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16.12.2009 10:08

Zweifache Auszeichnung für Dr. Tobias Geisler - Tübinger Kardiologe tritt Stipendium an und erhält Förderpreis

Dr. Ellen Katz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

    Dr. Tobias Geisler (34) von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Abteilung Kardiologie und Kreislauferkrankungen) erhielt den mit 10 000 Euro dotierten Förder-preis der Stiftung "Der Herzkranke Diabetiker", Stiftung der Deutschen Diabetes-Stiftung. Ausgezeichnet wurde er auf der 9. Jahrestagung Anfang Dezember in Berlin für seine Forschungsarbeit** zum Typ 2 Diabetes.

    Typ 2 Diabetiker mit koronarer Herzerkrankung zeigen eine höhere Rate an Herzinfarkten und kurzfristigen Wiederverschlüssen nach Implantation von Gefäßstützen ("Stents") in ein Herzkranzgefäß. Blutplättchen (Thrombozyten), die durch verschiedene Faktoren aktiviert werden, können hierbei eine maßgebliche Rolle spielen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass bei interventionell behandelten Typ-2 Diabetikern der Grad der Inflammation und der Blutzucker-Kontrolle mit einer erhöhten Aggregationsneigung von Thrombozyten und einem verminderten Ansprechen auf eine konventionelle plättchenhemmende Therapie korreliert. Zudem konnte Dr. Geisler zeigen, dass hierdurch die kurzfristige kardiovaskuläre Prognose nach Stentimplantation beim Diabetiker entscheidend beeinflusst wird.
    Die Forschungsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass zur Verbesserung der kardiovaskulären Prognose des interventionell behandelten Typ-2-Diabetikers kombinierte Therapieansätze von Bedeutung sind, um inflammatorische Prozesse zu hemmen und die Stoffwechsellage sowie die Thrombozytenaggregationshemmung zu optimieren.

    Überdies erhielt Geisler im August den ESC Atherothrombosis Research Grant der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. Dieser wird jährlich vergeben, umfasst ein Stipendium in Höhe von 50 000 Euro für einen Forschungsaufenthalt im europäischen Ausland und geht jeweils an die drei besten Bewerber aus der EU. Dr. Geisler hat dieses Stipendium vor kurzem am Royal Brompton Hospital/Imperial College in London angetreten. Dort befasst er sich mit pharmakogenetischen und klinischen Risikomodellen zur Überprüfung der Wirksamkeit der plättchenhemmenden Therapie bei kardiovaskulären Risikopatienten.

