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22.06.2009 14:04

Uni Kassel: Auf dem Weg zur energieeffizienten Hochschule

Ingrid Hildebrand Abt. Kommunikation und Internationales
Universität Kassel

    Auch an den Gebäuden der noch jungen, zwischen 1970 und 1990 erbauten Universität Kassel ist es notwendig, die Energie zum Heizen, Lüften, Kühlen oder Beleuchten effizienter einzusetzen. Anlässlich der Übergabe des Energiebedarfsausweises für das Verwaltungsgebäude der Universität am 22. Juni wurden die Maßnahmen und Vorhaben zur "Energieeffizienten Universität" vorgestellt.

    Kassel. Auch an den Gebäuden der noch jungen, zwischen 1970 und 1990 erbauten Universität Kassel ist es notwendig, die Energie zum Heizen, Lüften, Kühlen oder Beleuchten effizienter einzusetzen. Anlässlich der Übergabe des Energiebedarfsausweises für das Verwaltungsgebäude der Universität am 22. Juni wurden die Maßnahmen und Vorhaben zur "Energieeffizienten Universität" vorgestellt. Kernpunkte sind dabei

    - die Studien- und Forschungsleistungen, die im Rahmen des Projektstudiums 'solarcampus-Energieeffizienz an der Uni Kassel' erarbeitet und umgesetzt werden
    - Maßnahmen im Zuge von Gebäudesanierungen, die durch das jetzt anlaufenden Konjunkturprogramm II des Bundes mit rund 16,3 Millionen Euro beschleunigt realisiert werden können
    - ein innovatives Energiekonzept, das für die große Neubaumaßnahme zur Campuserweiterung am Hauptcampus Holländischer Platz mit HEUREKA-Mitteln des Landes Hessen entwickelt wird.
    "Natürlich erhoffen wir uns von diesem Maßnahmenbündel nicht nur einen Beitrag zu Energieeinsparung und damit Geldersparnis bei den Energiekosten der Universität. Diese sind bei konstanten Verbrauchswerten zwischen 2002 und 2008 um etwa 65 Prozent auf 5,3 Mio. Euro gestiegen. Wir möchten auch einen deutlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten", wie Universitätskanzler Dr. Robert Kuhn ausführte. "Wir sind ganz besonders stolz auf die hohe wissenschaftliche Kompetenz zu energietechnischen Fragen an der Universität und dankbar dafür, dass wir auf dem Weg zur energieeffizienten Universität wohl als einzige Hochschule in Deutschland hierbei auf das Engagement unserer eigenen Studenten und Professoren setzen können", so Kuhn weiter.
    Projektstudium 'solarcampus-Energieeffizienz an der Uni Kassel'
    Solarcampus ist ein praxis- und umsetzungsorientiertes Projektstudium, das seit 2005/06 für Studierende verschiedener Fachrichtungen angeboten wird, darunter im Masterstudium Regenerative Energien und Energieeffizienz (re²), im Studium der Architektur, des Wirtschaftsingenieurwesens und anderer Fächer. Solarcampus agiert wie ein interdisziplinär zusammenarbeitendes Ingenieurbüro, das für einen Kunden (Universität Kassel) in einem für das Büro neuen Gebiet Analysen, Verbesserungsvorschläge und Umsetzungsangebote entwickelt. Die Arbeiten der Studierenden werden semesterweise durchgeführt mit klar abgegrenzten Aufgabenstellungen, Abschlusspräsentation, schriftlichem Bericht und definierter Übergabeschnittstelle für die Folgegruppe. Erste sichtbare Erfolge waren die Installation dreier großer Solarstromanlagen auf den Dächern der Universität in den Jahren 2005 bis 2007. Geleitet wird es von den Professoren Klaus Vajen, Fachgebiet Solar- und Anlagentechnik im Fachbereich Maschinenbau und Anton Maas, Fachgebiet Bauphysik im Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, koordiniert auch von dem Doktoranden Philipp Emmerich.

