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02.07.2009 10:48

Schöne Quarks sind nicht symmetrisch

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    TU Dresden verleiht Ehrendoktorwürde an Jonathan Dorfan, Pionier des experimentellen Vergleichs von Materie und Antimaterie

    Am Montag, 6. Juli 2009, verleiht die Technische Universität Dresden dem Teilchenphysiker Prof. Dr. Jonathan Dorfan die Ehrendoktorwürde. Sie ehrt damit den Vater der experimentellen Entdeckung, dass bestimmte Elementarteilchen, so genannte "Beauty-Quarks" und ihre Gegenspieler aus Antimaterie, die "Anti-Beauty-Quarks", nicht ganz symmetrisch zueinander sind. Zwei Japaner hatten diese Vermutung bereits 1973 angestellt. Nachdem ihre Theorie im Jahr 2001 an dem von Dorfan geleiteten "Stanford Linear Accelerator Center" SLAC in Palo Alto (USA) bestätigt werden konnte, erhielten beide für ihre erfolgreiche Vorhersage im letzten Jahr den Nobelpreis für Physik.

    Jonathan Dorfan wurde in Kapstadt (Südafrika) geboren, wuchs dort auf und erhielt 1969 den Bachelor-Grad in Physik an der Universität Kapstadt. Unmittelbar danach setzte er seine Studien in den USA fort und promovierte 1976 in Experimenteller Teilchenphysik an der University of California in Irvine. Seit 1989 ist er Full Professor an der Stanford University. 1994 wurde er zunächst Associate Director und von 1999 bis 2007 schließlich Direktor des SLAC.

    "Prof. Dorfans bedeutendste Leistungen sind die Planung, der Aufbau und der Betrieb eines Elektron-Positron-Speicherrings am SLAC zur massenhaften Erzeugung von Beauty-Quarks und Anti-Beauty-Quarks und deren Untersuchung durch den so genannten BABAR-Detektor, an dem die Teilchenphysikgruppe der TU Dresden von Anfang an mitgearbeitet hat", erläutert Klaus Schubert, inzwischen emeritierter Inhaber der hiesigen Professur für Teilchenphysik. "Dank des Könnens von Jonathan Dorfan, seiner Erfahrung, seines politischen Geschicks und vor allem seines vollen persönlichen und nie nachlassenden Einsatzes erreichte die Speicherringanlage einen zuverlässigen Dauerbetrieb mit dreifach höherer Intensität als geplant", so der Dresdner Forscher, dessen Engagement die Einwerbung von Fördergeldern des deutschen Bundesforschungsministeriums für das BABAR-Experiment zu verdanken ist. Dies ermöglichte noch sieben anderen deutschen Teilchenphysikgruppen, dem Dresdner Vorbild zu folgen und die "Schönen Quarks" genau unter die Lupe zu nehmen.

    Die BABAR-Kollaboration umfasst etwa 600 Physiker aus 80 Instituten in elf Ländern und befasst sich unter anderem mit der Frage, warum es im Universum heute keine Antimaterie mehr gibt, obwohl diese beim Urknall in genau derselben Menge entstanden sein muss wie Materie. Man weiß heute, dass sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde nach dem Urknall eine winzige Asymmetrie entwickelt hat, so dass für je 1.000.000.000 sich vernichtende Materie- und Antimaterieteilchen ein Überschuss von 1 Materieteilchen überlebt hat. Genau eine solche Asymmetrie gibt es bei den "Schönen Quarks": Wie auf zwei miteinander verbundenen Schaukeln wandeln sich Teilchen mit Beauty-Quarks und Teilchen mit Anti-Beauty-Quarks Tausend Milliarden Mal in einer Sekunde immer wieder ineinander um. "Aber im Gegensatz zur Schaukel geht das in die eine Richtung ein ganz klein wenig schneller als in die andere", erklärt Professor Michael Kobel, der nach der Emeritierung von Klaus Schubert das Projekt an der TU Dresden weitergeführt hat. "Diesen vor 36 Jahren vorhergesagten Effekt hat das BABAR-Experiment nun gefunden und genau vermessen, allerdings mit dem Ergebnis, dass er zu klein ist, um den kurz nach dem Urknall entstandenen Überschuss an Materie zu erklären. Wir müssen also weiter nach dem eigentlichen Grund suchen, warum das Universum der vollständigen Vernichtung knapp entgangen ist: Vielleicht liegt der Schlüssel in der Vermessung anderer Teilchen mit "Schönen Quarks" am Large Hadron Collider LHC, vielleicht bei den von meinen Dresdner Kollegen untersuchten Neutrinos, vielleicht aber auch ganz woanders," spekuliert Professor Kobel.

    "Dem BABAR-Experiment verdankt die TU Dresden, dass ihre Teilchenphysikgruppe von Anfang an wohl definierte Ziele und Aufgaben hatte", ergänzt Schubert. "Von 1995 bis heute wurden an der TU Dresden 25 Diplomarbeiten, 16 Doktorarbeiten und eine Habilitation mit BABAR-Detektorentwicklungen und BABAR-Physikanalysen erfolgreich beendet. Alle diese Erfolge verdankt die Dresdner Teilchenphysik in hohem Maße Jonathan Dorfan."

    Die festliche Verleihung der Ehrendoktorwürde findet am 6. Juli 2009 um 15 Uhr im Festsaal des Rektorats der TU Dresden statt.

    Informationen für Journalisten:
    Prof. Dr. Michael Kobel (kobel@physik.tu-dresden.de) oder
    Prof. Dr. Klaus Schubert (klaus.schubert@tu-dresden.de)
    Tel. 0351 463-37659

    Dresden, 2. Juli 2009


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Physik / Astronomie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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