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16.03.2001 08:47

Kamille & Co: Auf die Qualität kommt es an

Susanne Liedtke Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Pflanzliche Arzneimittel erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Umfragen zufolge verwenden zwei Drittel der Bundesbürger bei leichten Beschwerden Tees, Tropfen oder Dragees auf pflanzlicher Basis. Jährlich wird mit solchen Präparaten ein Umsatz von etwa fünf Milliarden Mark erzielt. Damit ist Deutschland der weltweit größte Markt für die sogenannten Phytopharmaka.
    Besonders wichtig sei es bei pflanzlichen Arzneimitteln, auf hohe und gleichbleibende Qualitätsstandards zu achten, erklärt Prof. Dr. Matthias Hamburger im Vorfeld des Symposiums "Gewürz- und Heilpflanzen", das vom 19. bis 20. März an der Friedrich-Schiller-Universität stattfindet.

    Jena (16.03.01) Phytopharmaka sind Medikamente, die als wirksame Bestandteile ausschliesslich Pflanzenteile oder daraus gewonnene Produkte wie Extrakte, Tinkturen oder etherische Öle enthalten. "Diese Arzneimittel haben vor allen in Deutschland und besonders in Thüringen eine lange Tradtion", betont der Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Biologie.

    Voraussetzung für eine sinnvolle Anwendung sei aber die definierte und konstante Zusammensetzung der Präparate. Diese müsse durch eine sorgfältige Auswahl der verwendeten Pflanzen und eine ständige Qualitätskontrolle im Herstellungsprozess gesichert werden. "Das ist bei pflanzlichen Arzneistoffen, die immer Gemische aus einer Vielzahl von Stoffen darstellen, viel schwieriger als als bei einem synthetischen Produkt, das nur einen Wirkstoff hat", hebt Hamburger hervor.

    In Deutschland unterliegen Phytopharma dem Arzneimittelgesetz. Das bedeutet, dass sie wie andere Medikamente auch auf Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geprüft werden. Dies habe dazu geführt, so der Jenaer Wissenschaftler, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten für eine gewisse Zahl von Arzneipflanzen und den daraus abgeleiteten Medikamenten klinische Studien durchgeführt wurden. In diesen erwies sich zum Beispiel Roßkastanienextrakt als sinnvolle Therapiemöglichkeit bei Venenleiden und Kava-Kava-Präparate können als therapeutische Alternative bei nervösen Angst- und Unruhezuständen angewendet werden. Ginkgo-Präparate zeigten bei Alzheimer vergleichbare Behandlungserfolge wie synthetische Medikamente, hatten aber geringere Nebenwirkungen. Traditionell angewendete Mittel wie Baldrian oder Ginseng erwiesen sich in der klinischen Prüfung dagegen als nicht so erfolgreich.

    An Hamburgers Lehrstuhl wird u.a. intensiv an einer Pflanze mit großer thüringischer Tradition geforscht: dem Färberwaid (Isatis tinctoria), aus dem der blaue Farbstoff Indigo gewonnen wird. "Man nutzt diese Pflanze seit der Antike in Europa und Asien", erläutert Hamburger. "Neben der Gewinnung des Farbstoffes ist dabei in historischen Dokumenten auch eine entzündungshemmende Wirkung beschrieben, die wir nun mit der Verknüpfung modernster Methoden wie Hochdruckflüssigkeitschromatographie, Massenspektrometrie mit biologischen Testsystemen untersuchen."

    Thüringen ist nach Bayern das flächenmäßig zweitgrößte Anbaugebiet für Arzneipflanzen in Deutschland. Vor allem Kamille, Pfefferminze, Johanniskraut und der erwähnte Färberwaid werden hier angebaut.

    Zu der Tagung "Gewürz- und Heilpflanzen" erwarten Hamburger und sein Kollege Prof. Dr. Hans Bergmann vom Lehrstuhl für Lebensmittelkunde rund 130 Teilnehmer, vor allem Pharmazeuten, Biologen und Züchtungsforscher. Das Treffen findet in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung und der Vereinigung für angewandte Botanik statt. Qualitätsfragen stehen bei dem zweitätigen Symposium im Hörsaal des Botanischen Institutes der Friedrich-Schiller-Universität zwar im Vordergrund, doch werden auch andere Aspekte angesprochen. So wird die Jenaer Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Beatrice Pool-Zobel einen Vortrag zur Krankheitsprävention durch sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe halten.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Matthias Hamburger
    Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie
    Tel.: 03641/ 9 49 840
    Fax: 9 49 842
    E-Mail: b7hama@rz.uni-jena.de

    Susanne Liedtke
    Friedrich Schiller Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel: 03641/ 93 10 40
    Fax: 03641/ 93 10 42
    E-mail: Susanne.Liedtke@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.weihenstephan.de/ob/deutsch/dgq/tagank.htm#info


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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