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Wissenschaft
Nr. 28 / 30.3.2001
Gegen Malaria, Waldsterben und Umweltstress
Pflanzenphysiologe Professor Lichtenthaler geht in den Ruhestand
Nach einem 30-jährigen Forscherleben für die Pflanzenphysiologie an der Universität Karlsruhe wird Professor Dr. Hartmut Lichtenthaler am 31. März 2001 emeritiert. Mit ihm verlässt ein renommierter Forscher die Hochschule. Der im badischen Weinheim geborene Vater von drei Kindern wechselte 1970 von der Universität Münster zur Fridericiana Karlsruhe, wo er zum Ordinarius auf den Lehrstuhl Botanik II berufen wurde. Lichtenthaler hat sich sofort für den Ausbau der Biologie und die Einrichtung des Diplomstudiengangs Biologie in Karlsruhe engagiert. Mit seiner Forschung hatte der Lehrstuhl Botanik II in wenigen Jahren Weltruf erworben.
Die Karriere des studierten Pharmazeuten und Botanikers begann 1961 mit einem dreijährigen Forschungsaufenthalt in Frankreich und den USA. Erst wenige Monate zuvor promoviert, arbeitete Lichtenthaler in der Gruppe um den frisch gekürten Nobelpreisträger für Medizin und Physiologie, den Photosyntheseforscher Melvin Calvin. Von seinem späteren Freund und Mentor erhielt er Anregungen, die ihn prägen sollten: das unermüdliche Bestreben, internationale Zusammenarbeit zu initiieren und zu fördern. Lichtenthaler tat dies insbesondere auch mit den osteuropäischen Kollegen, und das schon während des Kalten Krieges.
Seit 1983, lange vor anderen europäischen Arbeitsgruppen, hat sich der Lehrstuhl Botanik II mit dem Waldsterben beschäftigt. In langjährigen Forschungen haben Lichtenthaler und seine Mitarbeiter wesentlich zum heutigen Kenntnisstand der Ursachen und Dynamik des Waldsterbens beigetragen. In enger Zusammenarbeit mit anderen Instituten, so der NASA in den USA, wurden neue Methoden zur Nah- und Fernerkundung von Waldschäden und zur Waldschadensklassifizierung aus der Luft erprobt und eingeführt.
Weltweite Anerkennung in Fachkreisen erfuhr die Arbeitsgruppe Lichtenthaler zusammen mit einem französischen Kollegen 1995 bis 1998 durch die Aufklärung eines neuen Biosyntheseweges für Isoprenoide im Zellstoffwechsel der Pflanzen. Diese Ergebnisse eröffnen in der Biotechnologie ganz neue Möglichkeiten - so ist es für viele Menschen ein Hoffnungsschimmer, dass dieser neue Biosyntheseweg auch beim Malaria-Erreger vorkommt. An Malaria, der häufigsten Infektionskrankheit der Welt, sterben jährlich mehr als zwei Millionen Menschen. Hartmut Lichtenthaler und sein Team suchen jetzt nach den restlichen Enzymen des neuen Biosyntheseweges für Isoprenoide, um damit die Grundlage für die Entwicklung von wirkungsvollen neuen Medikamenten gegen den Malaria-Erreger in absehbarer Zukunft zu schaffen.
Lichtenthaler wurden für seine richtungsweisenden interdisziplinären Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie, Pflanzenbiochemie und Biophysik der Pflanzen zahlreiche Ehrungen zuteil. Erst im Juli 200 erhielt der mehrmalige Ehrendoktor die Ehrenmedaille der ungarischen Pflanzenphysiologischen Gesellschaft für die Förderung der ungarischen Pflanzenphysiologen. Beachtlich ist die Anzahl seiner wissenschaftlichen Arbeiten. Das Gründungsmitglied der "Federation of European Societies of Plant Physiology", deren Präsident er von 1984 bis 1988 war, kann 375 Beiträge in internationalen Fachzeitschriften und Büchern vorweisen. Fünf Lehr- und Fachbücher, international anerkannte Standardwerke, hat er geschrieben oder herausgegeben.
- Michael Rauhe -
Diese Presseinformation ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi028.html
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Informationstechnik
regional
Personalia
Deutsch
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