    Energieausweise
    Prof. Dr. Anton Maas war maßgeblich an der Entwicklung des Energieausweises beteiligt. Für öffentlich genutzte Gebäude sieht die Energieeinsparverordnung eine Pflicht zur Ausstellung und zum Aushang von Energieausweisen vor. Diese gilt für Gebäude mit mehr als 1000 m² Nettogrundfläche, in denen Behörden und sonstige Einrichtungen für eine große Anzahl von Menschen öffentliche Dienstleistungen erbringen.Der Energieausweis - häufig auch als "Energiepass" bezeichnet - ist ein System zur Kennzeichnung der energetischen Qualität eines Gebäudes. Dieses System beurteilt und dokumentiert die Gebäudeform, die Ausrichtung nach Himmelsrichtung sowie die Bautechnik - Wärmedämmung, Fensterausführung, Wärmebrücken, Luftdichtheit, Sonnenschutz und die Anlagentechnik für die Raumheizung und Warmwasserbereitung, Verteilung, Speicherung und Abgabe der Wärme im Raum sowie ggf. Kühlung, Belüftung und das Kunstlicht.
    Diese Kennzeichnung ermöglicht allgemeinverständlich den ganzheitlichen Vergleich von Gebäuden, die Architektur sowie die Bau- und Anlagentechnik umschließen. Der Energieausweis enthält zur eindeutigen Identifikation eines Gebäudes Angaben zum Gebäudestandort und der Gebäudenutzung (Wohngebäude, Bürogebäude, Schule usw.) sowie zur Bezugsfläche, auf die der gesamte Energiebedarf oder -verbrauch bezogen wird.
    Der Energieausweis ist somit nichts anderes als eine objektive Kennzeichnung der energetischen Qualität eines Gebäudes, vergleichbar mit der Verbrauchskennzeichnung von Kraftfahrzeugen in Litern Benzin oder Diesel pro 100 km- Werte, die Informationen beinhalten, aber keine Reglementierung. Mehr unter.www.uni-kassel.de/presse/pm/anlagen/Energieausweise_fuer_Gebaeude.pdf

    Studentinnen und Studenten hatten in verschiedenen solarcampus- Gruppen bereits vor zwei Jahren begonnen, die Gebäude -und Verbrauchsdaten der Universitätsgebäude zu erfassen. "Der Arbeitsaufwand ist sehr hoch", wie Maas erläutert. So sei etwa eine fünfköpfige Studentengruppe ein Semester lang damit beschäftigt, die Daten wie Flächen, Wärmedurchgangskoeffizienten von Fenstern und Außenwänden sowie die Anlagentechnik für Heizung, Kühlung, Lüftung, Warmwasser und Beleuchtung zu erheben. Dadurch konnte nun ein Energiebedarfsausweis für das Verwaltungsgebäude der Universität Kassel erarbeitet werden. Maas weiter: "Die Universität unterhält 85 Gebäude, für die eine energetische Bestandsaufnahme, Vergleich und Bewertung der energetischen Effizienz anhand von Benchmarks erarbeitet wurden. Daraus können dann Energieausweise erarbeitet und aufbauend Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz vorgeschlagen werden" (ausführliche Informationen zum Energieausweis siehe Kasten bzw. im Anhang). Mittlerweile wurden Verbrauchsausweise für ca. 20 Gebäude der Uni Kassel und ein Bedarfsausweis für die Hauptverwaltung (Mönchebergstraße 19) erstellt, wie Prof. Vajen ausführt. Im laufenden Semester sind drei Arbeitsgruppen aktiv. Sie arbeiten an:

    - Entwicklung eines Energiekonzeptes für die Zentralmensa mit Schwerpunkt Einbindung von Fernwärme und Solarthermie zur Bereitstellung von Warmwasser
    - Erstellung eines Energiebedarfsausweises für das Gebäude des Fachbereichs asl, Henschelstraße 2
    - Weiterführende messtechnische und rechnerische Detailuntersuchungen für die Technikgebäude III/1 und III/2, und darauf aufbauend die Entwicklung von Einsparmaßnahmen.

    Großverbrauchern auf der Spur
    Laufende und geplante Aktivitäten sind weitere Verbrauchs- und Bedarfsausweise für eine Reihe weiterer Gebäude sowie die Analyse ausgewählter Großverbraucher (Technik III/2 und III/1, Mensa). Momentan werden für zwei der drei großen Technikgebäude am Standort HoPla umfangreiche Verbrauchsanalysen durchgeführt. Im Rahmen dieser energetischen Bestandsaufnahme richtet sich der Fokus auf die Aufschlüsselung und Zuordnung des Energieverbrauchs sowie die Plausibilisierung der elektrischen Grundlast. Dazu werden zum einen zahlreiche Messungen durchgeführt, daneben finden Vor-Ort-Begehungen und Nutzerbefragungen statt. Darauf aufbauend werden mit Hilfe von Benchmarks mögliche Einsparpotenziale ermittelt und kritische Bereiche identifiziert. Dies dient wiederum als Grundlage für die Ausarbeitung konkreter Vorschläge zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen.
    Bei den seit Monaten laufenden Untersuchungen der Mensa liegt der Schwerpunkt auf dem Warmwasserbereitungssystem, das insbesondere im Spülbetrieb bisher vorwiegend elektrisch betrieben wird. Momentan wird ein Konzept zur Einbindung von Fernwärme und einer solarthermischen Anlage ausgearbeitet, dass im Zuge des anstehenden Erweiterungsbaus und der Modernisierung des Spülbetriebes auch umgesetzt werden soll.

