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08.05.2009 16:05

125 Jahre Maschinenbau an der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft: fast 10 000 Ingenieure ausgebildet

Holger Gust M. A. Pressestelle
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft

    Pro Jahr stehen an der Hochschule Karlsruhe im Bachelorstudiengang Maschinenbau 140 Studienplätze für das 1. Fachsemester zur Verfügung. Aufgrund der großen Nachfrage - im Wintersemester 2008/09 gab es 859 Bewerber auf 100 Plätze und im aktuellen Sommersemester 303 für 40 Plätze - und den ausgezeichneten Berufschancen der Absolventen werden meist etwas mehr Interessenten aufgenommen. Jährlich verlassen rund 100 Maschinenbauabsolventen die Hochschule. In der 125-jährigen Geschichte des Maschinenbaus an der Hochschule wurden daher bis heute rund 10 000 Ingenieure ausgebildet!

    Die einsetzende Industrialisierung im Gründungsjahrzehnt des deutschen Kaiserreichs im 18. Jahrhundert bescherte Deutschland einen regelrechten Bauboom. In wenigen Jahren wurden daher zwischen 1874 und 1879 dreizehn neue Baugewerkeschulen in Deutschland gegründet. Auch die in Karlsruhe 1878 gegründete Großherzogliche Badische Baugewerkeschule diente daher zunächst zur Ausbildung von Baugewerks-, Maurer-, Steinhauer- und Zimmermannsmeistern - quasi als Ursprünge des Hochbaus und des Bauingenieurwesens.

    1882 folgte die Gewerbelehrer-Ausbildung und 1884 der Maschinenbau als drittes Studienfach als Reaktion auf den Aufschwung der badischen Industrie und Staatseisenbahn. Bis 1898 war dies die einzige Ingenieurschule für Maschinenbauer in Baden, erst in diesem Jahr wurde die private Ingenieurschule in Mannheim gegründet.

    Zunächst wurden die Studierenden im allgemeinen Maschinenbau ausgebildet, 1948 wurde Kältetechnik als weitere Vertiefungsrichtung eingeführt, so dass die Studierenden zwischen dieser und dem konstruktiven Maschinenbau wählen konnten. 2001 kam mit der Fertigungstechnik ein weiterer Schwerpunkt hinzu und seit der Neustrukturierung der Fakultäten im Jahr 2006, aus der die heutige Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik hervorging, kann den Maschinenbaustudierenden mit Fahrzeugtechnik sogar eine vierte Vertiefungsrichtung im Hauptstudium angeboten werden.

    Das heutige Maschinenbaustudium ist modular aufgebaut und in allen Phasen praxisbezogen. Im Bachelorstudiengang ist daher auch ein Praktisches Studiensemester Pflicht und mehr als 90 % der Maschinenbaustudierenden führen ihre Abschlussarbeit in einem Industriebetrieb durch. Ziel des heutigen Ingenieurstudiums ist es, die Absolventen sowohl in der Breite des Fächerspektrums als auch in fachlicher Tiefe so auszubilden, dass sie im Berufsalltag auch komplexe Probleme flexibel angehen und lösen können. In der interdisziplinären Zusammenarbeit sind dabei individuelle Stärken, aber auch Teamfähigkeit gefragt. Im Studium werden daher neben den relevanten Fach- und Methodenkenntnissen auch sog. Soft Skills wie Sprach- und Sozialkompetenzen vermittelt.

    Wie erfolgreich die Studierenden das anwendungsbezogene Ausbildungskonzept auch schnell in die Praxis umsetzen können, zeigt beispielsweise ihre mehrfache Beteiligung an der "Formula Student", einem internationalen Konstruktionswettbewerb für Studierende, in dem es gilt, einen funktionsfähigen Rennwagen zu planen und zu bauen und mit einem Marketing- und Sponsoringkonzept zu erfolgreichem Einsatz zu führen, was ein Rennen und verschiedene technische Abnahmeprüfungen auf dem Hockenheim-Ring einschließt.

    Zunächst erwarben die Absolventen des Maschinenbaus an der Großherzoglichen Badischen Baugewerkeschule den Titel eines Maschinentechnikers mittleren Rangs, der 1931 vom "Staatlich geprüften Maschinenbauingenieur" abgelöst wurde. 1962 folgte der Abschluss als "graduierter Ingenieur" und mit der Einführung der Fachhochschulen der akademische Grad "Diplom-Ingenieur (FH)" 1971.

    Im Zuge des Bologna-Prozesses wurden die Studienangebote an der Hochschule Karlsruhe zum Wintersemester 2006/07 auf die Bachelor- und Masterabschlüsse umgestellt. Der Bachelorstudiengang führt nach einer Studienzeit von sieben Semestern zu einem berufsqualifizierenden Hochschulabschluss, der dreisemestrige Masterstudiengang dient zur akademischen Höherqualifizierung. Voraussetzung hierfür ist ein Bachelor- bzw. Diplomabschluss. Alle Bachelor- als auch Masterstudiengänge der Hochschule im Maschinenbau sind seit Anfang 2008 akkreditiert und tragen das begehrte EUR-ACE®-Label. Der Masterabschluss eröffnet den Absolventen den Karriereweg in den höheren öffentlichen Dienst sowie zu einer Promotion.

