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06.07.2009 09:43

"Europa eine Seele geben"

Sebastian Hollstein Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Neuer Band des Collegium Europaeum Jenense an der Universität Jena fragt nach den Werten, die Europa vereinen

    Jena (06.07.09) Viele Europäer sind noch nicht angekommen - in Europa. Während einerseits die Grenzen der Europäischen Union immer weiter ausgeweitet werden, können sich viele Einwohner der Mitgliedsländer - vor allem in den Gründungsstaaten der Europäischen Gemeinschaft - nicht mit Europa identifizieren. Die Franzosen lehnen die EU-Verfassung ab. Gleiches tun die Niederländer, die außerdem europafeindliche Rechtspopulisten ins Parlament nach Straßburg schicken. Und selbst in Deutschland geht nicht einmal die Hälfte der Berechtigten zur Europawahl.

    "Wie können wir Europa eine Seele geben?", fragt deshalb Prof. Dr. Gabriella Schubert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Vorwort des gerade erschienenen Buches "Europa, das ich meine ... Stellungnahmen zu den Werten Europas". Der Band fasst eine Tagung aus dem Herbst 2007 zusammen, als Wissenschaftler, Politiker und Künstler im Rahmen des Collegium Europaeum Jenense (CEJ) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena über dieses Thema diskutierten. Dabei wurde ganz besonders nach den Werten gesucht, die zum Einigungsprozess beitragen können. Denn "die Frage nach Werten wird meistens dann akut, wenn man alles besitzt und doch in seinem Tun etwas vermisst: einen tieferen Sinn", wie Herausgeberin Schubert feststellt.

    In den zehn Beiträgen des Bandes machen sich Europäer verschiedener Nationalitäten auf die Suche nach identitätsstiftenden Leitvorstellungen. Ist es die kollektive Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit, an die gemeinsamen Wurzeln, wie Altertumswissenschaftler Jürgen Dummer vorschlägt? Ist es die geeinte wirtschaftliche und politische Kraft im Zeitalter der Globalisierung, die Historiker Michael Gehler erläutert? Oder sind es die Werte aus den in Europa vorherrschenden Religionen, die trotz aller Gegensätzlichkeiten für ein großes Gemeinsames sorgen können, auch wenn sich der Kontinent nicht mehr als Religionsgemeinschaft definieren kann? Dies hofft der finnische Theologe Reijo E. Heinonen.

    Ein besonderes Augenmerk gilt den Beiträgen von Alfred Grosser. "Es wird allzu häufig gesagt, es gäbe keine Grundwerte von Europa. Die Freiheit aber war der erste Grundwert", meint der berühmte deutsch-französische Politologe und Publizist mit Blick auf das Ende des Zweiten Weltkrieges, den Wiederaufbau und das damit verbundene Zusammenfinden der ehemals verfeindeten Länder. Und nicht zuletzt erinnert er an die Wiedervereinigung, die praktisch der Anfang der Osterweiterung der Europäischen Union darstellt. Kulturell sind die Nationen Europas sowieso eng miteinander verwoben. Sei es nun, "dass die schönste Interpretation von Schuberts letzter Sonate von einem Russen präsentiert wird oder ..., dass es tausende junge Französinnen zwischen 14 und 16 Jahren gibt, die jetzt plötzlich deutsch lernen - wegen ,Tokio Hotel`" - die Kunst und Kultur der europäischen Staaten stand schon immer in engem Austausch.

    Dieser Meinung kann sich der bosnische Schriftsteller Stevan Tontic nur anschließen. Er hebt am Beispiel berühmter Namen noch einmal hervor, wie vielfältig die Kunst- und Kulturlandschaft Europas ist und wie bereichernd das für jeden Einzelnen sein muss - egal, welcher Nationalität er angehört. "Alle stehen wir in der Schuld der vielen großen Autoren, Künstler und Denker unseres Kontinents. Jeder von ihnen hat uns durch seine Kunst veredelt, uns die Augen geöffnet für herrliche und schreckliche Momente des Lebens, für die wundersamen Wege des menschlichen Geschicks."

    Gerade die Vielfalt in allen Lebensbereichen birgt doch das größte einende Potenzial für Europa.

    Gabriella Schubert (Hg.): Europa, das ich meine ... Stellungnahmen zu den Werten Europas. Verlag IKS Garamond, Jena 2009, 145 Seiten, Preis: 15,90 Euro, ISBN: 978-3-938203-80-4

    Kontakt
    Prof. Dr. Gabriella Schubert
    Institut für Slawistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944725
    E-Mail: G.Schubert[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Cover des neuen Bandes.
    Cover des neuen Bandes.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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