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Geschwulste der Nebenniere können sich als Ursache eines Hormonexzesses oder als bösartige Tumore manifestieren. Nebennierenrinden-Karzinome sind zwar mit nur ein bis zwei neuen Fällen pro einer Millionen Einwohner pro Jahr selten, ihr klinischer Verlauf aber sehr ungünstig. Die Behandlungsmöglichkeiten betroffener Patienten sind zudem häufig wegen eines bereits fortgeschrittenen Krankheitsstadiums eingeschränkt. Neuen Untersuchungen zufolge könnten Bone morphogenetic Proteine (BMP) eine wichtige Rolle in der Entstehung von Nebennierenkarzinomen spielen.
Das Team um Prof. Dr. Felix Beuschlein untersucht nun in einem von der Stiftung geförderten Projekt, ob BMPs als neue Angriffspunkte für eine lokale oder systemische Therapie von Nebennieren-Karzinomen genutzt werden können, um in Zukunft den klinischen Verlauf betroffener Patienten zu verbessern.
Die Nebennieren, am oberen Pol der Niere gelegen Drüsen, produzieren Hormone, die eine lebenswichtige Rolle in der Regulation des Salz- und Wasserhaushaltes, des Zucker-Stoffwechsel und der Reifung und Fortpflanzung des Menschen spielen. Tumore der Nebenniere können durch eine ungezügelte Hormonausschüttung zu vielfältigen Krankheitsbildern beitragen und z.B. Ursache für einen schwer einstellbarem Bluthochdruck, Übergewicht und Osteoporose sein.
In seltenen Fällen können sich bösartige Nebennierentumore zudem durch ihr rasches und metastasierendes Wachstum manifestieren. Diese als Nebennierenkarzinome bezeichneten Tumore sind trotz chirurgischer, strahlen- oder chemotherapeutischer Therapieansätze mit einer sehr schlechten Prognose behaftet - die 5-Jahresüberlebensrate liegt unter 20%. Diese schlechte Prognose ist zum Teil dadurch bedingt, dass die molekularen Ursachen der Nebennierentumorgenese nur ansatzweise verstanden sind, was gezielte - und damit effektive - Therapien gegen das Tumorwachstum verhindert.
Die Arbeitsgruppe am Klinikum Innenstadt konnte in jüngeren Arbeiten zeigen, dass Hormone aus der Familie der den Bone Morphogenetic Proteine (BMPs) an der Entstehung und Ausprägung der Nebennierenkarzinome wichtigen Anteil haben. In dieser in Cancer Research publizierten Arbeit konnte an operiertem Tumormaterial beobachtet werden, dass in der Mehrzahl der Nebennierenkarzinome die Produktion von BMP2 und BMP5 verloren geht. Wurden diese Faktoren den Tumorzellen jedoch wieder zugeführt, konnte damit das Tumorwachstum und auch die überschießende Hormonproduktion unterdrückt werden. Interessanterweise konnten die Tumorzellen auch durch die Behandlung mit bestimmten pharmakologischen Substanzen dazu gebracht werden, erneut BMP2 und BMP5 bilden.
Aus diesen Befunden ergeben sich damit interessante neue Angriffspunkte für eine gerichtete Tumortherapie. BMPs werden in jüngster Zeit von orthopädischen Arbeitsgruppen in experimentellen und frühen klinischen Studien auf ihre therapeutische Nutzbarkeit etwa zur Verbesserung der Knochenheilung getestet. Damit wäre ein klinischer Einsatz auch für Tumorpatienten in Zukunft denkbar. In einem von der Wilhelm-Sander Stiftung geförderten Projekt sollen daher nun die neu entdeckten Mechanismen an verschiedenen Tumormodellen in der Zellkultur und im Mausmodell getestet werden. Ziel ist die Nutzung der Erkenntnisse für eine lokale oder systemische Therapie von Nebennieren-Karzinomen, um auf lange Sicht die Lebensqualität betroffener Patienten und den klinischen Verlauf dieser Erkrankung zu verbessern.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Felix Beuschlein
Endokrinologische Forschung am Klinikum Innenstadt der LMU München.
Email: felix.beuschlein@med.uni-muenchen.de
Web: www.endocrine-research.mki.klinikum.uni-muenchen.de
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert die Fortsetzung dieses Forschungsprojekt mit weiteren knapp 160.000 €, nachdem für die voran gegangenen Förderperioden bereits ein ähnlich hoher Betrag bewilligt wurde.
Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
Weitere Informationen zur Stiftung: http://www.wilhelm-sander-stiftung.de/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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