    Weitere solarcampus-Projekte: Monitoring-Konzept und Finanzierungsmodelle
    Zurzeit ist die Konzeptionierung eines Energiemonitoring-Systems in Vorbereitung, mit dem insbesondere die anstehenden Neubauten auf dem Campus Nord ausgerüstet werden sollen. Zusätzlich werden die Möglichkeiten zur Integration der Bestandsgebäude in das System überprüft. Ziel ist es, eine verursachergerechte Zuordnung des Energieverbrauchs vorzunehmen zu können und somit die grundlegende Voraussetzung für das interne Energiecontrolling und die Entwicklung interner Anreizsysteme zu schaffen.

    Mittelfristig ist vorgesehen, alternative Finanzierungsmodelle für Energieeinsparmaßnahmen abseits des Hochschulhaushaltes zu identifizieren und zu entwickeln. Als Vorbild dient hierbei insbesondere das Bürgercontracting-Modell, das bereits im Rahmen des solarcampus Photovoltaik-Projekts entwickelt wurde. Eine entsprechende Umsetzung wäre zum jetzigen Zeitpunkt einzigartig innerhalb der deutschen Hochschullandschaft.

    Energieeffizienzmaßnahmen im Rahmen des Konjunkturprogramms II/Energetische Planung
    Neubau Campus Nord
    Durch das Konjunkturprogramm II ist es nun möglich, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zügiger als bislang erwartet umzusetzen. Dazu stehen der Kasseler Universität 16,3 Millionen Euro zur Verfügung. Investiert werden soll insbesondere in Dach-, Fassaden-, Fenster- und Gebäudetechnik-Sanierungen, etwa am ingenieurwissenschaftlichen Standort Wilhelmshöher Allee 73, in der zur Universität Kassel gehörenden Kunsthochschule in der Menzelstraße, an Gebäuden am Holländischen Platz sowie an der Sporthalle Damaschkestraße; in Witzenhausen steht die Komplettsanierung des Hörsaal- und Laborgebäudes Steinstraße an, wie Dipl.-Ing. Klaus Sausmikat als Leiter der Abteilung Bau, Technik, Liegenschaften berichtet.
    Unendlich viel Arbeit für die Bauabteilung der Universität: Denn allein im Bereich der Energieeffizienz kommen dazu noch weitere Vorhaben, die aus dem HEUREKA-Programm und weiteren Mitteln der Hessischen Landesregierung finanziert werden. Das innovative Energiekonzept für die Neubauplanung für den Campus Holländischer Platz nördlich der Moritzstraße und die energetische Verbesserung der Zentralmensa im Zuge des Erweiterungsbaus wollen neben dem laufenden Geschäft und den Umnutzungen von Gebäuden erst einmal bewältigt sein.
    Weitere Informationen zum solarcampus-Projekt 'Energieeffizienz', zum Energieausweis generell sowie der Energiebedarfsausweis des Universitäts-Verwaltungsgebäudes sind abrufbar unter
    www.uni-kassel.de/presse/pm/anlagen/Projektstudium_solarcampus_Energieeffizienz.pdf
    www.uni-kassel.de/presse/pm/anlagen/Energieausweise_fuer_Gebaeude.pdf
    www.uni-kassel.de/presse/pm/anlagen/Energieausweis.pdf

    au
    8.166 Zeichen

    Info
    Dipl.-Ing. Klaus Sausmikat
    tel (0561) 804 2259
    fax (0561) 804 7845
    e-mail sausmikat@uni-kassel.de
    Universität Kassel
    Abteilung Bau, Technik, Liegenschaften
    Mönchebergstraße 19
    34109 Kassel


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Energie, Maschinenbau, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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