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Wissenschaft
Johanniskraut steht in jedem Drogerieregal, als Helfer gegen Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen. Auch Kinder und Jugendliche bekommen häufig Johanniskraut, entweder aus der Drogerie oder in höherer Dosierung vom Arzt verschrieben aus der Apotheke. Ob das Kraut bei ihnen tatsächlich gegen Depressionen wirkt, ist bisher aber nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Eine vom Bundesforschungsministerium geförderte große Studie an der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie will diese Frage nun beantworten.
"Johanniskraut ist ab 12 Jahren für leichte bis mittelschwere Depressionen oder depressive Zustände zugelassen", erklärt Dr. Michael Kölch, kommissarisch leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie. "Die Wirksamkeit ist aber nicht nachgewiesen, denn bei pflanzlichen Wirkstoffen ist dieser Nachweis keine Voraussetzung für die Zulassung. Es gibt bisher nur eine Anwendungsbeobachtung und eine kleinere Studie zur Dosisfindung, das ist alles."
Dr. Kölch und sein Team wollen nun herausfinden, ob Johanniskraut überhaupt bei Depressionen von Kindern und Jugendlichen wirkt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die nach strengen wissenschaftlichen Kriterien (randomisiert, doppelt-blind, Placebo-kontrolliert) organisierte Studie, an der sich unter Ulmer Leitung Krankenhäuser in ca. 15 weiteren Zentren aus ganz Deutschland beteiligen, mit rund 1,2 Mio. Euro. "Wir müssen wissen, ob das, was wir Kindern verschreiben, tatsächlich hilft - das gilt für pflanzliche Wirkstoffe genauso wie für andere. In den industrialisierten Ländern nehmen Depressionen unter Kindern und Jugendlichen zu, sechs bis sieben Prozent erleben mindestens einmal in ihrem Leben depressive Phasen, die viel mehr sind als nur schlechte Stimmung. Ihnen sollte in den ersten drei Monaten zielgerichtet geholfen werden, damit das Leiden nicht schlimmer oder gar chronisch wird", so Kölch.
Mehr als 200 Kinder und Jugendliche mit Depressionen werden in der Studie per Zufallsprinzip Gruppen zugeordnet, die drei Monate lang entweder Johanniskraut in einer standardisierten Zusammensetzung erhalten oder einen Placebo. "Dabei begleiten wir die Kinder engmaschig und führen die psychosoziale Betreuung weiter. Wir ermitteln auch, welche Faktoren eine Wirkung des Johanniskrauts begünstigen können. Wenn wir eine Wirksamkeit belegen können, haben wir möglicherweise eine nebenwirkungsarme Alternative zu anderen nachweislich wirksamen Psychopharmaka. Wenn nicht, ist dieses Wissen genauso wertvoll", blickt Dr. Kölch voraus.
Die Teilnahme an der Studie ist für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren möglich. Bei Interesse können sich betroffene Familien an die Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie wenden. Tel: 0731 - 500 61636 oder 61629.
Mit freundlichen Grüßen,
Petra Schultze
Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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D - 89081 Ulm
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Mail: petra.schultze@uniklinik-ulm.de
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http://www.uniklinik-ulm.de/kjpp - Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie
Dr. Michael Kölch
Foto: UK Ulm
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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