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Wissenschaft
(Berlin) Der Klimawandel spielt bei der Verbreitung von Infektionskrankheiten eine Rolle. Grund genug für die Leopoldina, zusammen mit anderen Akademien und Forschungseinrichtungen bei einer Tagung vom 26.-28. Mai 2009 in Greifswald eine gründliche Bestandsaufnahme vorzunehmen.
"Die Schweinegrippe hat zwar das Potenzial zu einer Pandemie, aber mit Klimawandel hat sie direkt nichts zu tun", sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems. Doch es gibt Infektionskrankheiten, bei denen die Forscher Indikatoren sehen, dass der Klimawandel eine Rolle spielt.
Aus diesem Grund steht das Thema Klimawandel und Infektionskrankheiten im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz, welche die Leopoldina zusammen mit der Indischen Nationalen Akademie der Wissenschaften, dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald und dem Friedlich-Loeffler-Institut vom 26.-28. Mai 2009 in Greifswald veranstaltet.
INFEKTIONSKRANKHEITEN IM EUROPÄISCHEN FOKUS.
Eingebettet ist die Tagung in zahlreiche Aktivitäten, welche die Leopoldina mit anderen Akademien und Forschungsorganisationen seit mehreren Jahren veranstalten. "Wir haben beschlossen, auch im Rahmen des European Academies Science Advisory Council (EASAC), einem Zusammenschluss aller nationalen Akademien der EU-Mitgliedstaaten, dem ich derzeit vorsitze, das Thema Infektionskrankheiten in der Tiefe zu diskutieren und dazu eine Reihe von Stellungnahmen abzugeben", sagt Leopoldina-Präsident Prof. Dr. Volker ter Meulen.
Dass der globale Klimawandel auch Auswirkungen auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten hat, bezweifelt heute kein Forscher mehr. "Wir sehen Veränderungen bei Infektionskrankheiten von Tieren und Menschen", sagt ter Meulen. Während in manchen Regionen Infektionskrankheiten neu auftreten, kann der Klimawandel aber auch dazu führen, "dass bestimmte Infektionskrankheiten in manchen Regionen aufgrund von Wassermangel buchstäblich austrocknen", stellt Mettenleiter fest.
ERREGER-VORSTOß IN NEUE LEBENSRÄUME.
Krankheitsüberträger, wie Insekten oder Nagetiere, sogenannte Vektoren, verschieben beispielsweise ihre Lebensräume, wenn sich die klimatischen Bedingungen verändern. Oft erweisen sich aber auch die vorhandenen Überträger in einer Region plötzlich als kompetente Vektoren, wenn neue Erreger eingeschleppt werden. Denn natürlich spielen nicht nur Klimafaktoren, sondern auch der zunehmende Reiseverkehr bei der Ausbreitung von Infektionskrankheiten eine Rolle.
Ein Beispiel: Die Tigermücke (Aedes albopictus), ursprünglich im afrikanischen oder asiatischen Raum beheimatet, ist inzwischen auch in Europa angekommen. Die Tigermücke kann das Chikungunya-Virus übertragen, das eine grippeähnliche Infektion verursacht. "Mit ihrer krankmachenden Fracht könnte sich die Tigermücke in Europa weiter ausbreiten", sagt Mettenleiter. Dann könnte Chikungunya zu einer hierzulande heimischen Krankheit werden. Mettenleiter: "Ein Ausbruch von Chikungunya-Fieber 2007 in Oberitalien sollte als Warnsignal dienen."
Das Westnil-Virus, das ebenfalls von Mücken übertragen wird, ist beispielsweise in Ungarn und Österreich aufgetreten. "Und es gibt keinen Grund", stellt Mettenleiter fest, "warum diese Erreger und Vektoren Deutschland meiden sollten. Wir sind zwar keine Propheten, aber es sind Erreger vor unserer Tür, mit denen wir in Zukunft wahrscheinlich rechnen müssen."
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Medizin, Meer / Klima
überregional
Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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