    Besonders groß wird an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik die internationale Ausrichtung des Studienbetriebs geschrieben. Viele der Professoren waren als Wissenschaftler, Gutachter oder Gastprofessoren in einer der Partnerhochschulen in Brasilien, China, Dänemark, England, Indien, Iran, Jordanien, Kenia, Malaysia, Nordamerika, Saudi Arabien, Singapur, Südkorea, Syrien, Tansania oder Thailand tätig. Gemeinsam mit ausländischen Partnerhochschulen konnten auch internationale Studienprogramme eingerichtet werden, in denen die Absolventen neben dem deutschen auch einen französischen, spanischen oder kanadischen Hochschulabschluss erwerben können.

    Pro Jahr stehen an der Hochschule Karlsruhe im Bachelorstudiengang Maschinenbau 140 Studienplätze für das 1. Fachsemester zur Verfügung. Aufgrund der großen Nachfrage - im Wintersemester 2008/09 gab es 859 Bewerber auf 100 Plätze und im aktuellen Sommersemester 303 für 40 Plätze - und den ausgezeichneten Berufschancen der Absolventen werden meist etwas mehr Interessenten aufgenommen. Jährlich verlassen rund 100 Maschinenbauabsolventen die Hochschule. "In der 125-jährigen Geschichte der Maschinenbauausbildung an unserer Bildungseinrichtung", so Prof. Dr. Wolfgang Hoheisel, Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik, "wurden bis heute rund 10 000 Maschinenbauingenieure ausgebildet! Insgesamt haben zwei Drittel aller heute in der Industrie tätigen Maschinenbauingenieure ihr Abschlussdiplom an einer Fachhochschule erworben, ein Drittel an einer Universität."

    Für die praxisorientierte Hochschulausbildung und die anwendungsorientierte Forschung verfügt die Fakultät heute über sieben Laboratorien und zwei zentrale Institute: das Institut für Fertigungstechnik und Produktion sowie das Institut für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik. Im Technologietransfer leiten zudem etliche Professoren der Fakultät in einzelnen Fachgebieten entsprechende Steinbeis-Transferzentren als Einrichtungen in privater Trägerschaft. Im Fachspektrum beider Institute werden auch umfangreiche Weiterbildungsprogramme angeboten, die speziell auf die Belange der Industrie ausgerichtet sind. Innerhalb des Karlsruher Werkzeug- und Formenbauforums am Institut für Fertigungstechnik und Produktion konnte 2006 der 1 000 Seminarteilnehmer begrüßt werden und in der Kälte- und Klimatechnik dürften rund 10 000 Ingenieure und Techniker im Verlauf der vergangenen 60 Jahre entsprechende Weiterbildungsveranstaltungen an der Hochschule besucht haben.

    Viele der Absolventen der Fakultät waren oder sind in ihrem Berufsleben sehr erfolgreich wie z. B. der heutige Ehrensenator der Hochschule Wolfgang Eichler aus dem Abschlussjahrgang 1963. Nach seinem Examen arbeitete er zunächst als Projektingenieur und machte sich bereits nach vier Jahren in der chemisch-physikalischen Dosiertechnik selbstständig. "Die allererste Dosierpumpe bauten wir in einer Garage", erinnert sich Wolfgang Eichler noch heute, "und lackierten sie sogar auf der Straße." Schon ein Jahr später folgte die Firmenansiedlung in Pfinztal mit bereits 15 Mitarbeitern. In den folgenden Jahren wurden Produktpalette und Firmensitz kontinuierlich weiter ausgebaut. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Hochschule Karlsruhe gelang es, verschiedene Geräte- und Verfahren in der Dosier- und Analysetechnik zu Patenten weiterzuentwickeln. Wolfgang Eichler führte so die Alldos Eichler AG zu einem international agierenden Konzern mit weltweit 180 Mitarbeitern. Als Kurator und Mitglied des Freundeskreises Maschinenbau unterstützt er die Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik auch heute noch aktiv und sorgt für eine enge Verzahnung zwischen Hochschulausbildung und Wirtschaft. Ende 2003 gründete er die Focus GmbH mit einem Stammkapital in Höhe von 60 000 Euro, eine Gesellschaft für Forschung, Consulting und Studium, deren Gewinne der Hochschule zugute kommen.

    "Bei 125 Jahren Maschinenbauausbildung an der Hochschule Karlsruhe und Ihrer Vorgängereichrichtungen", so Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, "lässt sich mit Sicherheit schon von einer stolzen Tradition sprechen. An der geschichtlichen Entwicklung ist aber auch ablesbar, wie notwendig es in der Vergangenheit war und es heute noch umso mehr ist, Marktchancen und Bedürfnisse der Industrie frühzeitig zu erkennen, die Studieninhalte permanent auf Aktualität und Relevanz zu prüfen und ggf. entsprechende Veränderungen vorzunehmen. Nur so lässt sich von Hochschulseite sicherstellen, dass die Studierenden bestmöglich auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet werden."


    Weitere Informationen:

    http://www.hs-karlsruhe.de/servlet/PB/menu/1058730/index.html
    http://www.hs-karlsruhe.de/servlet/PB/menu/1085634/index.html


    Bilder

    Maschinenbaustudierende in den 50er-Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts im Labor für Kältetechnik des damaligen Staatstechnikums
    Maschinenbaustudierende in den 50er-Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts im Labor für Kältetechni ...

    Praxisorientierte Ausbildung in kleinen Gruppen an modernstem Gerät: Studienarbeit am Institut für Fertigungstechnik und Produktion der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft
    Praxisorientierte Ausbildung in kleinen Gruppen an modernstem Gerät: Studienarbeit am Institut für F ...


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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