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Wissenschaft
Zu einer Informationsveranstaltung über Stammzellentherapie besuchten Theologen aus den Kirchenkreisen Hann. Münden und Göttingen das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Prof. Peter Gruss, der Leiter der Abteilung Molekulare Zellbiologie, erläuterte die biologischen Grundlagen und brachte einige ethische Probleme für die Diskussion auf den Punkt.
Die Gentechnik - mit ihren Möglichkeiten und Gefahren - beschäftigt die Menschen. Von der Stammzellentherapie bis zu Veränderungen am Erbgut oder der Vision geklonter Menschen reichen die Themen in der öffentlichen Diskussion und von genereller Ablehnung bis zu vorsichtiger Zustimmung die vielfältigen Reaktionen. Immer häufiger müssen sich Politiker, aber auch die Wissenschaftler selbst, ethischen Fragen stellen, die sich aus der Forschung ergeben, und neue Therapiemöglichkeiten, die bisher unheilbar Kranken helfen können, gegenüber den dunklen Gefahren der Manipulation am Erbgut des Menschen abwägen, die in die Achtung und Einzigartigkeit des Individuums eingreifen könnte.
Menschen, die sich sozusagen von Hause aus mit solchen ethischen Fragen befassen müssen, sind die Theologen. Sie sollen Stellungnahmen abgeben und Position beziehen, oftmals ohne mit den medizinisch-naturwissenschaftlichen Aspekten der Materie genau vertraut zu sein. Dies war der Anlass für Pastor Ulrich Braun aus Scheden-Meensen, einmal genauer nachzuhaken und Wissenschaftler, die mit der Materie vertraut sind, um ausführliche Erläuterungen zu bitten. Er organisierte ein Pastorentreffen der Sprengel Hann. Münden und Göttingen, in dessen Mittelpunkt der Besuch des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie und eine Informationsveranstaltung und Diskussion über die Stammzellentherapie standen. Etwa 60 Theologinnen und Theologen waren der Einladung gefolgt. Prof. Peter Gruss, der Direktor der Abteilung Molekulare Zellbiologie, stellte in einem Einführungsvortrag die Stammzellentherapie vor, sprach über die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, und ging besonders auch auf die damit verbundene Problematik ein. Er begann und schloss seinen Vortrag mit einem Satz von Max Planck: "Die Naturwissenschaften braucht der Mensch zum Erkennen, die Religion braucht er zum Handeln." In der sich anschließenden, engagierten Diskussion wurden einzelne Aspekte des Vortrags dann ausführlicher beleuchtet. Unterschiedliche ethische Standpunkte wurden vertreten. Der Embryo sollte generell geschützt und von Anfang an geachtet werden. Im angelsächsischen Ethikverständnis wird dagegen dem Embryo mit wachsender Reife zunehmend mehr Achtung entgegen gebracht. Auch Widersprüche bei gesetzlichlichen Regelungen sprach Prof. Gruss an: In Deutschland ist es verboten, an Embryonen zu forschen und Stammzellen aus frühen Embryonen zu züchten; embryonale Keimzellen aus abgetriebenen Foeten dürfen aber hergestellt werden. Auch die Problematik eines eventuellen Gesundheitstourismus wurde kurz erwähnt.
Die Diskussion über das Thema war keinesfalls abgeschlossen, als sie beendet wurde. Mit der Möglichkeit zur Besichtigung einzelner Abteilungen schloss die Veranstaltung - besonders Interessierte konnten nachmittags in der Biomedizinischen NMR Forschungs-GmbH sogar noch einen Blick ins Gehirn werfen. Die Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es für die Wissenschaft ist, sich offen einer Diskussion ethischer Fragen zu stellen. Sie hat aber auch deutlich gemacht, dass es sinnvoll ist, bei der Abwägung ethischer Probleme auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen zu kennen und berücksichtigen zu können.
Für Rückfragen:
Pastor Ulrich Braun, Tie 3, 37127 Scheden-Meensen; Tel.: 05546 631; Fax: 05546 8262; eMail: Ulrich.F.Braun@t-online.de
Prof. Peter Gruss, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Abt. Molekulare Zellbiologie, Am Fassberg 11, 37077 Göttingen; Tel: 0551 201 1361, Fax: 0551 201 1504
(Sie können Text und Bilder dieser Pressemeldung auch aus dem Internet herunterladen: http://www.mpibpc.gwdg.de/PR/01_05/theologen.html )
http://www.mpibpc.gwdg.de/PR/01_05/theologen.html
Theologen aus den Sprengel Hann. Münden und Göttingen zu Besuch im MPI für biophysikalische Chemie ( ...
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Der Initiator der Informationsveranstaltung, Pastor Ulrich Braun, im Gespräch mit Prof. Peter Gruss ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Philosophie / Ethik, Religion
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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