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Wissenschaft
Forscher untersuchen molekularen Wirkmechanismus
"Patienten mit bösartigen Hirntumoren haben trotz der stetig intensivierten Therapien weiterhin eine schlechte Prognose", so die Leiterin des Forschungsprojekts Dr. Claudia Friesen. Sie arbeitet im Team von Professor Dr. Erich Miltner, Ärztlicher Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Ulm. Hirntumoren werden derzeit in erster Linie operativ entfernt und bestrahlt. Ärzte setzen aber auch Chemotherapien gegen diese Krebsform ein. Zu Beginn der Behandlung sprechen die Patienten meist gut auf die Medikamente an. Allerdings treten nach einiger Zeit oft Resistenzen gegenüber dem Wirkstoff auf: Der Tumor wächst weiter und kann nicht mehr bekämpft werden. Zusätzlich leiden diese Patienten sehr stark unter den Nebenwirkungen der hochdosierten Chemotherapeutika.
Erste Hinweise auf einen neuen Therapieansatz gegen Hirntumoren erhielt das Team von Friesen aus der Leukämieforschung: Methadon, ein Opioid, das bei Heroinabhängigen gegen Entzugserscheinungen eingesetzt wird, wirkt schädigend auf bösartig veränderte Blutzellen. "Entscheidend ist, dass gesunde Blutzellen durch Opioide nicht zerstört werden", erläutert Friesen die Vorteile der Therapie. Als Opioide bezeichnet man eine Gruppe unterschiedlichster Wirkstoffe, die an verschiedenen Stellen im Körper die Schmerzwahrnehmung unterdrücken. Deshalb werden sie normalerweise in der Schmerztherapie und der Anästhesie eingesetzt.
"Opioide wie Methadon sind in der Lage, auch Hirntumoren zu zerstören", berichtet Friesen. Erste Ergebnisse zeigen, dass insbesondere eine gleichzeitige Gabe von Methadon und einem Chemotherapeutikum sehr erfolgversprechend sein könnte. Einerseits wird so der programmierte Selbstmord der Tumorzellen ausgelöst, ohne gesunde Zellen anzugreifen. Andererseits macht Methadon Tumorzellen, die gegen Chemotherapie und Bestrahlung resistent geworden sind, wieder für die Behandlung empfindlich.
Ziel des Forschungsprojekts in Ulm ist es, bessere und wirkungsvollere Therapien gegen Hirntumoren zu entwickeln. Neben Methadon testen die Forscher weitere Opioide auf ihre Wirksamkeit. Darüber hinaus sollen ihre Arbeiten mehr Aufschluss darüber geben, wie Opioide Resistenzen gegen eine Chemotherapie überwinden können. Dr. Claudia Friesen und ihre Mitarbeiter wollen anschließend in einer klinischen Studie untersuchen, welche Opioide sich besonders gut für die Krebstherapie eignen und welche biologischen Mechanismen für die Wirkung verantwortlich sind. Geplant ist zudem eine Studie mit Hirntumor-Patienten, in der insbesondere die genaue Dosierung und die Verträglichkeit überprüft werden soll.
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Infokasten: Hirntumoren
In Deutschland erkranken jährlich etwa 5.500 Menschen neu an einem bösartigen Hirntumor. Am häufigsten tritt diese Krebserkrankung bei Menschen über 60 Jahren auf. Ein weiterer Altersgipfel liegt im Kindesalter. Ursachen für die Entstehung sind nicht bekannt. Operation und anschließende Bestrahlung sind die wichtigsten Behandlungsformen. Auch der Einsatz von Chemotherapeutika ist möglich. Hirntumoren gehen von der Gehirnsubstanz selbst aus, von den Hirnhäuten, den Hirnnerven oder der Hirnanhangdrüse. Von den Hirntumoren müssen die Gehirn-Metastasen unterschieden werden, die sich als Tochtergeschwülste von Krebserkrankungen anderer Organe in das Gehirn absiedeln.
Der blaue Ratgeber "Gehirntumoren" kann kostenlos bei der Deutschen Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, bestellt werden. Der Ratgeber steht zudem im Internet unter www.krebshilfe.de auch als PDF-Datei bereit.
Projektnr. 109035
Bonn, 1.Oktober 2009
Abdruck honorarfrei
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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