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Wissenschaft
Förderpreis für Schmerzforschung an Psychologen der Universität Jena vergeben
Jena (08.10.09) Die Funktionen verschiedener Nervenfasern bei der Leitung von Schmerz- und Temperaturreizen hat eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Weiß und Prof. Dr. Wolfgang H. R. Miltner von der Universität Jena untersucht. Auf Grundlage ihrer Hirnaktivierungsstudien vermuten sie, dass der zweiten, brennenden Schmerzempfindung eine zusätzliche Bedeutung bei der Steuerung von Aufmerksamkeit und dem Erlernen schmerzbezogener Verhaltensreaktionen zukommt. Beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin sind sie dafür heute (08.10.) mit dem mit 1.750 Euro dotierten zweiten Preis der Kategorie Grundlagenforschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2009 ausgezeichnet worden. "Wir betrachten diesen Preis als bedeutende Anerkennung unserer langjährigen Studien zur Erforschung neurowissenschaftlicher Grundlagen des menschlichen Schmerzerlebens", freuen sich die beiden Jenaer Psychologen. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. - Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).
Temperatur- und Schmerzreize erregen das Gehirn über zwei verschiedene Typen von Nervenfasern: A-Delta-Fasern mit moderater sowie C-Fasern mit geringer Geschwindigkeit der Informationsübertragung. Bislang waren die Unterschiede in der zentralen Verarbeitung für die beiden Informationstypen kaum untersucht. Den Jenaer Psychologen ist es gelungen, die Aktivierung verschiedener Hirnstrukturen durch getrennte Stimulation der beiden Fasertypen zu untersuchen. Dazu stimulierten sie winzige Hautareale, um einzelne Nervenfasern gezielt anzuregen, und registrierten die Hirnaktivierung mittels sog. funktioneller Kernspintomographie (fMRI).
Die Forscher fanden eine gleichartige Aktivierung in verschiedenen Regionen des Gehirns als Antwort auf die Stimulation jedes Typs von Fasern. Das bedeutet, dass sie gemeinsam die Wahrnehmung von Schmerz initiieren. Bei jeweils einzelner Stimulation von C- im Vergleich zu A-Delta-Fasern fand sich zusätzlich eine signifikant stärkere Hirnaktivierung im rechten frontalen "Operculum" und in der vorderen "Inselregion". "Diese Gehirnregionen werden mit der selbstregulativen Aufrechterhaltung eines für die normalen Lebensvorgänge optimalen inneren Milieus im Organismus sowie mit Aufmerksamkeitssteuerung in Verbindung gebracht", erläutert Prof. Miltner, Lehrstuhlinhaber für Biologische und Klinische Psychologie der Universität Jena. "Wir nehmen daher an, dass das C-Faser-System besonders dafür zuständig ist, dass die Schmerzinformation deutliche emotionale Erfahrungen hervorruft und die Aufmerksamkeit auf den Schmerz lenkt", sagt Prof. Weiß. "Gleichzeitig wird auch gelernt, zukünftig ähnliche Umgebungen zu meiden und sich der Heilung zuzuwenden", so der Schmerzspezialist weiter.
Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Weiß / Prof. Dr. Wolfgang H. R. Miltner
Institut für Psychologie der Universität Jena
Am Steiger 3, Haus 1
07743 Jena
Tel. 03641 / 945141 oder 945143
E-Mail: thomas.weiss[at]uni-jena.de / wolfgang.miltner[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Thomas Weiß.
Foto: Anne Günther/FSU
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Prof. Dr. Wolfgang H. R. Miltner.
Foto: Peter Scheere/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin, Psychologie
regional
Personalia
Deutsch
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