idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.10.2009 10:01

Mit CISH und Chips den Weichteiltumor exakter identifizieren

Axel Burchardt Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Pathologie des Jenaer Universitätsklinikums an Entwicklungsprojekt mit Wirtschaft beteiligt

    Jena (15.10.09) Krebs kann sich in jeder Stelle des Körpers bilden. Selbst in Muskeln, Fett- und Nervengewebe können Tumore entstehen. Rund 4.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Weichteiltumoren. Damit zählen die sogenannten Sarkome zu den seltenen Krebserkrankungen und werden dadurch oft nur schwer erkannt.

    An einer verbesserten Diagnostik arbeiten jetzt Institute für Pathologie in Erlangen und Jena sowie zwei Firmen in Bremerhaven und Berlin gemeinsam. Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes, das vom Bundesforschungsministerium mit 644.000 Euro gefördert wird, sollen die genetischen Veränderungen, die bei vielen Sarkomen zu finden sind, besser und schneller identifiziert und nachgewiesen werden. Dazu liefern die Wissenschaftler in der Pathologie die Tumorexpertise und sogenannte Gewebe-Chips, während die Firmen ihr Know-how einerseits in Form von speziell markierten DNA-Sonden zur sogenannten "chromogenen in-situ Hybridisierung" (CISH) und andererseits über DNA-Chips, sogenannte LCD-Arrays, zur Verfügung stellen. "Ich erwarte, dass am Ende des Projekts Produkte vorliegen, die auch am Markt eingesetzt werden", sagt Prof. Dr. Iver Petersen vom Universitätsklinikum Jena. Der Direktor des Instituts für Pathologie glaubt an einen erfolgreichen Know-how-Transfer ohne überhöhte finanzielle Belastungen, da die beteiligten Firmen ihre Entwicklungskosten zur Hälfte selber tragen.

    Den Anfang hat das Projekt in der Pathologie des Uniklinikums Erlangen genommen, deren Direktor Prof. Dr. Arndt Hartmann auch Projektkoordinator ist. Prof. Hartmann sei an die Jenaer Pathologie herangetreten, "da unser Institut seit langem das Referenzzentrum beim Thema Sarkomdiagnostik in Deutschland ist", erläutert Petersen. Er und sein Team werden für die Entwicklungen nicht nur die entsprechenden Krebsfälle zusammensuchen und aufarbeiten. In Jena werden die Entwicklungen der beiden beteiligten Firmen, Chipron GmbH und ZytoVision GmbH, auch getestet und die Korrektheit der Diagnosehilfen ermittelt.

    Die neue Technik baut auf Bekanntem auf: Bisher werden die Tumorproben zur Diagnostik in einem kleinen Parafinblock gebunden, den der Pathologe für die Befundermittlung untersucht. In Zukunft sollen statt der Probe eines Patienten bis zu 1.000 Proben auf dem nur 2 Quadratzentimeter großen Paraffinblock Platz haben und mit neuesten Techniken automatisiert analysiert werden. "Das Entscheidende bei dieser Technik bleibt aber, dass man das passende Gewebeareal auswählt, das auf den Chip übertragen wird", macht Prof. Petersen deutlich, so wird auch in Zukunft der erfahrene Mediziner nicht überflüssig. "Es geht um die Analyse einer möglichst großen Anzahl von Tumoren unter einheitlichen Bedingungen, um die Diagnose zu bestätigen und die neuen Sonden und DNA-Chips zu validieren", erklärt der Jenaer Pathologe.

    Weichteiltumore gehen häufig mit spezifischen Genveränderungen einher. Diese sogenannten chromosomalen Translokationen, die als Biomarker verwendbar sind, können durch zwei Methoden gut nachgewiesen werden. Ein klassisches Verfahren ist die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH), bei der die Chromosomenveränderungen durch Farbabweichungen sichtbar werden. Es hat den Nachteil, dass die Farbstoffe relativ teuer sind und nur mittels Fluoreszenzmikroskopie analysiert werden können. Bei der CISH werden dagegen Chromogene verwandt, die in normalen Durchlichtmikroskopen sichtbar sind. Bei dem zweiten Verfahren werden die Fusionsgene, die im Rahmen der Chromosomentranslokationen entstehen, über spezielle DNA-Chips, die über einen einfachen Durchlicht-Scanner ausgelesen werden, detektiert. Jede der beteiligten Firmen entwickelt für einen dieser Diagnosewege passende und preiswertere Sonden bzw. Arrays, die am Ende insgesamt zwölf spezifische Veränderungen bei zehn Weichteiltumorarten nachweisen sollen.

    Die im Gewebe-Chip eingeschlossenen Proben können dann zum einen mit Antikörpern immunhistologisch eingefärbt werden, wodurch die entsprechenden Proteine im Tumor sichtbar werden. Der Chip kann aber andererseits auch für FISH- und CISH-Untersuchungen genutzt werden, wodurch die Translokationen zu ermitteln sind. Die modernen Techniken sollen die Analyse erleichtern und den Befund einfacher sichtbar machen.

    Die neuen Verfahren, da sind sich alle Projektbeteiligten einig, werden die Diagnostik der Weichteiltumore weiter verbessern. Dies werde dabei helfen, so Petersen, dass die Pathologie ein noch engerer Partner bei der zielgerichteten Tumortherapie wird.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Iver Petersen
    Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Jena
    Ziegelmühlenweg 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 933120
    E-Mail: iver.petersen[at]med.uni-jena.de


    Bilder

    Carola König vom Jenaer Institut für Pathologie mit einem ersten Prototypen des neuen DNA-Chips zur Sarkomdiagnostik.
    Carola König vom Jenaer Institut für Pathologie mit einem ersten Prototypen des neuen DNA-Chips zur ...
    Foto: Anne Günther/FSU
    None

    Prof. Dr. Iver Petersen.
    Prof. Dr. Iver Petersen.
    Foto: UKJ
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).