idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.04.2001 11:02

Montanregion Erzgebirge

Katrin Apenburg Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

    TU Bergakademie Freiberg will Aufnahme der Kulturlandschaft
    in Welterbeliste der UNESCO erreichen

    Auf Antrag Sachsens hat die Kultusministerkonferenz der Länder die "Montanregion Erzgebirge" auf die deutsche Auswahlliste zur Nominierung von UNESCO Welterbestätten gesetzt. In einer Vorstudie, die das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst an der TU Bergakademie Freiberg in Auftrag gab, soll eine Projektgruppe unter Leitung von Helmuth Albrecht, Professor für Technikgeschichte und Industriearchäologie, Voraussetzungen und erforderliche Schritte für die Ausarbeitung des Antrages zur Nominierung der Natur- und Kulturlandschaft als UNESCO Welterbe klären.

    Gegenwärtig sind 690 Kultur- und Naturerbestätten aus 122 Ländern aller Kontinente als UNESCO Welterbe anerkannt. Dabei handelt es sich um 529 die dem Kulturerbe, 138 die dem Naturerbe und 23 die beiden zuzuordnen sind. Die Mehrzahl der Objekte befindet sich in Europa. Mit künftigen Nominierungen sollen die Ungleichgewichte durch entsprechende Auswahl überwunden werden.

    Die Projektgruppe an der TU Bergakademie Freiberg sieht diese veränderte Schwerpunktsetzung als Chance. Die Montanregion Erzgebirge mit ihren Bergrevieren ist ein Naturraum, in dem auf Grund der geologischen Voraussetzungen über 800 Jahre Bergbau umging. Hier wurden die gewonnenen Rohstoffe aufbereitet, verhüttet und weiter verarbeitet. Das Montanwesen hat die Landschaft beispielsweise durch Halden, Pingen und Wasserbauwerke geformt. Die Spuren der Produktionstätigkeit sind durch zahlreiche Sachzeugen über und unter Tage bewahrt. Bergmännische Siedlungen sind in den Dörfern erkennbar. Das Montanwesen hat zu materiellem und kulturellem Reichtum in den Bergstädten geführt, was an prächtigen Bürgerhäusern und bedeutenden Hallenkirchen sichtbar wird. Es war Grundlage einer stabilen Landesherrschaft. Das ausgereifte Bergrecht der älteren Periode wurde vielfach auf andere europäische Bergbaugebiete übertragen. Durch die landesherrliche Bergverwaltung erfolgte nicht nur eine administrative Lenkung. Von hier gingen Impulse zur Hebung des Bergbaus, der Verbesserung der Aufbereitung sowie der metallurgischen Verfahren aus. Diese Aufgaben wurden ab 1765 von der Bergakademie Freiberg durch die Entwicklung der Montanwissenschaften im Zusammenwirken mit der Praxis wahrgenommen. Die dabei erbrachten Leistungen haben weltweit Anwendung und Anerkennung gefunden. Archive und Sammlungen dokumentieren die Entwicklungen und bilden mit den wissenschaftlichen Bibliotheken eine Grundlage für weitere Forschungen. Darüber hinaus entstand im Erzgebirge spezifisches bergmännisches Brauchtum und eine reiche Volkskultur.

    "Das alles zeichnet die Region als kulturgeschichtlich wertvoll und in der räumlichen Geschlossenheit, geschichtlichen Kontinuität und mit dem prägenden Wirtschaftszweig als einmalig aus", so Prof. Helmuth Albrecht. "Hinzu kommt, dass an dieser Montanregion historisch Sachsen und Böhmen/Deutschland und Tschechien Anteil haben und traditionelle Verbindungen bestanden und bestehen. Da gerade solche Objekte, die das 'gemeinsame Werk von Natur und Mensch' darstellen, bisher bei den Welterbestätten unterrepräsentiert sind, lohnen sich die Anstrengungen, das Geschaffene und bisher Bewahrte nicht nur national unter Schutz zu stellen."

    Unter Beachtung der Nominierungskriterien ist im Rahmen der Vorstudie und vor allem bei der Ausarbeitung der Antragsunterlagen eine strenge Auswahl der Objekte in den einzelnen Bergrevieren zu treffen. Wichtig ist, dass die bedeutenden Silberbergbaureviere ebenso wie die Zinnabbaugebiete, die bergmännische Wasserwirtschaft, die Aufbereitung, das Hüttenwesen und die Bergbaulandschaften mit herausragenden Einzelobjekten und Ensembles vertreten sind. Das gilt für Zeugnisse der gesamten Bergbauperiode bis in die jüngste Vergangenheit. Ebenso sollen einmalige sakrale und profane Bau- und Kunstwerke besonders in den Bergstädten einbezogen werden. Für alle diese Objekte muss bereits eine denkmalpflegerische Unterschutzstellung existieren und die denkmalgerechte Erhaltung gesichert sein.

    Der von der Anerkennung als Weltkulturerbe ausgehende werbende Effekt kommt dann den Revieren und dem Erzgebirge insgesamt zu Gute. Das wird sich im Aufschwung des Tourismus durch Erhöhung des Bekanntheitsgrades ebenso niederschlagen wie in einer generellen Aufwertung der Region und Imagegewinn. Es sind über den Tourismus hinausgehende beschäftigungspolitische Wirkungen zu erwarten.

    Kontakt:
    Institut für Wissenschafts- und Technikgeschichte
    der TU Bergakademie Freiberg.
    Prof. Helmuth Albrecht
    03731/39-2826
    halbrech@iwtg.tu-freiberg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).