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27.04.2009 08:49

War Ernst Haeckel ein Fälscher?

Axel Burchardt Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Ernst-Abbe-Kolloquium am 29. April, 17.00 Uhr mit amerikanischem Haeckel-Experten

    Jena (27.04.09) Ernst Haeckel (1834-1919) hatte viele Talente: Er war Biologe und Verbreiter des Darwinismus in Deutschland, exzellenter Maler und Rhetoriker und nicht zuletzt ein politisch einflussreicher Mensch. Doch seine Aussagen und Tätigkeiten ließen auch viel Raum für eine kritische Rezeption. So wurde er oftmals für die eigene Ideologie benutzt oder missbraucht. So sind z. B. etliche seiner Aussagen von den Nationalsozialisten als Begründung für ihren Rassismus (um-)gedeutet worden. Noch heute polarisiert die Person des Jenaer Professors für Zoologie. So werfen ihm etwa die sog. Kreationisten u. a. eine fehlerhafte Wissenschaft vor, selbst angesehene Wissenschaftler klagen ihn vielfältiger Verfehlungen an.

    Was hinter diesen Vorwürfen steckt und wie viel Wahrheit sie beinhalten, das stellt Prof. Dr. Robert J. Richards im nächsten Abbe-Kolloquium am 29. April vor. Dann spricht der angesehene Wissenschaftshistoriker von der Universität Chicago und einer der bedeutendsten Haeckel-Biografen über "Embryos, Nazis und Fälschungsanklagen gegen Ernst Haeckel - damals und heute". Das Ernst-Abbe-Kolloquium, das von der Friedrich-Schiller-Universität und der Ernst-Abbe-Stiftung ausgerichtet wird, beginnt um 17.00 Uhr im Zeiss-Planetarium (Am Planetarium 5), der Eintritt ist frei.

    Ein Vorwurf gegen Haeckel beruht auf dessen "Biogenetischem Grundgesetz". 1872 formulierte Haeckel, dass jedes Individuum im Verlauf seiner Embryonalentwicklung die Stadien der Stammesentwicklung durchläuft. Um seine Theorie zu untermauern, illustrierte er die Veröffentlichungen mit Zeichnungen von Embryonen, die - obgleich von Huhn, Hund und Mensch stammend - verblüffende Ähnlichkeiten aufwiesen. Einige der Darstellungen waren stark schematisiert, um die Aussagen zu unterstreichen. Bei anderen Bildern, besonders von den menschlichen Embryonen, waren Teile ergänzt worden, weil Vergleichsobjekte nicht ausreichend zur Verfügung standen. "Haeckel versäumte es jedoch, die schematisierten Darstellungen zu kennzeichnen, wodurch er seinen Kritikern und Gegnern reichlich Munition für heftige Angriffe lieferte", sagt PD Dr. Uwe Hoßfeld von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Vorwurf habe auf Fälschung wissenschaftlicher Ergebnisse gelautet, die Angriffe galten jedoch in erster Linie dem Verfasser selbst, so der Biologie-Didaktiker von der Jenaer Universität weiter. Hatte Haeckel es doch gewagt, die Theorie Charles Darwins zur Entstehung der Arten auf den Menschen anzuwenden.

    Hier setzen auch die Kreationisten an, die die Evolution ablehnen und für alle Geschöpfe einen göttlichen Schöpfer verantwortlich machen. Dass Haeckel als einer ihrer Feinde gilt ist verständlich, da dieser den Schöpfungsakt strikt abgelehnt hat. Andere, wie der berühmte Mediziner Rudolf Virchow, warfen Haeckels Abstammungslehre sozialistische Tendenzen vor, was Prof. Richards allerdings deutlich anders sieht. Der Amerikaner wird in seinem Vortrag auf einige dieser Fälschungsanklagen gegen Haeckel und Vorwürfe seiner Gegner eingehen und die Fakten dazu vorführen.


    Bilder

    Prof. Dr. Robert J. Richards.
    Prof. Dr. Robert J. Richards.
    Foto: privat
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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