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Wissenschaft
Dresdener Entwicklungsgenetikerin ist vierte Frau im Leitungsgremium der Förderorganisation Vorgänger Jörg Hacker verabschiedet: "Herausragender Wissenschaftler und Moderator"
Nr. 27
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat eine weitere Vizepräsidentin: Die Dresdener Entwicklungsgenetikerin und Leibniz-Preisträgerin Professor Elisabeth Knust wurde am Mittwoch, dem 1. Juli 2009, von der Mitgliederversammlung der DFG in Leipzig in das Präsidium von Deutschlands zentraler Forschungsförderorganisation gewählt. Sie übernimmt im Bereich Biologie das Vizepräsidentenamt von Jörg Hinrich Hacker, der nach sechsjähriger Amtszeit turnusgemäß ausscheidet.
Elisabeth Knust ist die vierte Wissenschaftlerin im zehnköpfigen Präsidium der DFG. Dort will sie sich vor allem in die "Diskussion nach den bestmöglichen Instrumenten der Forschungsförderung" einbringen. Dabei will sie Förderung in Verbünden, wie sie durch die Exzellenzinitiative nochmals an Bedeutung gewonnen hat, ebenso in den Blick nehmen wie die Einzelförderung der DFG, die sie als "Nährboden für kreative wissenschaftliche Ideen" betrachtet. "Zwischen diesen Förderformen die Balance zu halten, ist mir ein besonderes Anliegen", unterstreicht Knust.
DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner begrüßte die neue Vizepräsidentin als "hervorragende Wissenschaftlerin und engagierte Verfechterin der Selbstverwaltung der Wissenschaft". In der DFG habe sie sich bereits in verschiedensten Gremien große Verdienste erworben. "Umso mehr freue ich mich, dass wir Elisabeth Knust nun auch für das Präsidium gewinnen konnten", sagte Kleiner.
Elisabeth Knust ist seit 2007 Direktorin am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Knust wurde 1951 in Leverkusen geboren und studierte ab 1969 Biologie an der Universität Düsseldorf, wo sie 1979 auch promovierte. Nach Stationen als Wissenschaftliche Angestellte an den Universitäten Nürnberg-Erlangen und Köln habilitierte sie sich 1988 im Fach Entwicklungsbiologie in Köln. Anschließend forschte sie als Heisenberg-Stipendiatin der DFG in Köln und an der University of Colorado in Boulder/USA, bevor sie 1990 zur Professorin am Institut für Entwicklungsbiologie der Universität Köln berufen wurde. 1996 wechselte Knust als Lehrstuhlinhaberin an das Institut für Genetik der Universität Düsseldorf, von wo sie 2007 an das Dresdener MPI ging.
Die Forschungsschwerpunkte von Elisabeth Knust liegen im Bereich der Zell- und Entwicklungsbiologie. Dort beschäftigt sie sich vor allem mit der räumlichen Differenzierung von Zellen, der als "Zellpolarität" zentrale Bedeutung bei der Entwicklung von Organismen zukommt. Am Modellorganismus der Drosophila untersucht Knust unter anderem die Proteine Crumbs und Stardust, die bei der Taufliege die Zellpolarität organisieren - und die beim Menschen in sehr ähnlicher Form vorkommen. Dabei konnte sie zeigen, dass der Ausfall dieser Proteine bei der Fliege zur Degeneration der Netzhaut führt und somit dieselbe Auswirkung hat wie der Verlust dieser Gene beim Menschen, der zur völligen Erblindung führt. Für ihre Arbeiten wurde die Wissenschaftlerin bereits mehrfach ausgezeichnet, allen voran mit dem Leibniz-Preis der DFG, dem renommiertesten Förderpreis für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland, den sie 1997 erhielt. 2003 wurde Elisabeth Knust zum Ordentlichen Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
Parallel zu ihrer Forschungsarbeit engagiert sie seit langem in der Forschungsförderung und der wissenschaftlichen Selbstverwaltung, etwa in Auswahlausschüssen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Alexander von Humboldt-Stiftung. Seit 2007 ist Knust Mitglied im Ausschuss für Forschungsbauten des Wissenschaftsrates.
In der DFG gehörte Knust von 2000 bis 2006 dem Senat, dem wichtigsten wissenschaftspolitischen Gremium, an. Hier und im Senatsausschuss "Perspektiven der Forschung" wirkte sie unter anderem an der Etablierung der DFG-Forschungszentren mit, die als wissenschaftliche Aushängeschilder und strategische Instrumente gleichermaßen hohe Bedeutung haben. Zugleich betonte sie jedoch bereits auch hier die Bedeutung der Einzelförderung. Darüber hinaus war Knust auch Mitglied im DFG-Ausschuss zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens.
Im Präsidium der DFG folgt Knust nun auf Jörg Hinrich Hacker, der auf der Leipziger Mitgliederversammlung mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet wurde. DFG-Präsident Kleiner würdigte den nach sechs Jahren turnusgemäß ausscheidenden Infektionsbiologen als "hervorragenden Wissenschaftler, aufmerksamen Beobachter und erfolgreichen Moderator". Als Fachgutachter, Vorsitzender der Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung und Vizepräsident habe er sich stets beharrlich für "eine Balance zwischen der ethischen Verantwortung und der Freiheit der Forschung" eingesetzt, sei es beim Einsatz embryonaler humaner Stammzellen in der Forschung oder bei den Chancen und Risiken der Grünen Gentechnik und der Synthetischen Biologie. "Mit alledem hat Jörg Hacker der Wissenschaft und ihrer Selbstverwaltung unschätzbare Dienste erwiesen", sagte Kleiner.
Nach der Wahl von Elisabeth Knust zur Vizepräsidentin und der vorangegangenen Wiederwahl von DFG-Präsident Matthias Kleiner gehören dem Präsidium der DFG damit die folgenden Personen an: DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner sowie als Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten Professor Elisabeth Knust (Entwicklungsgenetik), Professor Konrad Samwer (Physik), Professor Jürgen Schölmerich (Klinische/Innere Medizin), Professor Bernd Scholz-Reiter (Ingenieurwissenschaften), Professor Luise Schorn-Schütte (Geschichte), Professor Ferdi Schüth (Chemie), Professor Dorothea Wagner (Informatik), Professor Christine Windbichler (Rechtswissenschaften). Der Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Dr. Arend Oetker, ist ständiger Gast im Präsidium. Das Präsidium ist verantwortlich für die Führung der laufenden Geschäfte, die von der Geschäftsstelle der DFG unter der Leitung von Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek erledigt werden.
Weiterführende Informationen
Eine Liste der Mitglieder des DFG-Präsidiums mit Lebensläufen und Fotos in Druckqualität findet sich unter:
www.dfg.de/dfg_im_profil/struktur/gremien/praesidium/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Personalia, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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