    **Zusammenfassung der Preisarbeit mit dem Titel "Impact of inflammatory state and metabolic control on responsiveness to dual antiplatelet therapy in type II diabetics with symptomatic coronary artery disease prognostic relevance of residual platelet aggregability in diabetics undergoing coronary interventions".
    Typ 2 Diabetes ist charakterisiert durch eine endotheliale Dysfunktion, die inflammatorische Prozesse und Thrombozytenaktivierung und -aggregationsneigung begünstigt. Dieser prothrombotische Zustand stellt einen Risikofaktor für die kardiovaskuläre Prognose des interventionell behandelten Diabetikers mit koronarer Herzerkrankung dar. Die thrombozytäre Restaggregation (RPA) ist als prognostisch bedeutsamer Faktor bei Patienten, die eine koronare Stentimplantation erhalten, charakterisiert worden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, an einem zahlenmäßig großen Kollektiv von Typ II Diabetikern mit symptomatischer koronarer Herzerkrankung (KHK) den Zusammenhang zwischen inflammatorischen Markern und der Thrombozytenfunktion mit besonderer Berücksichtigung der prognostischen Bedeutung zu charakterisieren.
    In einer Pilotstudie wurde bei einem konsekutiven Patientenkollektiv von 75 Typ II Diabetikern und 153 Nicht-Diabetikern die inflammatorischen Marker Interleukin 6 and C-reaktives Protein (CRP) mittels Immunoassay untersucht. Die Thrombozytenaggregation nach Stimulation mit Adenosindiphosphat (ADP) und Arachidonsäure wurde mittels Vollblut-Impedanzaggregometrie gemessen. Weiterhin wurde an einer konsekutiven Kohorte von 1703 Patienten (542 Diabetikern, 31,8% und 1161 Nicht-Diabetikern, 68,2%), die eine koronare Stentimplantation aufgrund einer symptomatischen KHK erhielten, die ADP-induzierte Thrombozytenaggregation untersucht. Die Patienten wurden mit einer Clopidogrel Aufsättigungsdosis von 600mg gefolgt von einer dualen antithrombozytären Therapie behandelt (Aspirin 100mg und Clopidogrel 75mg täglich).
    Die inflammatorischen Marker waren signifikant erhöht bei denjenigen Diabetikern, die eine Hyperglykämie zum Zeitpunkt der koronaren Intervention zeigten, im Vergleich zu Nicht-Diabetikern und Diabetikern mit normoglykämischer Stoffwechsellage. Die Höhe der inflammatorischen Marker korrelierte dabei signifikant mit dem Grad der RPA unter Clopidogrel und Aspirin. In der Kohortenstudie zeigten Diabetiker eine deutlich gesteigerte Thombozytenaggregation unter dualer Plättchenhemmung verglichen mit Nicht-Diabetikern (Median der finalen ADP-induzierten Aggregation 38,1% verglichen mit 28,8%; p<0,001). Dieser Effekt zeigte sich vor allem bei Diabetikern mit schlechter metabolischer Kontrolle gemessen durch HbA1C Spiegel ?6,5. In einer interindividuellen Analyse konnte weiterhin eine verzögerte Aggregationshemmung bis 36 Stunden nach Clopidogrel Aufsättigung bei Diabetikern verglichen mit Nicht-Diabetikern beobachtet werden. Nach multivariater Adjustierung ließ sich das Vorliegen eines Typ II Diabetes als unabhängiger Risikofaktor für eine erhöhte thrombozytäre Restaggregation charakterisieren (Odds Ratio 4,39; 95% Konfidenzintervall (KI) 1,95-6,83; p<0,001). Außerdem konnte die RPA als unabhängiger Prädiktor für das Auftreten ei-nes Myokardinfarktes oder Todes kardiovaskulärer Ursache innerhalb von 30 Tagen identifi-ziert werden (adjustierte Hazard Ratio 1,05, 95%KI 1,02-1,07, p<0,001).
    Durch diese Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass der Grad der Inflammation und der glykämischen Kontrolle mit einem verminderten Ansprechen auf eine konventionelle antithrombozytäre Therapie bei interventionell behandelten Typ II Diabetikern korreliert. Zusätzlich, ließ sich eine erhöhte Restaggregation als wesentlicher Prädiktor für kurzfristig auftretende ischämische Komplikationen nach koronarer Intervention bei Diabetikern charakterisieren. Dadurch wird die Bedeutung und der Zusammenhang von kombinierten Therapieansätzen hervorgehoben, um inflammatorische Prozesse zu hemmen und die glykämische Stoffwechsellage und die Thrombozytenaggregationshemmung zu optimieren mit dem Ziel einer Verbesserung der kardiovaskulären Prognose des interventionell behandelten Diabetikers.
    (Dr. Tobias Geisler)

    Ansprechpartner für nähere Informationen:

    Universitätsklinikum Tübingen
    Medizinische Klinik, Kardiologie und Kreislauferkrankungen
    Prof. Dr. Meinrad Gawaz
    Otfried-Müller-Str. 10, 72076 Tübingen
    Tel. 07071/29-8 36 88, Fax 07071/29-57 49

    Clinical Trials and Evaluation Unit
    Royal Brompton Hospital
    Dr. Tobias Geisler
    Sydney Street, SW3 6NP London, Großbritannien
    Tel (Arbeit): 0044 207 3518831
    Mobil: 0044 7905793250
    E-Mail tobias.geisler@email.de


    Weitere Informationen:

    http://www.der-herzkranke-diabetiker.de/ - Mehr Informationen zur Stiftung "Der Herzkranke Diabetiker" und zum Preis
    http://www.escardio.org/education/ESC-Grants/Pages/atherothrombosis-research-fel.... - Mehr Informationen zum Grant


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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