" erwartet. Die Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Jena und der D.A.S. Rechtsschutz-Versicherungs-AG. Die Schirmherrschaft hat die Thüringer Justizministerin Marion Walsmann übernommen.

    Wo immer Menschen zusammenarbeiten, entstehen auch persönliche Konflikte. "Viel zu oft werden diese vor Gericht ausgetragen", sagt Prof. Dr. Jacob Joussen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Selten wird der Streit dabei auf der persönlichen Ebene geschlichtet", so der Lehrstuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Arbeits- und Sozialrecht. Die meisten Bürger verlassen sich bei einem Rechtsstreit noch auf das herkömmliche Gerichtsverfahren, an dessen Ende ein Richterspruch steht. Bei der Mediation lautet die Devise dagegen "Schlichten statt Richten". "Mit Hilfe der Mediation können viele Streitigkeiten effektiv geschlichtet und etliche Prozesse vermieden werden", erklärt Rainer Tögel, Vorstandssprecher der D.A.S. Rechtsschutz-Versicherung. "Der große Vorteil der Mediation ist, dass man sich nicht als Gewinner und Verlierer trennt, sondern eine Entscheidung trifft, mit der beide Parteien gut leben können", fasst Joussen zusammen. "Es geht weniger um die Frage ,Wer hat Recht?' als vielmehr um ein gesundes Miteinander nach dem Streit." Immer öfter wenden sich deshalb Unternehmer, Arbeitnehmer oder auch Privatpersonen an sogenannte Mediatoren, die dann als Ratgeber und Moderator Konflikte bewältigen helfen.

    Doch unter Juristen ist diese "andere Art" der Konfliktlösung nicht unumstritten. "Entscheidungen, die aus einer Mediation hervorgehen, haben zunächst keinerlei rechtliche Grundlage", erklärt Joussen den größten Kritikpunkt. Die Anmeldezahlen für die Tagung in Jena zeigen deshalb ein großes Interesse an Diskussionsrunden zur innerbetrieblichen Praxis der Mediation. "Außerdem sind viele Teilnehmer neugierig auf die Erfahrungen der ,Thüringer Güterichter'. Dabei handelt es sich um ein Modellprojekt, bei dem Richter zusätzlich zu Mediatoren ausgebildet werden und diese Leistung dann im Gericht anbieten", erläutert der Jenaer Jurist. Neben den Foren werden fünf Einzelvorträge gehalten, u. a. spricht die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichtes Ingrid Schmidt zum Thema "Mediation und arbeitsgerichtliches Verfahren".

    Weitere Informationen zum Tagungsprogramm sind zu finden unter: http://www.rewi.uni-jena.de/mediationstagung.html.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Jacob Joussen
    Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 942130
    E-Mail: mediation[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.rewi.uni-jena.de/mediationstagung.html


    Bilder

    Der Jenaer Organisator der Tagung: Prof. Dr. Jacob Joussen.
    Der Jenaer Organisator der Tagung: Prof. Dr. Jacob Joussen.
    Foto: Anne Günther/FSU
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie, Recht
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).