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Vom 23. bis 25.September findet im Gustav-Stresemann-Institut Bonn, Langer Grabenweg 68, eine internationale Tagung zum Thema "Streit am Hof" statt. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Streitkultur an den fürstlichen Höfen, speziell im frühen Mittelalter. Ein Beispiel: Hatte die Kaiserin Judith wirklich eine Affäre mit einem Kämmerer ihres Mannes? Oder war dieses Gerücht ein ausgeklügelter Zug der Adligen, um die Kaiserin zu verbannen? Organisiert wird die Tagung vom Institut für Geschichtswissenschaften der Universität Bonn. Journalisten sind herzlich eingeladen teilzunehmen.
Im frühen Mittelalter begegneten sich am Hof einflussreiche Leute. Wie an jedem Ort, an dem mehrere Meinungen aufeinander treffen, kam es dabei häufig zu Streitigkeiten. "Wer sich dabei durchsetzen konnte, sicherte sich zumindest vorübergehend seinen Status innerhalb der Gesellschaft", sagt Dr. Alheydis Plassmann vom Bonner Institut für Geschichtswissenschaft. Da es also von hoher Wichtigkeit sein konnte, bei einem derartigen Streit als Sieger hervorzugehen, wurde nicht nur sauber gekämpft: "Lügen, Intrigen und Verschwörungen waren keine Seltenheit."
Im Zuge dieser Streitereien geriet häufig auch das Privatleben der Kontrahenten ins Visier. So geschah es auch am Hofe Kaiser Ludwigs des Frommen im neunten Jahrhundert. Dieser Sohn Kaiser Karls des Großen heiratete eine Frau namens Judith, die Tochter eines schwäbischen Grafen. Die neue Kaiserin hatte starken Einfluss auf die politischen Entscheidungen ihres Gatten. Für sie verwies Kaiser Ludwig beispielsweise einen Abt des Hofes oder stellte Bernhard von Septimanien als Kämmerer und Erzieher eines seiner Söhne ein.
Der Einfluss der Kaiserin auf König Ludwig erregte Unmut. Viele wichtige Fürsten waren mit den Entscheidungen Ludwigs nicht einverstanden, hatten aber keinen Einfluss auf den König. Die Feinde Judiths starteten daher eine Intrige und verbreiteten das Gerücht, die Kaiserin habe mit Bernhard von Septimanien eine Affaire. Auf diese Weise entledigten sie sich der beiden: Zunächst floh Bernhard in seine Heimat, die Kaiserin Judith wurde später wegen Ehebruchs in ein Kloster verbannt.
"Wir analysieren auf der Tagung die Entwicklung des Streits im frühen Mittelalter", sagt Dr. Alheydis Plassmann. "So können wir Traditionen der westlichen Streitkultur herausarbeiten, die sich auch heute noch beobachten lassen." Denn in der Demokratie hat öffentlich ausgetragener Streit eine außerordentlich wichtige Rolle: Die Parteien präsentieren so ihre Ansichten und Vorhaben und grenzen sich von ihren politischen Gegnern ab. Dabei waschen sie auch heute gerne schmutzige Wäsche - vor allem im Wahlkampf: Josef Ackermanns Geburtstagsfeier im Kanzleramt oder die außerehelichen Aktivitäten Horst Seehofers erhalten so plötzlich ganz neues Gewicht.
Kontakt:
Privatdozentin Dr. Alheydis Plassmann
Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-6518
E-Mail: a.plassmann@uni-bonn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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