idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.06.2009 14:59

Wirtschaftswissenschaftler Scholz: "Human-Potential-Index ist Personalmanagement aus der Retorte"

Thorsten Mohr Presse- und Informationszentrum
Universität des Saarlandes

    Am Freitag, dem 26. Juni 2009, präsentiert die Psychonomics AG ihren Entwurf eines Human-Potential-Index (HPI). Dieser im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums entwickelte Index soll Kriterium für die Kreditvergabe an Unternehmen werden. Deutliche Kritik am Entwurf kommt von Professor Dr. Christian Scholz aus Saarbrücken, dessen Forschungsschwerpunkt im Personalmanagement liegt, und Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Deutschen Telekom AG.

    Auf den ersten Blick klingt die Verlautbarung der Psychonomics AG faszinierend: "41 Prozent des wirtschaftlichen Erfolges sind durch den HPI prognostizierbar." Sofern hier wirklich ein Zusammenhang vorliegt, der in identischer Form für alle Unternehmen gilt, könnte daraus eine plausible Zertifizierung für die Personalarbeit werden. "Die praktische Erfahrung legt allerdings nahe, dass die Kausalität genau entgegen der Annahme der HPI-Erfinder verläuft", erläutert Thomas Sattelberger. "Nur finanziell erfolgreiche Unternehmen sind in der Lage, umfangreiche personalwirtschaftliche Instrumente zum Wohle ihrer Belegschaft einzusetzen."

    Christian Scholz ergänzt: "Hier wird schlicht Koinzidenz mit Kausalität verwechselt." Gleichzeitig weist er auf ein zweites Problem hin: "Die HPI-Verfechter werben permanent damit, einen Beitrag zur Humankapitalbewertung zu liefern. Auch das wird aber nicht geleistet. Der HPI erhebt lediglich den Umfang und die Mitarbeiterfreundlichkeit der Personalarbeit. Das hat mit Humankapital kaum etwas zu tun."

    Der HPI wird damit wissenschaftlich unhaltbar, erhebungsmethodisch unsauber, aussagelogisch falsch und ordnungspolitisch fehlgeleitet. Er entpuppt sich letztlich als Bumerang, der den Werfer trifft. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Unternehmensfinanzen nicht ausreichen, alle im Index geforderten personalwirtschaftlichen Wohltaten zu vergeben. "Selten haben wir nach einer Epoche strategischen Personalmanagements eine solche Einheitsideologie erlebt. Der HPI ist Personalmanagement aus der Retorte, gut vermarktbar für die Politik und gut verkäuflich für die dahinter stehende Beraterzunft", betonen beide einmütig.

    Dazu Thomas Sattelberger weiter: "Noch schlimmer ist die unausgesprochene Haltung: Der Personaler als Gutmensch, der Wohltaten verteilt und niemandem wehtut. Die Personalarbeit wird so optisch gefällig, inhaltlich konturlos und an die kurze Leine gelegt."

    Ansprechpartner:

    Professor Dr. Christian Scholz
    Universität des Saarlandes
    Tel.: (0681) 3024120
    E-Mail: scholz@orga.uni-sb.de


    Weitere Informationen:

    http://www.orga.uni-sb.de/contraHPI


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).