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Interdisziplinäre altertumswissenschaftliche Tagung zur Kulturgeschichte einer Region mit ausgewiesenen Fachleuten aus sieben Ländern
Augsburg - Seit gestern und noch bis zum kommenden Samstag tagen im historischen Augsburger Hollbau Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, der Schweiz und den USA über Gallien in Spätantike und Frühmittelalter (5.-7. Jahrhundert). Veranstalter dieser interdisziplinären altertumswissenschaftlichen Tagung, die von der Gerda Henkel Stiftung, vom Kompetenzzentrum Kultur- und Bildungswissenschaft der Universität Augsburg sowie von der Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg e. V. unterstützt wird, sind der Althistoriker Dr. Steffen Diefenbach (Universität Augsburg) und der Altphilologe PD Dr. Gernot Müller (Universität Augsburg/Universität Luzern) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg und dem Kulturwissenschaftlichen Institut der Universität Luzern.
Die Zeit zwischen dem 5. und 7. Jh. n. Chr. war geprägt von einem tiefgreifenden Strukturwandel, der den gesamten Westen des Römischen Imperiums erfasste. Was in der älteren Forschung als ein mehr oder weniger katastrophisch verlaufender, durch die Einfälle barbarischer Völker induzierter Umbruchs- und Auflösungsprozess der römischen Ordnung angesehen wurde, erfährt in aktuellen Diskussionen eine differenziertere Beurteilung. Es wird zunehmend hervorgehoben, dass das Römische Reich der späten Kaiserzeit aus sich selbst heraus starke Transformationstendenzen generierte, die einen langfristigen Prozess der Umstrukturierung in Gang setzten: Unter der vermeintlich einheitlichen Oberfläche eines umfassenden politischen und kulturellen Ordnungszusammenhangs kam es unabhängig von äußeren Herausforderungen zu Veränderungen, die insbesondere auf der regionalen und lokalen Ebene zu einer Neudefinition von Gruppenzugehörigkeiten und kulturellen Mustern der kollektiven Identitätsbildung führten.
"Wir wollen", erläutert Gernot Müller, "diesen Strukturwandel anhand einer spezifischen Region des spätantiken Imperiums exemplarisch verdeutlichen." Gallien sei dabei ein quellenmäßig besonders gut bezeugtes Beispiel für diesen Transformationsprozess, in dessen Verlauf die traditionellen Bezugsfelder kollektiver Identitätsstiftung grundlegend neu definiert wurden. Ein besonderes Anliegen der Tagung ist es dabei, historische und literaturwissenschaftliche Ansätze miteinander zu verbinden, um auf diesem Wege praxeologische und diskursiv vermittelte Formen der kollektiven Identitätsstiftung gleichermaßen in den Blick zu nehmen und in ihrer wechselseitigen Bedingtheit zu analysieren.
Die 19 Fachvorträge der Tagung verteilen sich auf die folgenden acht Sektionen:
1. Römer und Barbaren: Politische Strukturen des Zusammenlebens?und Strategien der Integration
2. Römische Eliten in Gallien: Transformationen identitärer Bezugsfelder
3. Städtischer Raum und Identität: Urbaner Strukturwandel im spätantiken Gallien
4. Zwischen Außenseiter und römischem Bürger: Zur Modellierung von Randgruppen im spätantiken Gallien
5. Verfahren und kultureller Modelle kollektiver Identitätsstiftung in den barbarischen "regna"
6. Lateinische Literatur und regionales Bewusstsein
7. Gemeinschaftsbildung und kulturelle Selbstverortung: ?Der Brief im spätantiken Gallien
8. Heidnische Modelle und christliche Kultur: Funktionsfelder von Traditionsbezug in der spätantiken Literatur
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Tagungshomepage mit ausführlichem Programm: http://www.uni-augsburg.de/gallien
Tagungsort: Hollbau, Im Annahof 4, D-86150 Augsburg
Anprechpartner: Dr. Steffen Diefenbach: steffen.diefenbach@phil.uni-augsburg.de oder PD Dr. Gernot Michael Müller: gernot.mueller@phil.uni-augsburg,de
http://www.uni-augsburg.de/gallien
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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